23.03.2016 13:44:40
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Bundesbankpräsident kritisiert jüngste EZB-Lockerung
VADUZ (dpa-AFX) - Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat seine Kritik an der jüngsten geldpolitischen Lockerung durch die Europäische Zentralbank (EZB) bekräftigt. Zwar sei die Ausgangslage vor der Zinssitzung am 10. März "durchaus herausfordernd" gewesen, sagte Weidmann am Mittwoch in der Hauptstadt Liechtensteins, Vaduz. "Allerdings gingen mir die Beschlüsse in ihrer Gesamtschau zu weit und das umfassende Maßnahmenbündel hat mich nicht überzeugt."
Im Kampf gegen die schwache Inflation hatte die EZB vor zwei Wochen ihre Leitzinsen weiter gesenkt, ihre Anleihekäufe ausgeweitet und den Kauf von Unternehmensanleihen sowie zusätzliche Langfristkredite angekündigt. Seine grundlegenden Vorbehalte gegen Staatsanleihekäufe in großem Stil bekräftigte Weidmann, obwohl auch er von einer "Eintrübung der Preis- und Wachstumsaussichten" sprach. Käufe von Staatsanleihen seien jedoch ein "reines Notfallinstrument", das zu einer "gefährlichen Vermengung von Geld- und Fiskalpolitik" führe.
Das Risiko einer deflationären Abwärtsspirale mit fallendem Preisniveau, sinkender Nachfrage und rückläufiger Wirtschaftsleistung sei nach wie vor "sehr gering", sagte Weidmann. Zugleich müsse die Geldpolitik im Auge behalten, dass mit der anhaltenden Niedrigzinspolitik und ihren unkonventionellen Maßnahmen auch Risiken einhergingen. "Und sei es 'nur', dass sich der EZB-Rat mit immer abwegigeren Forderungen auseinandersetzen muss, Stichwort 'Helikoptergeld'."
Damit sprach Weidmann erneut eine jüngst aufgekommene Debatte an, wonach Notenbanken direkt und ohne Gegenleistung Geld an private Haushalte oder Unternehmen transferieren sollen, um die Inflation anzufachen. Eine zu lockere Geldpolitik könne zu Preisblasen an den Finanzmärkten führen und die Ertragslage der Banken belasten, warnte Weidmann. Auf Staatsseite werde der Druck verringert, die Verschuldung zu verringern und Wirtschaftsreformen umzusetzen./bgf/tos/stb