05.06.2014 15:22:33

Draghi will Zinsen nicht weiter senken

   Von Hans Bentzien

   Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre Zinsen nach Aussage ihres Präsidenten Mario Draghi nicht weiter senken, obwohl sie für die kommenden Jahre mit einer noch niedrigeren Inflation als bisher rechnet. Zugleich will sie die Wirtschaft des Euroraums gezielt mit neuen Krediten im Volumen von 400 Milliarden Euro unterstützen und zudem die billige Refinanzierung der Banken länger als bisher geplant sicher stellen.

   "Wir haben praktisch die Zinsuntergrenze erreicht", sagte Draghi bei der Erläuterung des jüngsten Zinsbeschlusses. In seinen Einleitenden Bemerkungen sagte der EZB-Präsident wörtlich: "Die EZB-Zinsen werden für längere Zeit auf dem aktuellen Niveau bleiben." Bisher hatte die so genannte Forward Guidance der EZB weitere Zinssenkungen beinhaltet.

   Zuvor hatte die EZB ihre Leitzinsen wie erwartet auf ein Rekordtief gesenkt. Zudem müssen die Banken erstmals für Geld zahlen, das sie über die geforderte Mindestreserve hinaus bei der EZB parken. Fällig werden nun 0,10 Prozent, zuvor betrug der Satz null Prozent. Der Hauptrefinanzierungssatz für die regulären wöchentlichen Geschäfte der Banken mit der EZB wurde von 0,25 auf 0,15 Prozent reduziert. Der Spitzenrefinanzierungssatz, zu dem sich die Banken in Notfällen kurzfristig bei der Zentralbank Geld leihen können, sinkt von 0,75 auf 0,40 Prozent.

   Die EZB wird um 15.30 Uhr eine gesonderte Mitteilung über die Implementierung der Negativzinsen und über weitere Maßnahmen machen, die der besseren Übertragung geldpolitischer Impulse dienen sollen. Vor allem Banken ist das ein Dorn im Auge: "Die Folgen des negativen Einlagezinses sind mehr als ungewiss", hieß es in einer Erklärung des Bundesverbands der deutschen Banken. Volksbanken und Sparkassen hatten schon Anfang der Woche vor einer "Enteignung der Sparer" gewarnt.

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   DJG/hab/smh

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   June 05, 2014 09:19 ET (13:19 GMT)

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