12.02.2015 13:48:48

Bank of England bringt Zinswende wieder ins Spiel

LONDON (dpa-AFX) - Die britische Notenbank könnte wesentlich früher mit Zinsanhebungen beginnen, als es derzeit an den Finanzmärkten erwartet wird. Diesen Schluss ziehen Bankvolkswirte aus dem am Donnerstag veröffentlichten Inflationsbericht der Bank of England. Zentralbankchef Mark Carney sagte vor der Presse, dass der nächste Schritt der Zentralbank wahrscheinlich eine Zinserhöhung sei. Die neuen Prognosen der Notenbank seien "vereinbar mit einigen Zinsanhebungen im Prognosezeitraum", der bis 2017 reicht.

Wegen des Ölpreisverfalls geht die Bank of England zwar davon aus, dass die Inflationsrate bald ins Negative fallen könnte. Allerdings dürfte das nur vorübergehend geschehen. Längerfristig sieht die Notenbank dagegen die Möglichkeit, dass die Inflationsrate über ihr Inflationsziel von zwei Prozent steigt. Die Wirtschaft wachse solide, die heimische Nachfrage sei robust, sagte Carney. Sollte sich daran etwas ändern und Deflation drohen, könne die Notenbank mit Zinssenkungen und neuerlichen Wertpapierkäufen reagieren, heißt es in dem Inflationsbericht.

Das britische Pfund reagierte mit deutlichen Kursgewinnen auf den Bericht und Carneys Äußerungen. Am britischen Anleihemarkt erhöhten sich die Renditen spürbar. Das deutet darauf hin, dass Anleger ihre Erwartungen anpassen: Bisher hatten sie darauf gesetzt, dass die Notenbank noch weit bis ins Jahr 2016 mit einer Zinsstraffung abwartet. Experte Rob Wood vom Bankhaus Berenberg kommentierte, die Anleger hätten ihre Erwartungen für einen ersten Zinsschritt viel zu weit in die Zukunft verschoben.

Ob die Bank of England bereits in diesem Jahr die Zinswende wagt, ist aber fraglich. Das Analysehaus Capital Economics will das zumindest nicht ausschließen. Jedenfalls würden die britischen Währungshüter damit einen anderen Kurs fahren als viele andere Notenbanken auf der Welt, die ihre Geldpolitik zurzeit wieder lockern. Einige Beobachter argumentieren, dass diese weltweite Lockerungswelle Zentralbanken wie die Bank of England von ihrem Straffungskurs abbringen könnte./bgf/fr