15.03.2013 13:31:30

Börse Frankfurt/Anleihen: Italienische Zinsen steigen wieder

15. März 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Da sind sie wieder, die alten Sorgen. "Nachdem der Bund-Future seit Monatsanfang wie der klare Verlierer ausgesehen hatte, hat das deutsche Rentenbarometer in dieser Woche mehr als die Hälfte der erlittenen Verluste wieder aufgeholt. "Gründe für die Renaissance sicherer Anlagehäfen waren die Abwertung der Bonität Italiens durch die Ratingagentur Fitch, aber auch die enttäuschenden Zahlen zur Industrieproduktion in der Eurozone. Diese lag im Monat Januar um 0,4 Prozent niedriger als im Vormonat", erklärt Arthur Brunner von ICF Kursmakler.

Während der Aktienmarkt vor allem die positiven Konjunkturdaten aus Übersee zum Anlass nehme, neue Jahreshöchststände zu markieren, sorgten sich die Rentenmärkte zudem um enttäuschende Staatsanleiheauktionen Italiens und Spaniens. Bei einer Versteigerung von vier Anleihen in dieser Woche musste das italienische Schatzamt abermals höhere Zinsen zahlen. Zudem nahm das von politischem Stillstand bedrohte Land weniger Kapital auf als geplant.

"Bei Italien und Spanien scheinen die Anleger das Interesse an länger laufenden Anleihen zu verlieren, was auch den Euro diese Woche weiter unter Druck gebracht hat", berichtet Brunner. Am kurzen Ende gebe es angesichts des sogenannten "Draghi Puts" - also der Zusage der EZB, über Aufkäufe von Staatsanleihen, die Renditeniveaus in den Euro-Krisenländern künstlich niedrig zu halten - indes weiterhin genügend Nachfrage. "Im Notfall steht ja immer noch die EZB als Käufer in diesen Titeln bereit", ergänzt der Händler.

Insgesamt weiter Entspannung

Laut Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank haben sich die jüngsten Anleiheauktionen Italiens und Spaniens jedoch nicht nachhaltig auf den Markt ausgewirkt. "Durch die Herabstufung von Fitch musste Italien höhere Zinsen am Markt zahlen. Die spanischen Zinskosten waren jedoch rückläufig", beobachtet Hellwig.

Die Rentenanalysten der HSH Nordbank, Stefan Gäde und Cyrus de la Rubia, zeigen sich mit Blick auf die Entwicklung an den Anleihemärkten der Euro-Peripherie indes schon fast optimistisch: "Trotz gestiegener Renditen war die jüngste Staatsanleihen-Auktion der Italiener kein Misserfolg. Ebenso wie die Spreads der anderen Peripherie-Staaten verringerte sich sogar der Spread der italienischen Staatsanleihen und untermauert die sich fortsetzende Entspannung an den Kapitalmärkten", argumentieren die Analysten und rechnen mit wieder steigenden Renditen am deutschen Rentenmarkt. "Die Zinsen der zehnjährigen Bundesanleihen sind zwar in den vergangenen Tagen unter 1,50 Prozent zurückgefallen, wir erwarten aber kommende Woche wieder Renditen von deutlich oberhalb dieser Marke. Grund für unseren Optimismus sind weitere Anzeichen der Normalisierung in der Eurozone", heißt es.

Irland platziert erfolgreich Langläufer

Brunner

So habe etwa Irland in dieser Woche erstmals seit der Rettung vor der Staatspleite vor rund zwei Jahren mit großem Erfolg einen zehnjährigen Bond platziert. Der Schritt gilt als Meilenstein für das bis 2014 angestrebte Ziel, sich wieder völlig über den internationalen Kapitalmarkt ohne Hilfsgelder bzw. -maßnahmen zu refinanzieren. "Der Test der irischen Kapitalmarktfähigkeit wurde zu einem vollen Erfolg. Eigentlich sollte der Emissionsumfang zwischen 2,5 bis 3 Milliarden Euro liegen. Das irische Schatzamt platzierte aber Anleihen im Gesamtvolumen von 5 Milliarden Euro. Insgesamt gingen Gebote im Umfang von 12 Milliarden Euro ein.", kommentiert Brunner.

Die Anleihe ist syndiziert begeben worden. Bei diesem Verfahren werden die Titel zunächst von einer Gruppe von Konsortialbanken übernommen, die sie dann interessierten Investoren anbieten. "Die Emissionsrendite lag bei 4,15 Prozent, die Anleihe hat im OTC-Handel einen kleinen Kursgewinn erzielen können", weiß Hellwig.

Bund-Future in Seitwärtsspanne

Der Euro-Bund-Future notiert am Freitagmittag knapp über 143 Prozent. Damit liegt das deutsche Rentenbarometer aus Sicht der Baader Bank in der Mitte der charttechnischen Leitplanken von 141,85 Prozent auf der Unterseite und 143,96 Prozent auf der Oberseite. "Im Hinblick auf die anstehenden Entscheidungen in Italien und auf Zypern ist damit zu rechnen, dass sich der Euro-Bund-Future bei hoher Volatilität in dieser Bandbreite bewegen wird. Erst ein Durchbrechen dieser Begrenzungslinien würde eine Neubewertung der Situation erforderlich machen", erwartet das Institut.

Commerzbank-Anleihe profitiert von Kapitalerhöhung

Stopp

Zu den umsatzstärksten Anleihen der Woche zählten laut Hellwig Titel der Commerzbank. So habe etwa ein nachrangiges Papier mit Fälligkeit im März 2019 (WKN CB83CE) von der angekündigten Kapitalerhöhung der Bank profitiert und in der Spitze um 2,5 Prozent zugelegt. Klaus Stopp von der Baader Bank bestätigt: "Was den Anleger am Rentenmarkt freut, findet der Aktionär betrüblich. Die Commerzbank zahlt staatliche Rettungsgelder über 1,6 Milliarden Euro zurück, was an den Märkten unterschiedlich goutiert wird. Während die Aktie des Instituts kräftige Abschläge bis zu 14 Prozent hinnehmen musste, stiegen die Preise für Commerzbank-Bonds." Mit der Rückzahlung der Staatshilfe, die über eine Kapitalerhöhung von 2,5 Milliarden Euro finanziert werden soll, würde der Staatsanteil an dem Institut auf unter 25 Prozent sinken. "Dadurch fallen für die Bank auch fällige Zinsen in Höhe von 9 Prozent auf die 1,6 Milliarden Euro schwere Rückzahlung an den Staat weg. Gleichzeitig soll eine frühere Finanzspritze der Allianz über 750 Millionen Euro zurückgezahlt werden", weiß Stopp.

Gute Nachfrage herrscht laut Hellwig wie schon in den vergangenen Wochen bei einer bis zum 18. September 2017 laufenden Renault-Anleihe (WKN A1G9HU), die bei einem Kurs von rund 104,85 derzeit auf einem Renditeniveau von etwa 3,44 Prozent handelt.

Die Anleihe des Windparkbetreibers Windreich (WKN A1CRMQ) mit einer Laufzeit bis 2015, deren Kurs sich in der vergangenen Woche innerhalb weniger Tage mehr als halbiert hatte, hat sich nach Auskunft von Hellwig mittlerweile von ihren Tiefstständen bei 20 Prozent gelöst und handele derzeit zwischen 30 und 35 Prozent. Das Unternehmen hatte die in der Vorwoche fälligen Zinsen erst mit zwei Tagen Verzögerung gezahlt und zur Begründung darauf verwiesen, dass "die dafür vorgesehenen Mittel kurzfristig anderweitig disponiert werden mussten." Zeitungsberichten zufolge ermittelt auch die Staatsanwaltschaft gegen das Unternehmen, unter anderem wegen des Verdachts auf Bilanzmanipulation und Kapitalanlagebetrug.

© 15. März 2013 / Karoline Kopp

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