Dollarstärke im Blick 10.10.2019 22:15:00

Türkische Zentralbank baut Goldreserven kräftig aus - bei enorm hohen Preisen

Türkische Zentralbank baut Goldreserven kräftig aus - bei enorm hohen Preisen

• 3/4 der Goldnachfrage kam im August aus der Türkei
• Türkische Notenbank hat sich mit 41 Tonnen Gold eingedeckt
• Inflationssorgen und Lira-Absicherung

Im schwachen Monat Juli hatten sich die internationalen Währungshüter lediglich mit 12,8 Tonnen Gold eingedeckt, nur einen Monat später war es mit 57,3 Tonnen fast 4,5 Mal so viel, wie aus Daten des World Gold Council hervorgeht.

Allein die türkische Notenbank hat im August 41 Tonnen Gold gekauft - keine Zentralbank hat ihren Goldvorrat damit deutlicher aufgestockt als die türkischen Währungshüter. Damit gehen rund drei Viertel der Augustnachfrage auf das Konto der Türkei.

Die türkische Zentralbank bestätigte die Aufstockung der Goldreserven im August, allerdings ist der Bestand laut offiziellen Daten um 7 Tonnen gestiegen. Dabei wählten die Währungshüter wohl einen eher ungünstigen Zeitpunkt für ihren Goldkauf: Der Goldpreis hatte sich zuletzt stark verteuert und war auf ein Siebenjahreshoch gestiegen. In Lira war es sogar noch teurer für die Zentralbank: Zur Landeswährung hatte der Goldpreis im August ein neues Rekordhoch erreicht.

Warum die Türkei Gold kauft

Dass Zentralbanken weltweit ihre Goldvorräte aufstocken, ist kein neues Phänomen und insbesondere zahlreichen geopolitischen Unsicherheiten geschuldet. Neben dem Handelsstreit zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften USA und China ist es auch der Versuch, sich vom US-Dollar unabhängiger zu machen. Der Fokus der Währungshüter liegt auf sicheren, liquiden Vermögenswerten. Gold gilt unter Notenbankern als krisensichere Anlage, zudem hilft es bei der Diversifizierung der Reserven.

Die Türkei hat noch einen weiteren Grund, sich massiv mit dem gelben Edelmetall einzudecken: Die Inflation im Land ist hoch. Zwar erreichten die Verbraucherpreise im August den niedrigsten Stand seit Mai 2018, mit 15,01 Prozent liegt die Inflationsrate aber immer noch hoch. Schuld war die schwache Landeswährung Lira, die dafür sorgte, dass sich Importe deutlich verteuerten und die Kosten für die Lebenserhaltung kräftig stiegen.

Gespanntes Verhältnis zu den USA

Die Goldreserven sollen die Währung stützen, die insbesondere dann weiter unter Druck geraten würde, wenn die Zentralbank die Leitzinsen nach unten anpassen würde. Dass sie dies tun wird, ist unter Experten ausgemachte Sache: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte immer wieder einen massiven Zinsschritt nach unten gefordert. Erst im September hatte die Zentralbank den Leitzins kräftig von 19,75 Prozent auf 16,50 Prozent reduziert, was sogar ein deutlicherer Schritt war, als Experten zuvor erwartet hatten.

Neben der zu erwartenden zukünftigen Währungspolitik ist auch der schwelende Konflikt mit den Vereinigten Staaten ein Grund für die Türkei, ihre Goldreserven aufzustocken: Dem Land drohen Sanktionen durch die USA, die die Wirtschaft empfindlich treffen und den Lira-Kurs erneut unter Druck setzen könnten. Anfang der Woche hatte US-Präsident Donald Trump mit wirtschaftlicher Zerstörung gedroht, nachdem er sich mit massiver Kritik an dem von ihm angekündigten Rückzug der US-Truppen aus Nordsyrien konfrontiert sah. "Wenn die Türkei irgendetwas unternimmt, was ich in meiner großartigen und unvergleichlichen Weisheit für tabu halte, werde ich die türkische Wirtschaft vollständig zerstören und auslöschen".



Redaktion finanzen.at

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