Keine Änderung 16.06.2016 14:25:40

Britische Notenbank hält vor Brexit-Votum an geldpolitischem Kurs fest

Wie die Bank of England am Donnerstag in London mitteilte, beträgt der Leitzins weiterhin 0,5 Prozent. Auf diesem Niveau liegt er seit mehr als sieben Jahren. Auch das seit langem ausgeschöpfte Anleihekaufprogramm wurde nicht angetastet. Die Entscheidungen der Notenbank fielen einstimmig. Bankvolkswirte hatten dies einhellig erwartet.

Eine Änderung des geldpolitischen Kurses galt schon wegen des ungewissen Ausgangs der am kommenden Donnerstag stattfindenden Abstimmung über den Verbleib Großbritanniens in der EU als höchst unwahrscheinlich. Umfragen deuten auf ein knappes Rennen hin, wobei die Befürworter eines Brexit in den vergangenen Wochen deutlich aufholten und die Oberhand gewinnen konnten. Ökonomen und internationale Institutionen warnen vor Börsenturbulenzen und volkswirtschaftlichen Schäden, sollte das Königreich die EU verlassen.

Auch die Bank of England wiederholte ihre Warnung, dass ein EU-Austritt wirtschaftlich schädlich wäre. "Ein Votum, die Europäische Union zu verlassen, würde die Aussichten für Produktion und Inflation wesentlich beeinflussen", heißt es in einer Erklärung der Notenbank. Zudem sei von einer weiteren Abwertung des Pfund auszugehen. Die britische Währung steht seit vielen Wochen unter Druck, weil Anleger die schwer abschätzbaren politischen und wirtschaftlichen Folgen eines Brexit fürchten.

Im Falle eines EU-Austritts Großbritanniens halten Fachleute eine konzertierte Aktion führender Notenbanken für möglich, um Banken und Finanzmarktteilnehmer mit ausreichend Liquidität zu versorgen. Ähnlich waren die großen Notenbanken während der Finanzkrise vorgegangen. Notenbanken wie die US-Zentralbank oder die Schweizerische Notenbank SNB blicken auf das Großereignis mit Argusaugen, weil sie Auswirkungen auf die globale Konjunktur befürchten.

Die amerikanische Notenbank hatte am Mittwochabend auch mit Blick auf das Brexit-Referendum eine Straffung ihrer Geldpolitik unterlassen. Die SNB stellte am Donnerstag in Aussicht, im Falle eines EU-Ausscheidens Großbritanniens Turbulenzen an den Finanzmärkten entgegenzutreten. Die Schweiz gilt auch wegen der hohen Reputation ihrer Währung als sicherer Anlagehafen. Im Falle eines Brexit droht der Franken stark aufzuwerten, was der Schweizer Exportwirtschaft schaden würde.

LONDON (dpa-AFX)

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