Leitzins jetzt acht Prozent 28.01.2014 10:54:34

Kampf gegen Inflation: Indiens Notenbank erhöht überraschend Leitzins

Er wurde nach Angaben der Notenbank am Dienstag trotz der lahmenden Konjunktur um 0,25 Punkte angehoben und liegt nun bei 8 Prozent. Die meisten Ökonomen hatten mit einem unveränderten Zinssatz gerechnet. Notenbankchef Raghuram Rajan macht sich Sorgen um die Auswirkungen der hohen Inflation auf die indische Währung. "Das größte Risiko für die Rupie ist der Verbraucherpreisindex, der weiterhin auf einem erhöhten, fast zweistelligen Niveau bleibt", erklärte Rajan. Die hohen Raten schreckten Investoren ab und schwächten das Wachstum. Nach dem Willen der Zentralbank soll die Jahresrate der Inflation langfristig auf 4 Prozent sinken. Zuletzt lag sie bei 9,87 Prozent.

Indien ringt wie viele andere Schwellenländer derzeit mit einem Verfall der eigenen Währung. Weil die US-Notenbank Fed ihre Flut des billigen Geldes drosselt, ziehen Investoren massiv Mittel aus den Regionen ab, die in den vergangenen Jahren von der Liquiditätsschwemme profitiert hatten. Das sorgt derzeit für heftige Turbulenzen an den Devisenmärkten.

Notenbankchef Rajan hob positiv hervor, dass sich das Handelsdefizit verringere und die Landwirtschaft robust dastehe. Doch schwächele die Industrie und auch der Ausblick für die Dienstleistungen sei gedämpft. "Die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums ist zunehmend beunruhigend", meinte Rajan. Die Wirtschaft war in den vergangenen Quartalen unterhalb von 5 Prozent gewachsen - fast eine Halbierung im Vergleich zu den Vorjahren.

Die Preissteigerungen fräßen das Haushaltsgeld der Konsumenten auf, betonte Rajan. "Inflation ist auch eine Steuer, die extrem ungerecht ist, weil sie die sehr Armen am schwersten trifft." Nur wenn die Geldpolitik die Inflation auf ein stabil niedriges Niveau bringe, könne sie nachhaltig zur Ankurbelung des Konsums und Investitionen beitragen. Er kündigte an, den Leitzins zu senken, wenn die Inflation schneller als erwartet nachgebe.

Der Indische Industrieverband (CII) unterstützt eine solche Absenkung "lieber heute als morgen". Die Inflation befinde sich bereits jetzt "in der Wohlfühlzone", meinte CII-Generaldirektor Chandrajit Banerjee. Es müsse ausgebrochen werden aus dem Zirkel aus höheren Zinsen, geringerer Nachfrage, weniger Wachstum und Investitionen, Versorgungsengpässen, steigender Inflation und dann wieder höheren Zinsen.

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NEU DELHI (dpa-AFX)

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