Trump-Kritiker |
21.10.2019 22:50:00
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Ehemaliger US-Finanzminister: Bis zum Nullzins fehlt nur noch eine Rezession
Die nächste Zinssitzung ist für Ende Oktober angesetzt. Marktbeobachter gehen davon aus, dass es dieses Jahr noch mindestens eine Zinssenkung geben wird - insbesondere da Fed-Chef Jerome Powell ankündigte, man werde den geldpolitischen Werkzeugkasten "aggressiv nutzen", um das Wachstum zu stützen. Doch hat er damit womöglich auch überhöhte Erwartungen geschürt, denn inzwischen haben einige der Währungshüter die Sorge geäußert, dass die Zinsphantasien einiger Marktteilnehmer überzogen sind.
Larry Summers erwartet weitere Zinssenkungen
Angesichts dieser Entwicklung befürchtet Larry Summers, der von 1999 bis 2001 im Kabinett von Bill Clinton saß, dass auch die USA auf einen Nullzins zusteuern könnte. Wie er gegenüber "CNBC" äußerte, sieht er, solange es in den USA nicht zu wesentlichen Veränderungen kommt, kaum eine Chance, dass der Leitzins im positiven Bereich bleiben wird.
"Wir sind nur noch eine Rezession von einer solchen Situation entfernt", so Summers. Zwar sieht er das Risiko für eine Rezession im kommenden Jahr bei unter 50 Prozent, doch in den folgenden Jahren werde dieses Risiko wachsen.
Larry Summers besorgt
Summers, der auch Wirtschaftsberater unter Präsident Obama war, befürchtet, dass es eine "ganz andere Welt" werde, wenn sich alle mit Nullzinsen konfrontiert sehen sollten: "Wir werden uns über eine stabilisierende Politik Gedanken machen müssen. Die Institutionen werden ihre Ausgabenpolitik überdenken müssen, wenn wir in einer schwarzes-Loch-Nullzins-Welt leben", so der Wirtschaftsexperte in einer "CNBC"-Sendung.
Zur Begründung seiner Sorgen verweist Summers auf Japan. Die Wirtschaft im Land der aufgehenden Sonne kämpft faktisch schon seit Jahrzehnten mit einer Stagnation. Anfang der 1990er Jahre war dort eine Spekulationsblase geplatzt, wodurch Japan in eine Deflationsspirale geriet. Die japanische Notenbank versuchte dieser Entwicklung über Jahre mit einer Niedrigzinspolitik entgegenzuwirken, jedoch gelang es ihr hierdurch kaum, Investitionsanreize zu setzen. Nachdem Japan dann im Jahre 2007 auch noch von der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise getroffen wurde, senkten die Währungshüter den Leitzins auf fast Null und führten in 2016 sogar Negativzinsen ein.
Redaktion finanzen.at
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