Comeback des Jahrhunderts? 20.06.2019 23:05:00

Was steckt hinter der jüngsten Goldpreisstärke

Was steckt hinter der jüngsten Goldpreisstärke

Mit einem aktuellen Kurs in Höhe von 1.343,56 US-Dollar (Stand: Tagesverlauf des 19. Juni 2019) pro Feinunze Gold liegt der Preis des Edelmetalls nun schon rund 14 Prozent über den Notierungen im August des vergangenen Jahres. Mit Blick auf Ende 2015, als die Feinunze zeitweise nur 1.050 US-Dollar kostete, konnte das gelbe Metall sogar schon knapp 30 Prozent an Wert hinzugewinnen. Aufgrund dieser Entwicklung gehen nun viele Experten davon aus, dass wir uns gegenwärtig inmitten einer großen Gold-Hausse befinden. Doch wie wahrscheinlich ist eine solche Annahme?

Gold: Der sicherste Hafen der Welt

Anleger, die davon ausgehen, dass die Aktienmärkte und der Goldpreis eine perfekte negative Korrelation aufweisen, wurden in der Vergangenheit oft eines besser belehrt. Zwar gilt Gold als "sicherer Hafen" par excellence, jedoch ist es nicht immer so, dass mit einer Baisse am Aktienmarkt auch automatisch die Goldpreis-Hausse eingeläutet wird. So kletterten der Goldpreis und der DAX zwischen 2009 und 2011 quasi im Gleichschritt.

Führt eine Aktien-Baisse zur Gold-Hausse?

Empirische Studien zeigen, dass die Korrelation zwischen dem Goldpreis und dem S&P 500 seit dem Jahr 1970 gerade einmal -0,02 beträgt. Dementsprechend weist Gold zwar eine sehr geringe Korrelation zu amerikanischen Aktien auf, mit einem Wert in Höhe von -0,02 ist diese jedoch längst nicht perfekt negativ. Im Gegensatz zur allgemein vorherrschenden Meinung liegen die Treiber der Goldpreise nicht unbedingt in den politischen Krisen, Handelskonflikten und möglichen Kriegen, sondern in der Angst vor niedrigen oder negativen Realzinsen und der Inflation. Denn wenn die Teuerungsrate in Schwung kommt, lässt auch der Goldpreis nicht lange auf sich warten. Als Folge dessen steigt Gold meistens dann, wenn auch die Geldentwertung einsetzt.

Die Notenbanken geben den Ton an

Seitdem die US-Notenbank - in Folge auf die Subprime-Krise - die Zinsen massiv herabgesenkt hat und somit auch für niedrige Renditen an den Anleihemärkten gesorgt hat, kletterte der Goldpreis. In dieser sogenannten Nullzinsphase schoss der Goldkurs innerhalb von knapp fünf Jahren von rund 750 US-Dollar auf weit über 1.750 US-Dollar. Die Zinsanhebungsschritte der US-Notenbank ließen den Preis des Edelmetalls jedoch schon bald wieder herabfallen. Die neuesten Ankündigungen des US-Notenbankchefs Jerome Powell geben dem Goldpreis nun allerdings wieder Rückenwind. Denn ein abruptes Ende der Zinserhöhungsschritte oder sogar eine Zinssenkung würde auch den Realzins herabsinken lassen.

Goldpreis: Geht es nun "ziemlich schnell" auf 1.700 US-Dollar pro Unze?

An eine regelrechte Goldpreisexplosion glaubt auch der amerikanische Fondsmanager und Gründer der Tudor Investment Corporation Paul Tudor Jones. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg beteuerte Jones, dass er sich in den nächsten 12 bis 24 Monate vermehrt dem Gold zuwenden werde. Des Weiteren fügte er hinzu, er gehe davon aus, dass, wenn der Preis pro Feinunze die magische Marke von 1.400 US-Dollar durchbricht, der Kurs auch "ziemlich schnell" auf 1.700 US-Dollar pro Unze klettern kann.

"Wir haben 75 Jahre lang die Globalisierung und den Handel vorangetrieben… und jetzt ist es plötzlich vorbei. […] Das würde einen denken lassen, dass es möglich ist, dass wir in eine Rezession geraten. Man könnte meinen, dass die Zinsen in den Vereinigten Staaten wieder auf das Null-Niveau sinken. In solch einer Situation wird Gold schreien. Gold wird das Gegenmittel für die Leute mit Aktienportfolios", so Paul Tudor Jones im Bloomberg Interview.

Gold-Chart: Positive Vorzeichen in der Technischen Analyse

Neben der makroökonomischen Gemengelage spricht auch in der Chartanalyse nun einiges dafür, dass der Goldpreis weiter steigen könnte. Seit rund fünf Jahren geraten die Notierungen des gelben Edelmetalls im Bereich von 1.345 und 1.390 US-Dollar an eine hartnäckige Widerstandszone. Seit Jahren ergibt sich entlang dieses Korridors ein hoher Verkaufsdruck bei den Investoren. Sollte der Goldpreis in den kommenden Wochen und Monaten jedoch nachhaltig über die Marke von 1.390 und 1.400 US-Dollar klettern, wäre dies ein extrem bullishes Signal für Investoren.

Darüber hinaus hat sich nun auch der MACD (Moving Average Convergence/Divergence) seine Signallinie von unten nach oben durchkreuzt und seinen Abstand vergrößert. Die Technische Analyse interpretiert dies als starkes Kaufsignal. Nicht zuletzt könnte nun aber auch die bullishe Goldsaison dafür sorgen, dass der Preis pro Feinunze in den kommenden Wochen über die Marke von 1.390 US-Dollar steigt. Denn empirische Analysen aus den vergangenen 20 Jahren haben ergeben, dass der Goldpreis gerade im Zeitraum von Anfang Juli bis Anfang Oktober seine stärkste Phase hat. Dieser "saisonale Rückenwind" könnte das gelbe Edelmetall in diesem Jahr über die wichtigen Widerstandzonen tragen.

Pierre Bonnet / finanzen.at

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