Sitzungs-Protokoll 17.08.2017 13:40:47

EZB entscheidet im Herbst über Geldpolitik

EZB entscheidet im Herbst über Geldpolitik

Wie aus dem jetzt veröffentlichten Protokoll der Sitzung hervor geht, war der Rat wegen des starken Wirtschaftswachstum zuversichtlicher als zuvor, dass das Inflationsziel erreichbar ist. Er sah aber noch nicht genügend Anhaltspunkte für eine grundlegend stärkere Inflationsdynamik.

EZB warnt vor zu starker Euro-Aufwertung

Außerdem äußerte sich der EZB-Rat beunruhigt über die Möglichkeit, dass es an den Finanzmärkten, darunter dem Devisenmarkt, "in der Zukunft" zu einem Überschießen kommen könnte. Der Euro hat seit Ende Juli weiter leicht aufgewertet, ist aber von Ständen jenseits der 1,18 Dollar wieder zurückgekommen.

   Der EZB-Rat hatte am 20. Juli sowohl das Niveau seiner Leitzinsen und die dazu gehörige Forward Guidance als auch Volumen und Dauer seiner Anleihekäufe nebst Forward Guidance bestätigt.

   In dem Protokoll heißt es: "Es gab breite Übereinstimmung darüber, dass eine stetige Geldpolitik der ruhigen Hand weiter notwendig ist. Deshalb wurde die Forward Guidance des Rats zu Leitzinsen und dem geplanten Tempo der monatlichen Anleihekäufe beibehalten." Zwar hätten die reflationären Kräfte die Deflationsrisiken verdrängt, bisher habe das stärkere Wirtschaftswachstum aber nicht zu einer höheren Inflationsdynamik geführt.

   In seiner viel beachteten Rede in Sintra hatte EZB-Präsident Draghi Ende Juni von einer "Anpassung der geldpolitischen Instrumente" gesprochen, mit der die EZB den Prozess der Konjunkturerholung begleiten könne, weil die Geldpolitik ohne Anpassung immer akkommodierender würde.

   Bei der EZB-Ratssitzung am 20. Juli hatte er dann aber zur Enttäuschung vieler Analysten keine Hinweise folgen lassen, was damit gemeint sein könnte. Draghi stimmte die Märkte lediglich darauf ein, dass die EZB darüber "im Herbst" beraten werde, also im September oder Oktober. Auch das Sitzungsprotokoll ist in diesem Punkt nicht spezifischer.

   In seiner Sintra-Rede hatte sich Draghi außerdem optimistisch geäußert, dass die Inflation früher oder später auf das höhere Wachstum reagieren wird. "Es gibt zwar Faktoren, die den Inflationspfad belasten, aber gegenwärtig sind das hauptsächlich vorübergehende Faktoren, über die eine Zentralbank typischerweise hinwegsehen kann", hatte er gesagt.

EZB: Wirkung Geldpolitik auf Preise nur verzögert

Diese Formulierung findet sich auch im aktuellen Protokoll wieder. "Positive Angebotsschocks oder Nachwirkungen der Finanzkrise können die Wirkungen der Geldpolitik auf die Preise verzögern, aber diese Faktoren sind letzten Endes vorübergehender Natur", heißt es dort.

   Laut Protokoll geht die EZB weiterhin davon aus, dass sie auf eine ungünstige Entwicklung der Inflationsaussichten vor allem mit ihrem Anleihekaufprogramm reagieren wird. Allerdings könne die Anwendung anderer Instrumente nicht ausgeschlossen werden.

   Unter Analysten wird derzeit darüber spekuliert, ob Draghi in seiner Rede beim geldpolitischen Symposium in Jackson Hole in den USA am 25. August Hinweise auf eine Verringerung des geldpolitischen Stimulus geben wird. Meldungen, dass derartige Äußerungen ausbleiben könnten, hatten den Euro am Mittwoch etwas belastet. Draghi spricht außerdem am 23. August in Lindau.

   Die nächsten geldpolitischen Beratungen des EZB-Rats finden am 7. September statt. Dann liegen auch die neuen Stabsprojektionen zu Inflation und Wachstum vor. Danach findet die nächste Sitzung des Gremiums mit geldpolitischer Beschlussfassung am 26. Oktober statt.

   DJG/hab/smh

FRANKFURT (Dow Jones)

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