Steigende Arbeitslosigkeit |
06.04.2022 11:05:44
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DIW: EZB-Zinsanhebung drückt Energiepreise und verlangsamt Wachstum
Eine Zinserhöhung, die die Rendite der einjährigen Bundesanleihen um 25 Basispunkte steigen lässt, reduziert den deutschen Verbraucherpreisindex in dem von den DIW-Forschern verwendeten Modell um 0,2 Prozent. Deutlicher reagieren die Heiz- und Stromkosten in der Verbraucherpreis-Komponente "Wohnen": Sie sinken um rund 2 Prozent. Noch stärker macht sich die Zinserhöhung bei den Kraftstoffen wie Benzin und Diesel in der Komponente "Verkehr" bemerkbar: Sie gehen um 4 Prozent zurück.
"Wertet der Euro gegenüber dem US-Dollar auf, sinken die Verbraucherpreise für Kraftstoffe und Heizkosten in Deutschland signifikant, weil ein großer Teil davon in US-Dollar gepreist wird", konstatiert Studienautor Gökhan Ider. Dies lasse sich an den unterschiedlichen Reaktionen des Gas- und des Heizölpreises ablesen: Weil der größte Anteil von Gas in Euro gehandelt werde, verbillige sich dieses nach einer Zinserhöhung nur um 1 Prozent, Heizöl gebe dagegen um fast 10 Prozent nach und kehre erst nach zwei Jahren wieder auf seinen Ausgangswert zurück.
"Mit der Zinserhöhung hätte die EZB demnach theoretisch ein wirkungsvolles Instrument in der Hand, die Preise im Euroraum etwas zu senken", sagt Studienautor Frederik Kurcz. Dabei sei aber auch zu berücksichtigen, dass die Finanzmärkte bereits einen Zinsanstieg von 50 Basispunkten für die EZB in diesem Jahr eingepreist hätten. Somit würde sich eine Euro-Aufwertung nur dann ergeben, wenn die EZB die Zinsen noch stärker als die bereits erwarteten 50 Basispunkte anhebe.
Gleichzeitig würde eine Zinserhöhung laut der Studie aber auch die aktuell wegen der Corona-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine ohnehin nur vor sich hin dümpelnde deutsche Wirtschaft zusätzlich bremsen: Wie vergangene geldpolitische Maßnahmen zeigen, die die Rendite einjähriger Bundesanleihen um 0,25 Prozentpunkte unerwartet steigen ließen, sinkt für wenige Monate die Industrieproduktion um 2 Prozent und steigt die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte.
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)
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