02.10.2013 17:04:30

UPDATE3: Draghi verspricht den Banken niedrige Zinsen

   --Draghi: Zinsen für längere Zeit so niedrig wie derzeit oder niedriger

   --EZB falls nötig zu weiteren Langfristkrediten bereit

   --EZB beobachtet Euro-Wechselkurs genau

   (NEU: Reaktionen von Bankvolkswirten)

   Von Hans Bentzien

   Die Banken im Euroraum können auch weiterhin mit niedrigen Zinsen rechnen: EZB-Präsident Mario Draghi hat in seiner monatlichen Pressekonferenz den Niedrigzinsausblick der Europäischen Zentralbank bekräftigt und für den Notfall weitere Langfristkredite für Banken versprochen. Die EZB rechne damit, dass die Zinsen so niedrig wie derzeit blieben oder sogar noch weiter sinken würden, sagte Draghi in seinen Einleitenden Bemerkungen zur Erläuterung der aktuellen Zinsentscheidung. Dieser Zinsausblick sei abhängig von einem anhaltend niedrigen mittelfristigen Inflationsdruck.

   Zuvor hatte die EZB wie erwartet beschlossen, ihre Leitzinsen unverändert zu lassen. Nach Draghis Aussagen beobachtet die EZB die Refinanzierungsbedingungen der Banken und die Entwicklung des Euro-Wechselkurses genau.

   "Mit Blick auf den Geldmarkt werden wir besonders auf solche Entwicklungen achten, die sich auf die Ausrichtung unserer Geldpolitik auswirken können, und wir sind bereit, alle verfügbaren Instrumente einzusetzen", sagte Draghi. Dazu gehörten, falls erforderlich, auch weitere langfristige Refinanzierungsgeschäfte, fügte er hinzu. Zuletzt hatten die Geldmarktsätze in Europa allerdings nachgegeben. Grund war die unerwartete Entscheidung der US-Notenbank, ihre milliardenschweren Anleihekäufe vorerst ungebremst fortzusetzen.

   "Es war Draghi offenbar wichtig, zu betonen, dass die EZB kein Interesse an höheren Geldmarktsätzen hat. Wir haben ganz klare verbale Interventionen gegen steigende Geldmarktzinsen gesehen", sagte Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe. Ob die EZB ihren Worten auch Taten folgen lasse, werde sich voraussichtlich am Jahresende zeigen, wenn die Spekulation über reduzierte Anleihekäufe der US-Notenbank aufflammen würden. NordLB-Volkswirt Mario Gruppe sagte: "Wir rechnen mit einem weiteren Langfristtender gegen Ende des Jahres."

   An ein Auslaufen ihrer Niedrigzinspolitik denkt die EZB in diesem Umfeld nicht einmal. Dafür spricht, dass der Rat nach Draghis Aussage wie schon bei der vorigen Sitzung wieder über Zinssenkungen diskutiert hat. Einige Ratsmitglieder hätten das für angemessen gehalten, andere nicht, sagte er. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass die Leitzinsen bis Mitte nächsten Jahres unverändert bleiben werden.

   Auf Nachfrage äußerte sich der EZB-Präsident auch zum Euro-Wechselkurs, der seit der Entscheidung der Federal Reserve zu unveränderten Anleihekäufen deutlich angezogen hat. Draghi sagte, der Euro-Wechselkurs sei bekanntermaßen keine Zielgröße der EZB-Politik. Allerdings sei er ein wichtiger Faktor für Wachstum und Preisstabilität, weshalb ihn die EZB auch aufmerksam beobachte. Der EZB-Präsident nannte den Euro-Wechselkurs später außerdem einen Faktor, der zur niedriger Inflation beitrage und daher genau im Auge behalten werden sollte.

   Die Verbraucherpreise im Euroraum sind im September nur noch mit einer Jahresrate von 1,1 Prozent gestiegen. Das mittelfristige Inflationsziel der EZB liegt aber bei knapp 2 Prozent. Draghi fand diesen Umstand jedoch nicht besonders beunruhigend. Die Inflation entwickle sich wie erwartet und dürfte weiterhin deutlich unter 2 Prozent liegen, sagte er.

   Genauere Informationen über den Ablauf von Buchprüfungen und Stresstests bei Banken will die EZB laut Draghi in der zweiten Hälfte des laufenden Monats geben. Der EZB-Präsident kündigte erneut eine "glaubwürdige und transparente" Prüfung der Institute an. Anders hätten diese "Übungen" keinen Sinn, sagte er.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

   DJG/hab/chg

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   October 02, 2013 10:33 ET (14:33 GMT)

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