USA, China, Europa |
08.05.2021 21:52:00
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Wichtiger Rohstoff für Technologie: Mehr und mehr Länder interessieren sich für Seltene Erden
• China weltweit größter Produzent und Verarbeiter
• USA und Europa bestreben mehr Unabhängigkeit von der Volksrepublik
Die Nachfrage nach Seltenen Erden und weiteren strategischen Rohstoffen nimmt auf der Welt immer mehr zu. Die Ursache hierfür liegt vor allem in dem Trend hin zu grünen Technologien, aber auch der technologische Fortschritt an sich trägt zu dem wachsenden Bedarf bei. Die Anwendungsbereiche der Seltenen Erden sind vielfältig. Sie werden für die Produktion von Batterien, Magneten, Katalysatoren, aber auch Dünger benötigt, um nur einige Anwendungsbereiche zu nennen. Der Name Seltene Erden ist dabei etwas irreführend, schließlich gehören die dazu zählenden 17 chemischen Elemente zu den Metallen. Darüber hinaus sind die Rohstoffe auch nicht so selten wie beispielsweise Gold, allerdings besteht die Schwierigkeit in der Förderung der Seltenen Erden darin, dass sie in unterschiedlichsten Konzentrationen und Kombinationen in der Erdkruste vorkommen.
Die Herausforderung bei seltenen Erden
Um die Seltenen Erden aus dem Boden zu gewinnen, ist ein aufwendiges Verfahren nötig. Zunächst wird das Erz, in dem die wertvollen Metalle enthalten sind, abgebaut und energieaufwendig zerkleinert. Aus diesem Konzentrat gilt es dann die Seltenen Erden durch verschiedene chemische Prozesse herauszulösen, wobei für jede unterschiedliche Zusammensetzung der verschiedenen Elemente wiederum eine eigene chemische Lösung gefunden werden muss. Dies erschwert die Verarbeitung der Metalle zusätzlich. Ein weiteres Problem, das oftmals hinzukommt, ist, dass Seltene Erden oft dort gefunden werden, wo auch radioaktive Elemente vorkommen. In einem solchen Fall ist das heraustrennen der Seltenen Erden noch einmal eine größere Herausforderung, die auch bedeutende ökologische Folgen nach sich ziehen kann.
Es ist also alles andere als einfach auf einen wachsenden Bedarf an Seltenen Erden mit einem höheren Angebot zu reagieren. Wie Pablo Gonzalez von der Independent Capital Group gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung erklärt, dauert es "von der Exploration bis zur kommerziellen Nutzung einer Mine […] in der Regel sieben bis zehn Jahre". Neben den Machbarkeitsstudien und der Untersuchung der Umweltverträglichkeit stellt insbesondere die Wirtschaftlichkeit einer neuen Mine eine große Herausforderung dar. Hierbei ist das richtige Timing für das Entstehen eines neuen Abbauprojekts sehr wichtig, denn gehen zu viele neue Minen gleichzeitig in Betrieb, kommt es zu einem Überangebot, was wiederum fallende Rohstoffpreise nach sich zieht, die die Wirtschaftlichkeit gefährden.
USA und EU bestreben mehr Unabhängigkeit
Trotz all dieser Risiken sind die USA und Europa gewillt sich in ihren Lieferketten von der Großmacht China unabhängiger zu machen. Mit gutem Grund, schließlich haben Handelsstreitigkeiten und zuletzt die Corona-Pandemie die Mankos einer zu großen Abhängigkeit von der Volksrepublik aufgezeigt. Aus diesem Grund hat US-Präsident Joe Biden Ende Februar eine Verordnung unterzeichnet, die darauf abzielt die Abhängigkeit von Lieferketten von China zu verhindern. Zu diesem Zweck sollten in den darauffolgenden 100 Tagen die Lieferketten verschiedener Schlüsselsektoren, darunter auch der Bereich Seltene Erden, genauestens unter die Lupe genommen werden.
Und auch die EU ist nicht untätig geblieben, sondern hat schon im September 2020 die Europäische Rohstoffallianz ins Leben gerufen, "um die Abhängigkeit Europas bei der Beschaffung von Seltenen Erden und Magneten aus Drittländern zu reduzieren", wie es in der zugehörigen Pressemitteilung heißt. Wie das Bundeswirtschaftsministerium anlässlich des Starts der Rohstoffallianz schrieb, weise "die EU bei den Metallen der Seltenen-Erden-Gruppe die größte Importabhängigkeit aus", weshalb hier Handlungsbedarf bestehe.
China mit weitem Vorsprung
China ist derzeit mit Abstand der größte Produzent von Seltenen Erden auf der Welt. Im Jahr 2020 wurden hier laut Daten der US Geological Survey 140.000 Tonnen produziert. Auf Platz zwei folgen die USA mit 38.000 Tonnen, was den großen Vorsprung Chinas deutlich macht. Doch nicht nur in der Produktion hat die Volksrepublik die Nase vorn, bei der Raffinierung der wertvollen Metalle, besitzt die Großmacht quasi eine Monopolstellung. So verfügt aktuell kein weiteres Land über die nötige Technologie noch das Know-How, um die Seltenen Erden aus dem Erzkonzentrat herauszulösen. Das bedeutet konkret, dass so gut wie jedes Erz, das zur Gewinnung der Metalle aufgespalten wird, letztlich doch wieder in der Volksrepublik landet. Eine Tatsache, die zum einen angesichts der wachsenden Bedeutung der Seltenen Erden für Zukunftstechnologien problematisch ist, zum anderen, ist sich China dieser Monopolstellung durchaus bewusst und hat sie in der Vergangenheit auch schon als Druckmittel eingesetzt, wie die Neue Zürcher Zeitung schreibt.
Alle Augen auf Grönland
In diesem Zusammenhang dürfte auch das zu der Zeit als äußerst kurios empfundene Angebot Donald Trumps Grönland von Dänemark zu erwerben, in einer verständlicheres Licht gerückt werden. So will der Australier Greg Barnes in Südgrönland ein bedeutendes Vorkommen von Seltenerd-Metallen entdeckt haben, das er mit seinem Unternehmen Tanbreez erschließen möchte. Neben Tanbreez hat ein weiteres Unternehmen seine Fühler nach Grönland ausgestreckt, das dort an einer anderen Stelle, die jedoch zur selben geologischen Formation gehört, eine Mine für Seltene Erden bauen möchte - Greenland Minerals. Die letzten Entscheidungen sind in beiden Fällen jedoch nicht gefallen. Wobei Greenland Minerals mit Shenghe Resources wiederum einen bedeutenden chinesischen Großaktionär hat. Die große Insel birgt also viel Potenzial und könnte sich zum Schlüssel für mehr Unabhängigkeit von der Volksrepublik entpuppen.
Es zeigt sich, dass die Jagd nach den wertvollen Metallen bereits in vollem Gange ist. China hat einen Riesenvorsprung, allerdings sind auch die USA und Europa mittlerweile aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und arbeiten daran, ihr Defizit aufzuholen. Wie gut ihnen dies gelingt, wird nur die Zukunft zeigen können.
Martina Köhler / Redaktion finanzen.at
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