Inflationsbekämpfung |
21.07.2022 14:20:04
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Leitzins für den Euroraum nach mehr als zehn Jahren gestiegen - EZB leitet Zinswende ein
Investoren hatten im Vorfeld eine Leitzinsanhebung um 0,25 Prozent bereits eingepreist, auch ein Zinssprung um 0,50 Prozent war am Markt für möglich gehalten worden.
Reaktion auf explodierende Inflation
Die Währungshüter reagierten mit diesem Schritt auf die hohen Inflationsraten. Zuletzt waren die Verbraucherpreise in der Eurozone um 8,6 Prozent auf ein neues Rekordhoch gestiegen - sie liegen damit deutlich über dem Inflationsziel der EZB, das bei zwei Prozent festgelegt wurde.
Der Statisikbehörde Eurostat zufolge kletterten die Preise für Energie im Juni im Vergleich zum Vorjahr um 41,9 Prozent, bereits im Mai war es hier um 39,1 Prozent nach oben gegangen. nach einem Preisschub von 39,1 Prozent im Mai. Die Teuerungsrate unverarbeiteter Nahrungsmitteln erhöhte sich auf 11,1 (9,0) Prozent. Industriegüter ohne Energie verteuerten sich um 4,3 (4,2) Prozent und Dienstleistungen um 3,4 (3,5) Prozent.
Die sogenannte Kernteuerung, die besonders volatile Preise außen vor lässt, gab im Juni leicht nach. Die Kernrate (ohne die Preise von Energie, Nahrungsmitteln, Alkohol und Tabak) sank auf 3,7 (Vormonat: 3,8) Prozent. Die Kernrate gilt unter Ökonomen als Richtgröße für den Inflationstrend.
Weitere Zinserhöhungen voraus
Die erste Zinserhöhung der EZB seit elf Jahren dürfte nicht die letzte sein. Die Währungshüter hatten im Vorfeld bereits anklingen lassen, dass man den Leitzins auch im weiteren Jahresverlauf erneut anheben werde. Auch in den USA und in anderen Ländern außerhalb der Eurozone werden Währungshüter zur Inflationsbekämpfung voraussichtlich weiter zu Leitzinserhöhungen greifen.
Die EZB bewegt sich mit ihrer Geldpolitik in einem unsicheren Umfeld. Nachdem der russische Angriffskrieg in der Ukraine die Lage insbesondere bei den Energie- und Lebensmittelpreisen - verschärft hatte, drohen Folgen für das europäische Wirtschaftswachstum. Zu schnelle Zinsanhebungen könnten insbesondere für hoch verschuldete Staaten in Südeuropa zur Belastung werden.
Redaktion finanzen.net mit Material von dpa-AFX
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