Questcor Pharma (US-Kürzel: QCOR) hat sich auf die Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen und entzündlichen Erkrankungen spezialisiert. Schwerpunkte sind die beiden Bereiche der Neurologie sowie Nephrologie (Nierenerkrankungen), wo der Konzern noch eine signifikante Unterbehandlung mit entsprechenden Arzneimitteln sieht.
Therapeutische Gebiete, auf welchen sich die F&E-Aktivitäten konzentrieren, sind Multiple Sklerose, Nephrotisches Syndrom (Schädigung der Nierenkörper, was z.B. Ödeme verstärkt), infantiler Spasmus und Opsoklonus-Myoklonus-Syndrom. Letzteres ist eine noch nicht vollständig erforschte Autoimmunerkrankung, welche durch chaotische Augenbewegungen und plötzliche Zuckungen gekennzeichnet ist sowie primär im Kindesalter auftritt.
Seit mehreren Jahren befindet sich mit „Acthar“ schon ein Medikament auf dem Markt, welches für 19 verschiedene Indikationen die Zulassung erhalten hat und auf therapeutischen Gebieten wie Nephrotisches Syndrom, Multiple Sklerose und rheumatologischen Indikationen verwendet wird. Ersteres ist mit einem 50%igen Anteil der Anwendungsschwerpunkt. Preislich bewegt sich „Acthar“ bei rund 28.000 USD je Ampulle. Obwohl Questcor Pharma mit „Doral“ noch ein zweites zugelassenes Medikament hat, resultieren gut 100% der Erlöse aus dem Verkauf von „Acthar“. Das waren in 2012 rund 508,9 Mio. USD bzw. 99,92% der Gesamtumsätze des Konzerns. Darin spiegeln sich die Chancen und Risiken wieder. Eine stärkere Marktdurchdringung des Produkts und die Ausweitung auf weitere Indikationen verspricht ein hohes Wachstumspotenzial.
Dem stehen auch hohe Risiken gegenüber, die in 2012 deutlich wurden. Damals kündigte der Versicherer Aetna eine Reduzierung der Verschreibung von Acthar an, woraufhin sich die Aktie halbierte, obwohl der Versicherer nur für geschätzte fünf Prozent der Erlöse zuständig war. Allerdings befürchteten die Anleger eine Ausdehnung auf weitere Abnehmer. Diese Ängste lösten sich wieder auf, aber zeigen auch das hohe Risiko von Biotechnologieaktien.
Im Juni verzeichnete Questcor Pharma einen massiven Kursanstieg. Der Konzern akquirierte für insgesamt 135 Mio. USD von Novartis die Entwicklungsrechte für „Synacthen“, einem Medikament das auf ähnlichen Gebieten eingesetzt wird wie das Flagschiff „Acthar“ und als Generika bezeichnet werden kann. Dieses wird bisher nicht in den USA verkauft, sondern in Europa. Mit dem Kauf nimmt Questcor Pharma quasi ein günstigeres Medikament vom Markt, welches seinem bestehenden Produkt Konkurrenz geboten hätte ehe es ein Wettbewerber erwirbt. Schließlich dürfte „Synacthen“ laut der New York Times lediglich einige hundert US-Dollar je Ampulle kosten und somit signifikant preiswerter sein.
CANSLIM-Check
C, A: Seit dem Geschäftsjahr 2010 zeigt die Ertragsentwicklung nach oben. 2012 gelang eine Gewinnsteigerung um 162%. Für 2013 und 2014 implizieren die Konsensschätzungen eine Zunahme um 19% sowie 22%. Auf Quartalsbasis betrugen die jüngsten Steigerungsraten beim Gewinn 200%, 162%, 132% und 25%. Das Umsatzwachstum nahm von 113% auf 41% ab.
N: Questcor Pharma ist ein innovatives Unternehmen, dessen Produkt „Acthar“ in den letzten Jahren deutlich an Wert gewonnen hat, indem es auf weitere Indikationen ausgedehnt wurde.
S: Das Handelsvolumen zieht während der Aufwärtsbewegung an. Rund 6% der Aktien besitzen die Insider.
L: Questor Pharma bewegt sich in einem Aufwärtstrend, aber notiert noch ein Stück vom 52-Wochenhoch entfernt. Das RS-Rating von aktuell 96 signalisiert, dass die historische Kursentwicklung besser war als bei 96% aller anderen Titel. Damit ist die Leader-Eigenschaft erfüllt.
I: 453 institutionelle Anleger besitzen Positionen. Die Anzahl an investierten Fonds sank in den letzten Quartalen. Das A/D-Rating signalisiert mit „A-“ eine massive Akkumulation der Aktie. M: Der Markt befindet sich einem Aufwärtstrend.
Questcor Pharma hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Von 2010 bis 2012 haussierte die Aktie von unter 10 USD auf über 50 USD, aber halbierte sich im vergangenen Jahr. Mittlerweile zeigt der Trend wieder nach oben. Bereits im Mai war die Aktie aus einer Tassen-Formation ausgebrochen, aber konnte sich nicht nachhaltig nach oben absetzen. Nun bildete sich über die letzten Wochen eine erneute Konsolidierungsformation. Aktuell beginnt die Aktie sich aus dieser zu lösen. Mit dem Anstieg über 50,20 USD wurde ein neues Kaufsignal aktiviert. Die Risikotoleranz beträgt rund 6-8%. Zudem muss das erhöhte fundamentale Risikoprofil des Unternehmens berücksichtigt werden, indem z.B. die Aktie sehr niedrig gewichtet wird.
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