Minizins soll bleiben 23.06.2014 15:45:49

EZB-Chef Draghi: Bis 2016 unbegrenzte Liquidität

Darauf deuten Äußerungen ranghoher Notenbanker und von EZB-Chef Mario Draghi vom Wochenende hin. Gefragt danach, wie lange die Zinsen noch niedrig blieben, sagte Draghi der niederländischen Zeitung "De Telegraaf": "Wir haben den Zugriff der Banken auf unbegrenzte Liquidität bis Ende 2016 verlängert. Das ist ein Signal."

Draghi spielte damit auf die sogenannte "Vollzuteilung" an, die die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang Juni um eineinhalb Jahre verlängert hatte. Seither können die Geldhäuser bis Ende 2016 darauf zählen, dass sie sich bei der Notenbank gegen Sicherheiten so viel Zentralbankgeld wie benötigt leihen können. Bis dato galt das Verfahren nur bis Mitte 2015.

Draghi verwies zudem auf das ebenfalls Anfang Juni beschlossene neue Kreditprogramm der EZB, unter dem sich die Banken Zentralbankgeld für bis zu vier Jahre leihen können. "Das zeigt, dass die Zinssätze über einen längeren Zeitraum niedrig bleiben werden." Wenn sich die wirtschaftliche Erholung festige, würden auch die Leitzinsen wieder steigen, sagte Draghi.

EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny schlug in die gleiche Kerbe. Der österreichischen "Kronen Zeitung" sagte er: "Sobald es ein deutliches Wachstum, also mehr als zwei Prozent gibt, tritt die Zinswende ein. Das wird aber aus heutiger Sicht kaum vor 2016 sein."

Notenbankchef Draghi ließ abermals die Tür offen für breitangelegte Wertpapierkäufe (Quantitative Lockerung). Diese kämen in Frage, falls sich Inflation oder Inflationserwartungen weiter verschlechterten. Ein derartiges Programm könne sich sowohl auf Staatsanleihen als auch private Kredite beziehen.

Die EZB hatte Anfang Juni ein umfangreiches Lockerungspaket beschlossen, um zu verhindern, dass der Euroraum in eine wachstumsschädliche Deflation abgleitet. Sie reduzierte ihre Leitzinsen auf neue Tiefstände, führte eine Gebühr auf EZB-Bankeinlagen ein (Negativzins) und kündigte neue Langfristkredite für die Banken an. Zudem setzte sie den Entzug von Zentralbankgeld aus, das sie einst durch Staatsanleihekäufe geschaffen hatte (SMP-Sterilisierung) und verlängerte die Vollzuteilung.

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AMSTERDAM/WIEN/FRANKFURT (dpa-AFX)

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