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05.10.2020 13:33:00
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40 statt 30 Werte? Deutsche Börse will DAX reformieren
Mit den Neuerungen reagiert die Deutsche Börse auf die zuletzt laut gewordene Kritik um die bisherigen DAX-Regularien. Hintergrund ist der Rauswurf des inzwischen insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard, keine zwei Jahre nach dessen Aufnahme. Die Deutsche Börse hatte bereits im Sommer ihre Regeln geändert, dass bei einer Zahlungsunfähigkeit oder einem eingeleiteten Insolvenzverfahren Firmen binnen zweier Handelstage aus den Indizes entfernt werden.
Das zog den Eintritt des verlustreichen Unternehmens Delivery Hero und weitere Kritik an der Qualität des DAX nach sich. Die Deutsche Börse hatte unter anderem deswegen angekündigt, die Regeln noch in diesem Jahr ändern zu wollen. Eine Vergrößerung des DAX würde zugleich den MDAX verkleinern. Der Vorschlag sieht vor, dass der Index künftig nur noch 50 statt wie bislang 60 Unternehmen umfassen soll. Im SDAX sollen weiter 70 Aktien gelistet sein. Hier hatte es zuletzt wegen der häufigen Wechsel Kritik gegeben.
Sollten die Änderungen kommen, würde sich die Branchengewichtung im Leitindex teils verschieben. Vor allem der Chemie-Sektor würde im Leitindex stark zulegen können, wie aus einer Präsentation zum Reformvorschlag hervorgeht. Auch in den Bereichen Medien sowie Pharmaindustrie würden Unternehmen den Sprung in den DAX machen. Die Bedeutung der Autokonzerne sowie Produzenten von Konsumgütern für die Indexberechnung würde dagegen sinken.
Von der Reform verspreche man sich "erweiterte Qualitätskriterien" sowie eine "Angleichung dieser Kriterien an internationale Indexstandards", hieß es in einer Mitteilung vom Montag. Damit ist etwa gemeint, dass der Börsenumsatz als Kriterium wie international üblich auch beim DAX wegfallen soll. "Hohe Kapitalmarktrelevanz und Objektivität sollen erhalten bleiben und gleichzeitig Transparenz und Berechenbarkeit weiter gestärkt werden."
Bei den Qualitätsstandards ist geplant, dass alle Mitglieder des DAX einen Prüfungsausschuss im Aufsichtsrat nachweisen müssen. Unternehmen, die mehr als 10 Prozent ihres Umsatzes mit "kontroversen Waffen" machen, solle der Eintritt verwehrt bleiben.
Um den DAX weiter an die internationalen Indexstandards anzupassen, soll die Zusammensetzung des Index fortan alle sechs Monate statt einmal im Jahr überprüft werden. Davon verspreche man sich, Veränderungen schneller umsetzen zu können. Zudem reicht es künftig aus, wenn die Unternehmen im regulierten Markt und nicht auch noch im sogenannten Premiumsegment Prime Standard notiert sind.
Bei dem LBBW-Indexexperten Uwe Streich stießen die Vorschläge auf geteiltes Echo. Er begrüßte zwar die größere Diversifikation des DAX bei 40 Werten sowie die regelmäßigere Überprüfung der Index-Zusammensetzung. Inwiefern das Thema nachweisliche Profitabilität Sinn ergebe oder doch ein Hindernis sei, müsse noch geklärt werden. Zwar sei die Idee im Grunde gut, um dadurch eine höhere Qualität des DAX zu erreichen. "Aber was verstehe ich unter Profitabilität? Muss ein Unternehmen Gewinn machen oder reicht es bei einer jungen Firma aus, wenn nur das Ebitda profitabel ist?"
Bereits 2018 hatte sich der Deutsche Börse-Chef Theodor Weimer für eine Erweiterung des DAX ausgesprochen. "Von der Größenordnung der deutschen Wirtschaft her wäre es durchaus gerechtfertigt, dass man mal perspektivisch darüber nachdenkt, den DAX auch etwas breiter aufzustellen", sagte Weimer zum 30. Jubiläum des DAX im Juli 2018. Er halte es für denkbar, dass der DAX auch mehr als 30 Werte abbilde.
/zb/mis
FRANKFURT (dpa-AFX)
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