18.05.2014 12:43:30

EZB plant Einlagenzins von minus 0,1 Prozent - Magazin

   Die Planungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu weiteren geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen nehmen einem Magazinbericht zufolge Formen an. So wolle die Notenbank neben der Senkung des Leitzinses auf 0,15 von derzeit 0,25 Prozent negative Zinsen für Einlagen einführen, wie der Spiegel unter Berufung auf Empfehlungen des EZB-Chefvolkswirts Peter Praet berichtet.

   Demnach empfiehlt Praet dem EZB-Rat, der am 5. Juni tagt, einen Einlagenzins von minus 0,1 Prozent zu beschließen. Das bedeutet, dass Kreditinstitute, die ihr Geld kurzfristig bei der Notenbank parken, eine Art Aufbewahrungsgebühr bezahlen müssen. Normalerweise bekommen sie dafür Zinsen. Legt eine Bank zum Beispiel 100 Millionen Euro auf dem Zentralbankkonto an, behält die EZB bei Abruf des Geldes aufs Jahr gerechnet 100.000 Euro ein, wie das Magazin vorrechnet. So sollen Einlagen bei der Notenbank unattraktiver werden.

   Mit beiden Maßnahmen - der Leitzinssenkung und dem negativen Einlagenzins - will die EZB die stockende Kreditvergabe der Banken ankurbeln. Der Ankauf von Staats- und Unternehmensanleihen durch die EZB soll laut Spiegel bei der anstehenden Ratssitzung nicht auf der Tagesordnung stehen. Diese Maßnahme wolle sich EZB-Präsident Mario Draghi für den Fall aufbewahren, dass die Preissteigerungsrate in der Eurozone noch weiter sinkt.

   Draghi hatte die Finanzmärkte in der vergangenen Woche mit der Aussage überrascht, dass bei weiter sinkenden Inflationsaussichten mit zusätzlichen geldpolitischen Maßnahmen zu rechnen sei. Die jährliche Inflation von 0,7 Prozent liegt deutlich unter dem Ziel der EZB, die mittelfristig eine Inflationsrate von knapp unter 2 Prozent anstrebt.

   Die EZB wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern.

   Die Einführung negativer Einlagezinsen ist mittlerweile kein Tabu mehr. Praet selbst hatte einen solchen Schritt diese Woche angedeutet. Im März hatte bereits EZB-Ratsmitglied Erkki Liikanen gesagt, als Instrument sei diese Maßnahme nicht mehr umstritten.

   Auch die Bundesbank will sich neuen geldpolitischen Stimuli der EZB im Juni nicht mehr in den Weg stellen, wie das Wall Street Journal am Dienstag unter Berufung auf eine informierte Person berichtete. Die deutsche Zentralbank sei demnach bereit, eine ganze Reihe von Lockerungsmaßnahmen mitzutragen, darunter einen negativen Einlagenzins und den Kauf von verbrieften Bankkrediten, sollte dies nötig werden, um ein Absinken der Inflation auf ein zu niedriges Niveau zu verhindern.

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