EZB habe "genug getan" 18.07.2014 12:30:31

Weidmann spricht von Zinserhöhung

Von einer notwendigen Zinserhöhung dürfe sie nicht aus Rücksicht auf hoch verschuldete Staaten absehen, sagte Weidmann laut vorab verbreitetem Redetext in Madrid. Er ist damit das erste EZB-Ratsmitglied, dass im aktuellen Lockerungszyklus von der Notwendigkeit höherer Zinsen spricht.

   "Es ist besonders wichtig, jetzt klar zu stellen, dass das Eurosystem nicht aus Rücksicht auf die öffentlichen Finanzen von einer notwendigen Anhebung der Zentralbankzinsen absehen wird", sagte Weidmann demnach und fügte hinzu: "Mit Blick auf den Euroraum würde ich sagen, dass die Geldpolitik ihren Beitrag zur Bewahrung von Preisstabilität geleistet hat."

   Der EZB-Rat, dem Weidmann angehört, hatte im Juni wegen der sehr niedrigen Inflation eine Reihe von Maßnahmen zur Lockerung der Finanzierungsbedingungen beschlossen. Dazu gehörte eine weitere Senkung der Leitzinsen, einschließlich eines negativen Satzes auf Bankeinlagen bei der EZB, sowie sehr langfristige Refinanzierungsgeschäfte für Banken.

   Weidmann hatte diese Beschlüsse mitgetragen - offenbar in der Hoffnung, dadurch würden Forderungen nach groß angelegen Staatsanleihekäufen verstummen. Präsident Mario Draghi sagte nach der Entscheidung, die EZB habe nun die Zinsuntergrenze erreicht. In seiner monatlichen geldpolitischen Erklärung stellte Draghi seit Juni keine weitere Zinssenkung, sondern nur noch für längere Zeit Zinsen auf dem aktuellen Niveau in Aussicht.

   Vor allem in Deutschland wächst die Kritik an der Niedrigzinspolitk der EZB. Viele Deutsche sehen die Zentralbank als Verursacherin der sehr niedrigen Sparzinsen und sprechen von einer Enteignung durch die EZB. Weidmann hat die EZB gegen solche Vorwürfe stets in Schutz genommen und die niedrigen Zinsen als Reaktion auf die sehr schwachen Inflationsaussichten verteidigt.

   DJG/hab/apo

   Dow Jones Newswires

Von Hans Bentzien

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