Erhöhung rückt näher |
18.12.2014 12:47:30
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US-Notenbank Fed will Zinsen "geduldig" erhöhen
Damit gab die Fed das von vielen Experten erwartete Signal, dass die erste Zinserhöhung nach der großen Finanz- und Wirtschaftskrise näher rückt. In ihrer Pressekonferenz sagte Yellen: "Die neue Orientierungshilfe spiegelt den Fokus auf die wirtschaftliche Entwicklung besser wider."
Die zaghafte Änderung in der Sprachpolitik zeigt die Sorge der Geldpolitiker vor einer panikartigen Reaktion der Finanzmärkte, die eventuell eingetreten wäre, hätte die Fed den Passus über die "beträchtliche Zeit" komplett gestrichen. "Es ist fast so, als ob die Fed weder den einen noch den anderen Weg signalisieren will", meinte ANZ-Devisenmanager Sam Tuck. "Sie haben deshalb jedem etwas gegeben."
Die Währungshüter stehen vor der großen Herausforderung, die Aussicht auf steigende Zinsen zu kommunizieren, ohne sich selbst in einen Zeitplan zu zwängen oder die Märkte schwerwiegend zu erschüttern. Seit Ende 2008 liegt der Leitzins auf dem Rekordtief von null bis 0,25 Prozent.
Die ersten Schritte für eine straffere Geldpolitik hat die Fed bereits getan. Im Oktober ließ sie ihr massives Kaufprogramm für Staats- und Hypothekentitel auslaufen. Trotz des stabilen Wirtschaftsaufschwungs in den USA erwarten die meisten Anleger und Experten, dass die Fed erst im Sommer 2015 an der Zinsschraube drehen wird.
Das anhaltende Stellenwachstum und der Rückgang der Arbeitslosigkeit deuten darauf, dass der US-Arbeitsmarkt gut ausgelastet ist. Zur gleichen Zeit üben der starke Dollar und die fallenden Rohstoffpreise einen merklichen Abwärtsdruck auf die Inflation aus. Damit steht die Fed vor einem Dilemma: Der robuste Zustand der Wirtschaft ruft nach einer Zinserhöhung, doch die sinkende Inflation spricht für Zurückhaltung.
Das Augenmerk der Märkte sei auf die Worte "beträchtliche Zeit" gerichtet gewesen, sagte Jeffrey MacDonald, Portfolio-Manager bei Fiduciary Trust. "Der Fed ist es gelungen, ihr Versprechen aufrecht zu erhalten, ohne es einzuhalten", meinte er. "Das bedeutet, dass die Fed im Zweifel die Zinsen lieber etwas zu langsam als zu schnell erhöhen wird."
Nach den jüngsten Projektionen rechnen 15 von 17 Ratsmitgliedern im nächsten Jahr mit einer Zinserhöhung, zwei Ratsmitglieder erwarten die erste Straffung erst im Jahr 2016. Angesichts der niedrigen Inflation verläuft der angenommene Zinspfad aber nun etwas flacher als nach der Projektion im September.
Hinter der Annäherung an eine Zinserhöhung steht die wachsende Überzeugung der Geldpolitiker, dass die US-Wirtschaft an Stärke gewinnt. Für das Jahr 2015 sagen sie ein Wirtschaftswachstum von 2,6 bis 3,0 Prozent voraus und einen Rückagng der Arbeitslosenquote auf 5,2 oder 5,3 Prozent. Damit wäre die Quote im Bereich der Vollbeschäftigung.
Der akutelle Beschluss war umstritten, von drei Fed-Vertretern kam ein abweichendes Votum. Die Präsidenten der Dallas-Fed und der Philadelphia-Fed, Richard Fisher und Charles Plosser, sind zwei bekannte "Falken", die auf eine frühere Zinserhöhung drängen. Der Präsident der Minneapolis-Fed, Narayana Kocherlakota, ist hingegen eine "Taube" und will noch länger abwarten.
Schon bei ihrem letzten Zinserhöhungszyklus im Jahr 2004 hatte die Fed mit einer neuen Wortwahl das erste Zeichen für einen Kurswechsel gegeben. Zu dieser Zeit leitete Alan Greenspan die Fed. Im Januar jenes Jahres ließ die Fed die Zusicherung fallen, dass die Zinsen für einen "beträchtlichen Zeitraum" niedrig bleiben würden, und versprach geduldig zu sein, bevor sie die Zinsen erhöht. Das Wort "geduldig" wurde im Mai fallen gelassen und im Juni erfolgte die Zinserhöhung von 1,00 auf 1,25 Prozent.
Die Aktienmärkte zogen in Reaktion auf das Fed-Kommunique weiter an, der Dollar zeigte sich volatil, profitierte aber tendenziell von der Aussicht auf höhere Zinsen.
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DJG/apo/cln
Von Andreas Plecko
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