Pressekonferenz 08.06.2017 15:40:40

EZB senkt Inflationsprognosen und hebt BIP-Prognosen an

EZB senkt Inflationsprognosen und hebt BIP-Prognosen an

Wie Präsident Mario Draghi in seiner Pressekonferenz nach der EZB-Ratssitzung in Tallinn sagte, rechnet die EZB für 2017 nun mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 1,5 Prozent. Im März hatte sie noch 1,7 Prozent Teuerung erwartet. Die Prognose für 2018 wurde auf 1,3 (1,6) Prozent und die für 2019 auf 1,6 (1,7) Prozent reduziert.

Die EZB ist zur mittelfristigen Gewährleistung von Preisstabilität verpflichtet, die sie bei einer Inflationsrate von knapp 2 Prozent gewährleistet sieht. Im Mai waren die Verbraucherpreise mit einer Jahresrate von 1,4 (Vormonat: 1,9) Prozent gestiegen. Allerdings ist die Gesamtinflation stark von der Entwicklung des Ölpreises beeinflusst. Ihre aktuellen Kerninflationsprognosen veröffentlicht die EZB am Nachmittag.

Wörtlich sagte der EZB-Präsident: "Es ist weiterhin eine substanzielle geldpolitische Akkommodation erforderlich, damit sich ein grundlegender Inflationsdruck aufbauen und die Gesamtinflation mittelfristig stützen kann. Sollte sich der Ausblick eintrüben oder sollten sich die Finanzierungsbedingungen in einer Weise verändern, die dem Ziel einer nachhaltig höheren Inflation zuwiderlaufen, würde der EZB-Rat Volumen und/oder Dauer des Ankaufprogramms erhöhen."

Die Prognosen für das Wirtschaftswachstum wurden leicht angehoben. Laut Draghi rechnet die EZB für 2017 nun mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodults (BIP) um 1,9 (1,8) Prozent. Für 2018 und 2019 werden Wachstumsraten von 1,8 (1,7) und 1,7 (1,6) Prozent vorausgesagt. Laut Draghi betrachtet der EZB-Rat die diesen Wachstumsausblick umgebenden Risiken als weitgehend ausgeglichen. Bisher hatte der Rat diese Risiken stets als "abwärts gerichtet" bezeichnet.

Zuvor hatte die EZB beschlossen, Leitzinsen und Wertpapierkäufe unverändert zu lassen. Zugleich ließ sie jedoch ihre Prognose fallen, dass die Zinsen weiter sinken könnten. Stattdessen heißt es im aktuellen Statement, dass die Leitzinsen für längere Zeit - und zwar weit über die Zeitdauer von Wertpapierkäufen hinaus - auf dem aktuellen Niveau bleiben dürften.

EZB-Rat hat keine Normalisierung der Geldpolitik diskutiert

Die EZB denkt laut Draghi momentan noch nicht an eine Normalisierung ihrer Geldpolitik. Draghi sagte auf die Frage, ob über eine derartige Normalisierung diskutiert worden sei: "Die Antwort ist nein." Auf eine ähnliche Frage antwortete er: "Das wurde nicht diskutiert."

Draghi zufolge schließt sie EZB aber weitere Zinssenkungen nicht aus. "Basierend auf den aktuellen Einschätzungen und Informationen rechnen wir derzeit nicht damit, dass die Zinsen sinken", sagte er. Sollten sich die Dinge allerdings verschlechtern, sei durchaus eine Zinssenkung möglich.

Draghi erklärte die Streichung des "Easing Bias" bei den Zinsen damit, dass die Deflationsrisiken geschwunden seien. Draghi sagt weiter, dass sich der EZB-Rat nun auf die Stärke seines Ankaufprogramms verlasse.

Ankaufprogramm läuft reibungslos

Das Anleihekaufprogramm des Eurosystems läuft nach Aussage von EZB-Präsident Mario Draghi reibungslos. Sollte es zu Problemen kommen, würde die Europäische Zentralbank (EZB) von der in dem Programm angelegten Flexibilität Gebrauch machen. so Draghi. Die zuletzt von der EZB veröffentlichten Ankaufdaten hatten darauf hingedeutet, dass die Deutsche Bundesbank ihre Ankaufquote im Mai nicht vollständig ausgeschöpft hat.

TALLINN/FRANKFURT (Dow Jones)

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Bildquelle: Dursun Aydemir/Anadolu Agency/Getty Images,ECB,Thomas Lohnes/Getty Images