Wochenausblick |
14.09.2015 07:45:46
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US-Zinsentscheid der Fed überstrahlt andere Themen
Die Erwartungen von Beobachtern für die FOMC-Sitzung sind deutlich geteilt: Während an den Finanzmärkten eine Zinserhöhung in dieser Woche ausgepreist ist, sehen Analysten immer noch starke Argumente für höhere Zinsen.
Anhänger höherer Zinsen haben folgende Argumente für sich: Der Arbeitsmarkt befindet sich in guter Verfassung, die Arbeitslosenquote deutet schon seit einiger Zeit auf Vollbeschäftigung hin, und auch die Unterbeschäftigung ist deutlich zurückgegangen. Der private Konsum läuft ebenso gut wie der Häusermarkt. Ein Zinsregime, das die Notenbank einst zur Bekämpfung einer scheren Finanzkrise einführte, ist dem eigentlich nicht mehr angemessen. Das sehen im Prinzip auch die Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) so.
Aber auch Anhänger unveränderter Zinsen sind nicht ohne Argumente: Die Inflation in den USA ist nach wie vor sehr niedrig. Die Preisentwicklung bei Öl und anderen Rohstoffen spricht zumindest nicht dagegen, dass das noch eine Weile so bleibt. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit ging mit einem Rückgang der Partizipationsquote einher, der nicht völlig mit Bevölkerungsalterung erklärbar ist. Zudem erhöhen die von Asien ausgegangenen Finanzmarktturbulenzen die Unsicherheit für die Wachstumsaussichten.
Vor allem letzteres Argument hat es in sich. Manche Beobachter argumentieren, dass diese Turbulenzen direkt mit der Erwartung höherer US-Zinsen und den daraus resultierenden Risiken für Finanzmärkte und Wachstum in großen Schwellenländern zusammenhängen. Sollten die Aktienmarktabstürze das Einpreisen höherer US-Zinsen darstellen und die anschließende Erholung das Auspreisen, dann stünde die Fed vor einem Zirkelschlussphänomen.
Einige Ökonomen meinen deshalb, dass die Fed auf diese unschöne Perspektive - manche sehen darin den derzeit bedeutendsten Unsicherheitsfaktor für die Finanzmärkte - wie Alexander der Große reagieren und den Gordischen Knoten einfach durchhauen sollte. Wichtig wäre aus ihrer Sicht, dass die FOMC-Mitglieder in diesem Fall zugleich einen schön flachen Zinspfad prognostizieren.
Welcher Denkrichtung die FOMC-Mitglieder derzeit mehrheitlich zuneigen, ist schwer auszumachen. Fed-Chefin Janet Yellen hat seit Juli gar nichts mehr gesagt. Von den neun übrigen Stimmberechtigten haben sich nach den Finanzmarktturbulenzen fünf geäußert, davon drei in einer Weise, die als Votum für höhere Zinsen - irgendwann in diesem Jahr - interpretiert werden könnte. Nur einer, Jeffrey Lacker, forderte eine sofortige Zinserhöhung.
Die im Wochenverlauf anstehenden US-Konjunkturdaten sind wenig geeignet, die Erwartungen hinsichtlich des Zinskurses zu beeinflussen. Am ehesten dürfte das noch für die Einzelhandelsumsätze (Dienstag 14.30 Uhr MESZ) und die Verbraucherpreise (Mittwoch zu gleicher Zeit) gelten.
Ansonsten stehen zwei weitere geldpolitische Entscheidungen an: In der Nacht zu Dienstag in Japan und am Donnerstag um 9.30 Uhr in der Schweiz. Die Bank of Japan (BoJ) steht zur Zeit vor dem Problem, dass die von ihr beobachtete Inflationsrate (ohne die Preise unverarbeiteter Nahrungsmittel) auf dem Weg zur Nulllinie ist. Schuld ist der gefallene Ölpreis. Beobachter spekulieren deshalb, dass sich die BoJ künftig stärker auf die Kerninflationsrate ohne Nahrungsmittel- und Energiepreise konzentrieren könnte.
Das würde ihr etwas mehr zeitlichen Spielraum geben, über eine Aufstockung ihres Wertpapierkaufsprogramms nachzudenken. Viele Beobachter glauben, dass das unumgänglich ist, vereinzelt wird ein solcher Schritt sogar schon für diese Woche vorausgesagt.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dagegen hat keinen Anlass zum Handeln. Stimmungsumfragen in der Wirtschaft haben zuletzt positiv überrascht, und der Franken hat seit der vorigen Ratssitzung gegenüber dem Euro um 5 Prozent abgewertet. Beides reduziert die Deflationsrisiken.
Bereits am Dienstag (11.00 Uhr) veröffentlicht das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) seinen Index der Konjunkturerwartungen für Deutschland. Experten rechnen wegen der starken Finanzmarktschwankungen - der Dax hat seit der vorigen ZEW-Veröffentlichung rund 10 Prozent verloren - mit einem deutlichen Rückgang.
DJG/hab/apo
Dow Jones Newswires
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)
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