Besser als Bilanzpolitik |
25.05.2022 14:57:00
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EZB-Direktor Panetta: Zinspolitik zur Erreichung verschiedener Ziele "überlegen"
"Vorbehaltlich der eingehenden Daten rechtfertigen sowohl die Wirtschaftsaussichten als auch die von mir dargelegten Grundsätze die Beendigung der Nettokäufe von Vermögenswerten und den schrittweisen Ausstieg aus den negativen Zinssätzen", sagte Panetta laut Redetext. "Dies würde es uns ermöglichen, die Geldpolitik weiter zu normalisieren, indem wir den Teil unserer geldpolitischen Akkommodation abbauen, der heute nicht mehr benötigt wird."
Allerdings seien die Zeiten nicht normal, ergänzte Panetta. "Die EZB ist derzeit mit den wirtschaftlichen Auswirkungen einer noch nie dagewesenen Abfolge von Schocks aus dem Ausland konfrontiert. Wie andere große Zentralbanken stehen auch wir vor der Aufgabe, die Geldpolitik zu einem Zeitpunkt zu normalisieren, der alles andere als normal ist."
In dieser schwierigen Situation werde die EZB mittelfristige Preisstabilität gewährleisten, so wie sie die Wirtschaft des Euroraums während der Pandemie vor Deflation geschützt habe. Normalisierung der Geldpolitik bedeute nicht, dass die Konjunkturmaßnahmen vollständig eingestellt würden. "Vielmehr handelt es sich um einen Prozess der schrittweisen Rückführung dieser Anreize in einer Weise, die den Inflationspfad mittelfristig fest bei 2 Prozent verankert", sagte Panetta. Dieser Prozess sei im Euroraum bereits in Gang gekommen.
Panetta für graduelle Straffung der Geldpolitik
Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte ihre Geldpolitik nach Meinung von EZB-Direktor Fabio Panetta eher vorsichtig straffen. Die Notenbank sehe sich derzeit mit einer beispiellosen Abfolge ökonomischer Schocks konfrontiert, sagte Panetta am Mittwoch in Frankfurt. "Wie andere große Zentralbanken stehen wir vor der Aufgabe, die Geldpolitik zu einem alles andere als normalen Zeitpunkt zu normalisieren." In dieser schwierigen Situation sei eine graduelle Straffung zu empfehlen.
In den vergangenen Tagen war in den Reihen der EZB eine Debatte über die richtige Reaktion auf die hohe Inflation in der Eurozone ausgebrochen. Auslöser war ein Beitrag von EZB-Präsidentin Christine Lagarde vom Montag, in dem sie nach langem Zögern eine erste Zinsanhebung im Juli und ein Ende der Negativzinsen für den Spätsommer in Aussicht stellte. Einige Notenbanker haben sich mittlerweile für eine entschiedenere Straffung ausgesprochen, einige sind eher der Linie Lagardes gefolgt. Verglichen mit anderen Notenbanken fällt die Reaktion der EZB auf die hohe Inflation bisher langsam aus.
EZB-Rat Rehn für kleinen Zinsschritt im Juli
Das finnische Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), Olli Rehn, hat sich für einen kleinen Zinsschritt bei der für Juli erwarteten Zinswende ausgesprochen. Der Einlagensatz sollte um 0,25 Prozentpunkte auf minus 0,25 Prozent angehoben werden, sagte Rehn am Mittwoch bei einem Online-Auftritt im Rahmen einer Veranstaltung der Notenbank von Finnland. Die Normalisierung der EZB-Geldpolitik sollte schrittweise erfolgen angesichts der hohen Unsicherheit in der Wirtschaft als Folge des Kriegs in der Ukraine.
Bis zum Herbst sollte der Einlagensatz für Geld, das Geschäftsbanken bei der EZB parken, auf null Prozent steigen, sagte Rehn weiter. Der Notenbankpräsident von Finnland folgte damit Aussagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die sich am Montag in einem Blogbeitrag für eine eher vorsichtige Straffung ausgesprochen hatte. Dagegen wollen andere Ratsmitglieder einen größeren Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte nicht ausschließen oder treten sogar für einen solchen Schritt ein.
EZB-Vize de Guindos: Straffungstempo hängt von Konjunktur ab
Das geldpolitische Straffungstempo der Europäischen Zentralbank (EZB) hängt laut EZB-Vizepräsident Luis de Guindos von der konjunkturellen Entwicklung ab. Gefragt nach der Möglichkeit stärkerer Zinsschritte als 0,25 Prozentpunkte, sagte der Spanier am Mittwoch gegenüber dem Fernsehsender Bloomberg TV, das hänge vom wirtschaftlichen Ausblick ab. "Lassen Sie uns abwarten, was passiert." Die Geldpolitik der EZB sei abhängig von der Entwicklung der Wirtschaftsdaten, die EZB betone diesen Umstand immer wieder.Hintergrund der Äußerungen von de Guindos ist eine Debatte über die richtige Reaktion auf die hohe Inflation in der Eurozone. Während einige EZB-Vertreter um Präsidentin Christine Lagarde einen vorsichtigen Ansatz befürworten, treten andere Notenbanker für eine entschiedenere Straffung ein. Am Montag hatte Lagarde nach langem Zögern eine erste Zinsanhebung für Juli und ein Ende der Negativzinsen im Spätsommer signalisiert. Im Vergleich zu anderen Notenbanken agiert die EZB im aktuellen Umfeld mit hoher Inflation vorsichtig.
EZB-Rat Knot: Größere Zinserhöhung im Juli "nicht vom Tisch"
In der Debatte über das Tempo der geldpolitischen Straffung in der Eurozone hat das niederländische Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), Klaas Knot, einen größeren Zinsschritt im Juli nicht ausgeschlossen. In einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC vom Mittwoch verwies Knot auf Aussagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die am Montag einen vorsichtigen Ansatz in der Zinswende befürwortet hatte. Der Notenbankchef der Niederlande machte allerdings deutlich, dass die Stellungnahme von Lagarde einen starken Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten im Juli nicht ausschließe."So wie ich den Blog unserer Präsidentin lese, ist das eindeutig nicht vom Tisch", sagte Knot und bezog sich auf die Stellungnahme von Lagarde am Montag. Die EZB-Präsidentin hatte nach langem Zögern in einem Beitrag auf der Internet-Seite der Notenbank eine erste Zinsanhebung für Juli und ein Ende der Negativzinsen im Spätsommer signalisiert.
Daraufhin folgte eine Debatte zahlreicher EZB-Vertreter über die richtige Reaktion auf die hohe Inflation in der Eurozone. Während einige EZB-Vertreter um Präsidentin Lagarde einen vorsichtigen Ansatz befürworten, treten andere Notenbanker für eine entschiedenere Straffung ein. Im Vergleich zu anderen Notenbanken agiert die EZB im Umfeld hoher Inflation eher vorsichtig.
FRANKFURT/HELSINKI (Dow Jones/dpa-AFX)
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