Die Ukraine-Krise hat die russische Zentralbank zu einer überraschenden Zinserhöhung getrieben.
Der Leitzins, zu dem sich Banken für eine Woche Geld leihen können, wurde von 7,0 auf 7,5 Prozent angehoben, wie die Zentralbank am Freitag mitteilte. Ökonomen hatten nicht mit einem Zinsschritt gerechnet. Die Währungshüter stemmen sich gegen Kapitalflucht und Inflationsgefahr.
Wegen der Ukraine-Krise ziehen Investoren massiv Geld aus Russland ab, der russische Rubel steht deshalb stark unter Druck. Seit Jahresbeginn hat die russische Landeswährung 8,4 Prozent an Wert eingebüßt. Zudem liegt die Inflation deutlich höher als von der Notenbank gewünscht. Im März stiegen die Verbraucherpreise um 6,9 Prozent im Jahresvergleich. Die Währungshüter streben eine Rate von 5 Prozent an.
Die aktuellen Leitzinsen verschiedener Regionen
Euroland
Im Euroraum liegt der Leitzins seit 4. September 2014 bei 0,05 Prozent. Dies ist ein historischer Tiefstwert - nie zuvor war der Leitzins in den Euro-Ländern so niedrig.
USA
In den USA liegt der Leitzinssatz seit 16. Dezember 2008 in der Zinsspanne von 0 bis 0,25 Prozent.
Japan
Die japanische Zentralbank hat die Leitzinsen am 5. Oktober 2010 auf 0 bis 0,1 Prozent gesenkt und seitdem dort belassen.
Großbritannien
In Großbritannien liegt der Leitzins bei 0,5 Prozent und das sei dem 5. März 2009. Die Bank of England denkt momentan aber als eine der wenigen Zentralbanken darüber nach, den Leitzins bald wieder anzuheben.
China
China kämpft weiterhin mit einem schwächelnden Wachstum und einer hohen Inflation. Der Leitzins wurde daher am 5. Juli 2012 zum letzten Mal gesenkt und liegt seitdem unverändert bei 6,0 Prozent.
Schweiz
Aufgrund der massiven Überbewertung des Schweizer Frankens senkte die Schweizer Nationalbank am 3. August 2011 das Zins-Zielband auf 0 bis 0,25 Prozent. Die SNB fährt seitdem quasi einen Nullzinspolitik.
Russland
Der russische Leitzins liegt seit dem 31. Oktober 2014 bei 9,5 Prozent. Dies war bereits die vierte Anhebung des Leitzins seit März. Die russischen Währungshüter wollen sich damit gegen Kapitalflucht, Rubelverfall und Inflationsgefahr stemmen.
Laut Finanzminister Anton Siluanov dürfte die russische Wirtschaft in diesem Jahr um höchstens 0,5 Prozent wachsen. Im ersten Quartal flossen 51 Milliarden US-Dollar aus Russland ab. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2013 waren es insgesamt 63 Milliarden Dollar. Am Freitagmorgen hatte bereits die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) Russlands Bonitätsnote um eine Stufe auf "BBB-" und damit knapp über den sogenannten "Ramschbereich" gesenkt.
Im Ukraine-Konflikt hat sich die Lage zuletzt wieder verschärft. Der russische Außenminister Sergej Lawrow unterstellte dem Westen am Freitag in Moskau geopolitische Machtspiele. Zuvor hatte sein US-Pendant John Kerry Russland eine Missachtung des Genfer Friedensplans vorgeworfen. Nur die ukrainische Übergangsregierung habe sich bislang an das vor einer Woche vereinbarte Abkommen gehalten, sagte er in Washington./hbr/bgf
MOSKAU (dpa-AFX)