10 Jahre Krise 28.07.2017 12:51:00

Nowotny rückblickend zur Finanzkrise: "Fünf verlorene und fünf angespannte Jahre"

Nationalbank-Gouverneur und EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny hat 2009 angesichts der gerade ausgebrochenen Finanzkrise vor einem verlorenen Jahrzehnt gewarnt. Rückblickend waren es wohl eher "fünf verlorene und fünf sehr angespannte Jahre", sagte Nowotny in einem Interview mit den "Salzburger Nachrichten" (Mittwochausgabe).

"Es hat sich gezeigt, dass diese Finanzkrise wahrscheinlich die größte wirtschaftliche Herausforderung seit der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre war", so Nowotny. Erfreulicherweise habe es eine rasche Gegenreaktion gegeben. Zunächst von den Notenbanken, die den Banken vorübergehend in vollem Ausmaß Geld bereitstellten und so eine Liquiditätskrise unterbunden haben.

Zudem sei es gelungen, strukturelle Probleme zu lösen, etwa durch höhere Mittel des Internationalen Währungsfonds. Das habe insbesondere Österreich beim Bewältigen der Probleme in Zentral- und Südosteuropa geholfen.

"Drittens gab es einen Prozess der Re-Regulierung nach einer Phase der Deregulierung auf den Finanzmärkten, die nachträglich gesehen einer der wesentlichen Gründe für die Finanzkrise war", sagte Nowotny. Bei der Regulierung müsse man aber aufpassen, dass man nicht überziehe.

Europa liege bei der Bewältigung der Krise hinter den USA. Die USA habe sich viel rascher von der Krise erholt, weil es dort eine engere Abstimmung von Geld- und Fiskalpolitik gab. "Die USA waren bereit, höhere Defizite in Kauf zu nehmen. Das hat der US-Notenbank erlaubt, die eigenen expansiven Maßnahmen schrittweise zurückzunehmen, wenn auch sehr vorsichtig", so Nowotny.

Ein zweifelloser Vorteil der US-Notenbank Fed sei, dass ihr nur eine Regierung gegenüberstehe. Die expansivere Fiskalpolitik der USA hänge auch damit zusammen, dass die Verschuldungskapazität der USA größer sei als die eines einzelnen europäischen Staates. Auch wenn der Euro aufgeholt habe, sei der US-Dollar die führende Währung. "Aber es gibt im Unterschied zu den USA eben keine einheitliche Euro-Verschuldung", so Nowotny.

Im Nachhinein betrachtet sei die Strategie der USA die erfolgreichere gewesen, den Banken die faulen Assets rasch abzunehmen und sie am Ende mit Gewinn wieder abzustoßen, konzidierte Nowotny. "Auch in Europa hätten einzelne Staaten das Problem über große Bad Banks entschärft, Deutschland, Irland und Großbritannien, aber es gab eben keine gesamteuropäische Lösung", so Nowotny.

(Schluss) ggr/cri

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