Neues Zehnjahreszinsziel |
21.09.2016 10:10:10
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Bank of Japan ändert Handlungsrahmen
Kuroda: Kontrolle zehnjähriger Anleiherendite zentraler geldpolitischer Pfeiler
Die Kontrolle der Anleiherenditen sei jetzt der zentrale Pfeiler des auf Lockerung zielenden Handlungsrahmens, sagte BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda in einer Pressekonferenz. Er räumte ein, dass sich langfristige Zinsen möglicherweise schwerer steuern ließen als kurzfristige, sagte aber, er halte die Steuerung der zehnjährigen Rendite für möglich. Es sei nicht auszuschließen, dass die BoJ ihre Anleihekäufe zur Steuerung der Zinskurve auch reduzieren werde.
Nach Aussage von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, schlägt die BoJ mit ihrem Politikwechsel ein neues Kapitel auf: "Ziel ist es nicht mehr, soviel Wertpapiere wie möglich zu kaufen, sondern im Visier ist nun das Aussehen der Zinslandschaft bis in den lang laufenden Bereich", sagte er.
Nach Einschätzung von Unicredit hat die BoJ ihren Handlungsrahmen vor allem aus Sorge um die Banken des Landes geändert. "Der wichtigste Beweggrund ist die in den vergangenen Monaten eingetretene Verflachung der Zinskurve, die die Banken mit ihren hohen Staatsanleihebeständen belastet", heißt es in einem Kommentar der Bank. BoJ-Gouverneur Kuroda bestätigte, dass mit dem Renditeziel auch die Auswirkungen des negativen Einlagenzinses für die Banken gemindert werden soll.
Einlagenzins und Ankaufvolumen bleiben unverändert
Die BoJ beließ ihren Einlagenzins bei minus 0,1 Prozent und sagte zu, ihre Wertpapierkäufe so lange fortzusetzen, bis die jährliche Inflationsrate 2 Prozent überschreitet. Damit formulierte sie ihr Inflationsziel noch aggressiver als bisher.
Zugleich bestätigte die BoJ ihr Vorhaben, jährlich japanische Staatsanleihen für 80 Billionen Yen zu kaufen, ETF für 6 Billionen Yen und Immobilienpapiere (J-REITs) für 90 Milliarden Yen. Sie teilte ferner mit, dass sie ihre Geldpolitik weiter lockern könnte, indem sie die monetäre Basis stärker ausweitet. Die Notenbank hatte bei ihrer vorigen Sitzung eine Prüfung ihrer geldpolitischen Handlungsmöglichkeiten angekündigt.
Manche Analysten bewerten den Strategiewechsel der BoJ aber auch als Kapitulation: "Dass die BoJ ihre Geldpolitik nicht weiter gelockert hat, kann man als Anzeichen dafür deuten, dass sie an die Grenze ihrer Handlungsmöglichkeiten gekommen ist und nicht mehr so zuversichtlich ist, ihr Ziel zu erreichen", heißt es in einem Kommentar von Nordea-Analystin Amy Yuan Zhuang.
Kuroda beteuerte in seiner Pressekonferenz, dass das neue Programm zwar auch zu niedrigeren Staatsanleihekäufen führen könne. Er sagte aber auch, dass es nicht auf einen langsamen Rückzug aus diesen Anläufen ("Tapering") hinauslaufe. Die BoJ werde mit dem neuen Handlungsrahmen auch nicht weniger berechenbar, sagte er.
Deutliche Reaktion an Finanzmärkten
Auf die Ankündigungen der BoJ reagierte nicht nur der Anleihemarkt: Der Nikkei-Index legte um 1,9 Prozent zu, nachdem er sich zuvor unverändert gezeigt hatte. Der Yen wertete zunächst spürbar ab. legte aber später wieder zu. Gegen 10.00 Uhr mussten für einen US-Dollar 101,73 Yen gezahlt werden, vor der BoJ-Mitteilung waren es 102,02 Yen gewesen.
DJG/hab/flf
Dow Jones Newswires
Von Takashi Nakamichi und Megumi Fujikawa
TOKIO (Dow Jones)
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