Starke Bedenken? |
11.08.2019 22:08:00
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Zentralbanken auf der ganzen Welt senken Leitzins: Wie es zur Welle der lockeren Geldpolitik kam
• Globale Unsicherheit und große Bedenken
• Wirtschaft soll angekurbelt werden
Die EZB ließ ihre Leitzinsen mit der letzten Sitzung auf ihrem Rekordtief, die US-Notenbank Fed senkte daneben erstmals seit der Finanzkrise die Zinsen - das gab den Startschuss für reihenweise weitere Leitzinssenkungen. Die globalen langfristigen Zinssätze befinden sich nun auf einer historisch tiefen Ebene.
Etliche Zentralbanken schließen sich den tieferen Leitzinsen an
Die Zentralbanken von Indien, Thailand, Neuseeland und Australien ziehen nach: Die Reserve Bank of India setzte den Leitzins zum vierten Mal in Folge - zuletzt um 35 Basispunkte - herab. Parallel drehte die thailändische Zentralbank zum ersten Mal seit vier Jahren um 25 Basispunkte an der Zinsschraube. Die Reserve Bank of New Zealand überraschte mit einer Leitzinssenkung um 50 Basispunkte - der Leitzins dort landet so auf einem Allzeittief von 1 Prozent. In Australien wurde der Leitzins ebenfalls auf seinem Rekordtief belassen. Diese geldpolitischen Maßnahmen sendeten, laut dem Senior Fixed Income Portfoliomanager bei London & Capital Rabbani Wahhab, eine klare Botschaft: Man sei der Ansicht, dass "nicht nur die großen Wirtschaftsblöcke wie die USA und die Eurozone einfachere Währungsbedingungen brauchen, sondern auch andere Volkswirtschaften, die Teil der globalen Maschine sind", zitiert ihn der US-Nachrichtensender CNBC.
Mögliche Auslöser für die mehrheitlichen Zinssenkungen
Die mehrheitliche Lockerung der Geldpolitik signalisiert, dass die Zentralbanken erhebliche Sorgen hinsichtlich der wirtschaftlichen Aussichten, sowohl im In- als auch im Ausland, hegen. Die geldpolitischen Maßnahmen werden schließlich ergriffen, um einem Abschwung entgegenzuwirken und die Wirtschaft anzukurbeln. Doch woher kommt diese Unsicherheit? Hintergrund sind schwächere, nationale Aussichten aber auch zurückgehende jährliche Wachstumsraten und -erwartungen. Außerdem steht eine niedrige Inflation sowie ein reduziertes Verbrauchervertrauen im Raum. Global betrachtet, kurbeln Risiken wie der sino-amerikanische Handelsstreit diese Unsicherheit an - immer wieder werden Hoffnungen auf eine nahende Lösung abgeschmettert oder eine neue Runde angedrohter Strafzölle heizt die Unsicherheit an. "Die allgemeine Sorge der globalen Zentralbanker ist die Disinflation, die an sich oft ein Vorbote für die Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit ist", so Wahhab gegenüber CNBC. Er geht außerdem davon aus, dass weitere Zentralbanken den historisch niedrigen Zinsniveaus anschließen werden.
Anleger suchen sichere Häfen
Auf die weit verbreitete, herrschende Unsicherheit reagieren nicht nur die Zentralbanken: Auch Anleger versuchen sich zunehmend abzusichern und flüchten mit ihren Investitionen in sichere Häfen. So befinden sich etliche Marktteilnehmen in einem regelrechten Goldkaufrausch, was die Nachfrage und somit den Goldpreis in die Höhe. So sprang der Preis des gelb-glänzenden Edelmetalls erstmals seit 2013 über die Marke von 1.500 US-Dollar pro Feinunze.
Aber auch Staatsanleihen erfreuen sich erhöhter Attraktivität und ziehen Anleger derzeit magisch an - die festverzinslichen Anlagen gelten ebenfalls als sicherer Hafen. Infolgedessen fielen beispielsweise die deutschen Anleiherenditen vor wenigen Tagen auf neue Rekordtiefs - die gesamten Renditekurse der deutschen Bundesregierung befinden sich im Negativbereich.
Redaktion finanzen.at
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