Geldpolitik 09.02.2022 12:22:41

EZB-Ratsmitglied Nagel: Zinsen könnten noch in diesem Jahr steigen

EZB-Ratsmitglied Nagel: Zinsen könnten noch in diesem Jahr steigen

In einem Interview mit der Wochenzeitung Zeit räumte Nagel zwar ein, dass der starke Inflationsanstieg maßgeblich von Faktoren ausgelöst worden sei, auf die die Europäische Zentralbank (EZB) keinen Einfluss habe. Er sah aber auch eine starke Nachfrage am Werk. Der neue Präsident der Deutschen Bundesbank geht offenbar davon aus, dass die im März anstehenden EZB-Inflationsprognosen höher als im Dezember sein werden.

"Wenn sich das Bild bis März nicht ändern sollte, werde ich mich dafür aussprechen, die Geldpolitik zu normalisieren", sagte Nagel. Der erste Schritt sei, die Nettoankäufe von Anleihen im Laufe des Jahres 2022 zu beenden. "Dann könnten die Zinsen noch in diesem Jahr steigen." Nagel zufolge rechnen die Experten der Bundesbank derzeit damit dass die deutschen Verbraucherpreise 2022 um "deutlich über 4 Prozent" steigen werden. Im Dezember, bei Veröffentlichung der EZB-Stabsprognosen, hatte ihre Prognose auf 3,6 Prozent gelautet.

"Natürlich können wir nicht Staus in Häfen auflösen oder Container dahin bringen, wo sie gebraucht werden", räumte Nagel ein. Die Lieferengpässe rührten aber auch daher, dass die Nachfrage unerwartet schnell und kräftig gestiegen sei. Wenn die Engpässe und die erhöhte Inflationsrate lange anhielten, könnten sie die längerfristigen Inflationserwartungen beeinflussen. "Über solche Zweitrundeneffekte kann sich der vorübergehende Preisdruck fortsetzen. Das muss die Geldpolitik verhindern", forderte er.

Nagel sieht außerdem das Risiko, dass die Energiewende die Verbraucherpreise in die Höhe treiben könnte. "In der Vergangenheit haben wir oft angenommen, dass die Energiepreise nach einem Hoch wieder zurückgehen, weil es sich nur um eine kurzzeitige Knappheit handelt, die beseitigt werden kann", sagte er. Jetzt könnte das wegen des grünen Umbaus der Energieversorgung anders sein. "Umso wachsamer müssen wir sein."

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February 09, 2022 06:22 ET (11:22 GMT)

Von Hans Bentzien

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