Endet lockere Geldpolitik? 08.10.2014 13:45:31

Chef der New Yorker Notenbank: Zinserhöhung Mitte 2015 wahrscheinlich

"Es ist immer noch zu früh, um damit anzufangen, die Zinsen wieder hochzuschrauben. Auf dem Arbeitsmarkt herrscht noch Flaute und die Teuerungsrate ist zu niedrig", sagte er. Doch die "allgemeine Ansicht, dass die Fed ihr Zinszielband vom gegenwärtigen fast Nullzinsniveau bis Mitte nächsten Jahres anheben wird, erscheint in meinen Augen eine angemessene Darstellung", so Dudley weiter, der in seiner Position gleichzeitig das Amt des amtierenden Vize-Präsidenten und ständigen Mitglieds des Federal Open Market Committee (FOMC), der Gruppe zur Formulierung der nationalen Geld- und Währungspolitik, bekleidet.

   Dudley erklärte weiter, dass der Weg der Notenbankpolitik nicht starr festgelegt sei: "Was wir tun, hängt von den Wirtschaftsnachrichten ab und wie sich diese auf die Konjunkturaussichten auswirken." Ein höheres Wachstum, eine höhere Inflation und eine schnellere Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt könnte die Fed veranlassen, dann schon früher Schritte einzuleiten. Sollte umgekehrt das Wirtschaftswachstum enttäuschen, dann könnte der Zeitpunkt einer Zinserhöhung nach hinten verschoben werden, sagte Dudley. Er deutete aber an, es sei unwahrscheinlich, dass der Konjunkturmotor so stark anspringe, dass die Fed einen aggressiveren Weg als bisher angenommen einschlage werde. "Es ist nach wie vor eine signifikante Unterauslastung am Arbeitsmarkt zu beobachten", sagte er weiter. Dies gelte trotz der klaren Verbesserungen am Arbeitsmarkt.

   Im allgemeinen, "ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Konjunkturwachstum beträchtlich stärker ausfallen wird als die Konsensprognose, relativ gering", fügte er hinzu. Die Aussagen von Dudley stammen von einem Redetext, der für eine Ansprache vor der privaten Hochschule Rensselaer Polytechnic Institute in Troy im US-Bundesstaat New York vorbereitet wurde. Er sprach im Anschluss an die Veröffentlichung der jüngsten US-Arbeitsmarktdaten für den Monat September am vergangenem Freitag. Der US-Arbeitsmarkt hatte sich in dem Monat kraftvoll zurückgemeldet und den Dämpfer vom August ausgewetzt. Die Arbeitslosenquote sank das erste Mal seit Mitte 2008 unter die Schranke von 6 Prozent. Im September stellten die Unternehmen wesentlich stärker ein als erwartet.

   Für die US-Zentralbank ist die Entwicklung des Arbeitsmarktes der wichtigste Indikator zur Steuerung der Geldpolitik. Das Anziehen auf dem Arbeitsmarkt hat die Debatte über den Zeitpunkt der Leitzinserhöhung befeuert. Die Fed wird ihr Programm massiver Staatsanleihekäufe voraussichtlich im Oktober auslaufen lassen und dies hält William Dudley nach wie vor für wahrscheinlich. Was die erste Zinserhöhung betrifft, sind die Währungshüter aber nach wie vor vorsichtig. Sie beunruhigt die niedrige Partizipationsrate, die hohe Zahl von Langzeitarbeitslosen und Teilzeitarbeitern. Die meisten Zentralbanker würden deswegen eine Zinserhöhung Mitte 2015 favorisieren. Einige aber denken, dass die Wirtschaftsstärke die Fed zu einer früheren Maßnahme veranlassen könnte.

   William Dudley deutete an, dass er keine Dringlichkeit für einen Schritt sieht, wenn der Arbeitsmarkt noch einen Weg vor sich habe und die Inflation niedrig sei. In seiner Ansprache sagte er weiter, die Prognose der Regierung mit einer Teuerungsrate die Ende kommenden Jahres 1,9 Prozent erreicht, entspreche dem offiziellen Zielband der Fed von 2 Prozent. Zudem sieht William Dudley keine wirklichen Inflationstreiber und auch keine Gefahr, dass die Löhne den Preisdruck anheizen. "Die Aufwertung des Dollar und die Abschwächung der Wachstumsaussichten der anderen Länder werden zusammen mit den niedrigen Energiepreisen den Inflationsdruck dämpfen", sagte er und fügte an, dass in seinen Augen die Aufwertung des Dollar wahrscheinlich auch in der Zuversicht begründet liegt, dass sich die Wachstumsaussichten der Vereinigten Staaten verbessert haben. Und dies sei ein positives Votum für die US-amerikanische Wirtschaft.

   Er räumte aber ein, dass die Finanzmärkte dann eine Zinserhöhung zu verdauen hätten. Sollte die Wirtschaft stark genug sein, um die Zinsen zu erhöhen, dann "ist das eine gute Nachricht, auch wenn dies eine oder zwei Dellen an den Finanzmärkten verursachen wird".

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   October 08, 2014 01:45 ET (05:45 GMT)

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Von Michael S. Derby

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