Goldpreis
Ukraine und Fed im Fokus |
10.05.2022 23:26:00
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VanEck-Analyst sieht Krisenwährung Gold in interessanter Ausgangslage
• Russland-Sanktionen dürften Gold mehr Aufmerksamkeit bringen
• US-Notenbank vor schwieriger Aufgabe
Die demokratischen westlichen Staaten haben mit harten Sanktionen auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine reagiert. Dazu gehören auch Maßnahmen, die der russischen Zentralbank den Verkauf von Gold erschweren sollen. Damit wollen die G7 und die EU verhindern, dass die russische Zentralbank internationale Reserven einsetzt, um die russische Wirtschaft zu stützen. In den vergangenen Jahren hat die Zentralbank nämlich ihre Goldreserven auf fast 2.300 Tonnen aufgestockt, so dass das gelbe Edelmetall inzwischen schätzungsweise etwas mehr als 20 Prozent ihrer Gesamtreserven ausmacht. Womöglich geschah dies schon vorausschauend mit der Absicht, sich für drohende Sanktionen zu wappnen.
Russland-Sanktionen helfen Goldpreis
Der Goldstratege Joe Foster glaubt aber, dass der Plan Russlands trotz der verhängten Sanktionen aufgehen wird: "Dies erschwert zwar sicherlich die Verkäufe, doch bezweifeln wir, dass dies Russland davon abhalten wird, sein Gold bei Bedarf zu monetarisieren. Später kündigte die russische Zentralbank nämlich an, Gold von russischen Kreditinstituten zu kaufen", kommentierte der Portfoliomanager beim Fondsanbieter VanEck laut "Institutional Money" das Verbot von Goldtransaktionen mit Russland.
Der Goldpreis könnte davon letztlich profitieren, glaubt Joe Foster. Denn durch die westlichen Sanktionen und das Einfrieren der russischen Devisenreserven erhalte Gold wieder mehr Aufmerksamkeit, insbesondere hinsichtlich seiner Funktion als sicherer Hafen in Krisenzeiten. "In Anbetracht dieser Entwicklungen halten wir es durchaus für möglich, dass das Einfrieren der russischen Devisenreserven die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit einer Diversifizierung in Gold lenkt. Dies könnte dann positive Auswirkungen auf die Goldnachfrage der Zentralbanken und anderer Institute und Anleger weltweit haben", wird der Goldexperte zitiert.
Joe Foster führte aus, dass schon ein relativ geringer Anstieg des Anteils von Gold an den weltweiten Finanzanlagen beispielsweise auf 2,0 Prozent ausreiche, um die Nachfrage und damit den Goldpreis zu verdoppeln. "Auch wenn diese Szenarien spekulativ sind, so ist es doch nicht so unwahrscheinlich, dass der Goldpreis von seinem derzeitigen Niveau aus weiter steigt", so der Fondsmanager.
Gratwanderung der Fed
Ein weiterer wichtiger Faktor für den Goldpreis ist die Fed. Diese hat angesichts des enormen Inflationsdrucks - im März kletterte die US-Inflationsrate auf 8,5 Prozent - bereits die Zinswende eingeleitet. Marktbeobachter gehen zudem davon aus, dass die Währungshüter auch bei sämtlichen sechs weiteren Fed-Sitzungen im Jahr 2022 an der Zinsschraube drehen werden.
Zwar sind steigende Zinsen eigentlich ungünstig für Gold, das selbst keine Zinsen abwirft und damit unattraktiver wird. Dennoch ist Joe Foster auch in diesem Zusammenhang optimistisch bezüglich der Aussichten für Gold. Denn die US-Notenbank muss den schwierigen Spagat zwischen Inflationsbekämpfung und der Sicherung von Wirtschaftswachstum meistern. Sie muss offensiv genug sein, um die ausufernde Inflation in den Griff zu bekommen, aber gleichzeitig verhindern, dass sie die Wirtschaft in eine Rezession abgleitet. Viele Anleger bezweifeln jedoch, dass der Fed diese Gratwanderung gelingt. Von dieser Unsicherheit dürfte der Goldpreis als sicheres Wertaufbewahrungsmittel profitieren. "Sowohl eine anhaltende Inflation als auch eine Rezession wären positiv für Gold", meint auch Foster hinsichtlich eines möglichen Misserfolgs der Fed.
Redaktion finanzen.at
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