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10.12.2015 15:15:00
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SNB bleibt geldpolitisch auf Kurs: Franken "deutlich überbewertet"
Viele Ökonomen hatten mit den Entscheidungen der SNB gerechnet. Als wesentlicher Grund für die abwartende Haltung wurde die nur moderate geldpolitische Lockerung der Europäischen Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche genannt. Seither hat der Euro (Dollarkurs) zu vielen Währungen deutlich an Wert gewonnen. Das nimmt etwas Druck von der SNB, die sich seit längerem gegen deutlich fallende Binnenpreise stemmt.
"Die eidgenössischen Währungshüter behielten eine ruhige Hand", kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein. Die SNB legt seiner Einschätzung nach besonderes Augenmerk auf die Wechselkursentwicklung. Da der Kurs des Franken (EUR/CHF) auf die EZB-Maßnahme der vergangenen Woche kaum reagierte, bestand auch kein akuter Handlungsbedarf.
Generell sehen die Schweizer Währungshüter den Franken aber nach wie vor als "deutlich überbewertet" an. Der Negativzins und die Zinsdifferenz zum Ausland würden den Franken zwar derzeit weniger attraktiv machen und weiterhin zu seiner Abschwächung der heimischen Währung beitragen, heißt es in der geldpolitischen Lagebeurteilung der Notenbank. Gleichzeitig bleibe die SNB am Devisenmarkt aktiv, um bei Bedarf Einfluss auf die Wechselkursentwicklung zu nehmen.
"Der Negativzins und die Bereitschaft der Nationalbank, am Devisenmarkt einzugreifen, dienen dazu, den Druck auf den Franken zu verringern", so die Währungshüter. Die Geldpolitik helfe, die Preisentwicklung zu stabilisieren und die Wirtschaftsaktivität zu unterstützen.
Nach Einschätzung des Experten Christian Lips von der NordLB war die SNB gut beraten, "ihr geldpolitisches Pulver trocken zu halten". Nachdem der Franken in der Vergangenheit oftmals als "sicherer Hafen" für die internationalen Finanzmärkte diente, könne eine ähnliche Entwicklung in den kommenden Monaten nicht ausgeschlossen werden. "Die geopolitischen Konflikte, China und Finanzmarktturbulenzen sind potenzielle Risikofaktoren, die eine neue Flucht in den Schweizer Franken auslösen könnten", sagte Lips.
Bei der Einschätzung der Konjunkturentwicklung in der Schweiz bleibt die SNB bei ihrer Einschätzung vom September. Sie rechnet demnach für das laufende Jahr unverändert mit einem Wirtschaftswachstum von "knapp einem Prozent". Für 2016 gab sie hingegen erstmals eine Prognose ab und prognostizierte ein Wachstum von "rund 1,5 Prozent". Mit der allmählichen Belebung der weltweiten Konjunktur dürfte sich die Auslandsnachfrage nach Schweizer Waren und Dienstleistungen weiter festigen, hieß es.
/jkr/bgf/uh/gab/bgfZÜRICH (dpa-AFX)
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