Schatzkiste unter Wasser 29.12.2013 03:00:01

Tiefseebergbau: Goldrausch am Meeresgrund

von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag

Echte Schätze stellt man sich anders vor: glänzend und funkelnd im Sonnenlicht. Die Schätze, die ein Heer von Geologen, Politikern und Unternehmern jedoch in Zukunft heben will, erscheinen eher unspektakulär: Sie sind braunschwarz, verkrustet, mal rund, mal flach geschichtet, maximal handtellergroß und - das kommt erschwerend hinzu - liegen Tausende von Metern tief in den Weltmeeren.

Die Rede ist von Manganknollen. Sie zählen zu den sogenannten marinen mineralischen Rohstoffen, die wegen ihres hohen Anteils an Metallen sehr begehrt sind: Ob Kupfer, Zink, Lithium, Gold, Silber oder eben Mangan - sie enthalten vor allem die Elemente, ohne die heute kein Handy, kein Computer und kein Fernseher mehr auskommt. Für Deutschland als Hochtechnologiestandort sind die Schätze aus den Meerestiefen daher besonders interessant. Gelingt es, Manganknollen und andere metallhaltige Gesteine abzubauen, wird die hiesige Wirtschaft unabhängiger von Industriemetallimporten. Das erhöht die Versorgungssicherheit und die Preisstabilität.

Deutschland erkundet Ozeane
Bis dahin ist es aber ein weiter und vor allem tief gehender Weg, denn der Abbau in bis zu 6000 Meter Meerestiefe ist mühsam. Bereits in den 1970er-Jahren gab es Vorstöße, die Meeresbodenvorkommen zu erkunden. Fallende Rohstoffpreise haben dieses Unterfangen angesichts hoher Kosten aber un­lukrativ gemacht. Die Explorationspläne wurden erst mal verworfen. In den vergangenen Jahren sind die Preise für viele Industriemetalle jedoch wieder gestiegen und damit auch der Anreiz für viele Länder, Bodenschätze am Meeresboden zu suchen.

Vor allem für Staaten wie Deutschland, die einen Großteil dieser Hightechmetalle importieren müssen, ist das interessant. Im September hat daher das Wirtschaftsministerium beschlossen, 18 Millionen Euro für die Erkundung eines 10 000 Qua­dratkilometer großen Gebiets im Indischen Ozean bereitzustellen. Erforscht werden sollen vor allem die Vorkommen an Bunt- und Edel­metallen (siehe Investor-Info). Deren Preise sind im vergangenen Jahr zwar gefallen, dank der weltweit anziehenden Konjunktur könnte sich das Blatt jedoch bald wieder wenden.

Hierzulande für Tiefsee-Explorationen zuständig ist die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). "Seit 2006 erkunden wir zwei Gebiete im Zentralpazifik", sagt Volker Steinbach, Leiter der Abteilung Energierohstoffe, Minera­lische Rohstoffe bei der BGR. Die Fläche beträgt insgesamt 75 000 Quadratkilometer, ist also etwa so groß wie Bayern. Die Gebiete sind auch bei anderen Ländern begehrt, denn sie befinden sich im sogenannten Manganknollengürtel zwischen Mexiko und Hawaii. "Die Konzentration von Manganknollen mit ihren wertvollen Metallen ist dort besonders hoch", so Steinbach. Allein in dem von der Bundesrepublik erkundeten Gebiet könnten einige Millionen Tonnen Metall lagern, vor allem Kupfer, Kobalt, Nickel und Seltene Erden. Noch sind die Weltmeere zu wenig erforscht, um Aussagen über die weltweit auf dem Meeresboden schlummernden Bodenschätze und ihren Wert zu machen.

Denn nicht nur Manganknollen liefern wichtige Metalle, sondern auch die Krusten, die an den Tiefseegebirgen und in der Umgebung der sogenannten Schwarzen Raucher ­lagern. Diese Unterwassergeysire sind wahre Schatzkammern. Sind sie aktiv, drückt 400 Grad heißes Wasser die aus dem Erdinneren freigesetzten Metalle heraus. Diese lagern sich auf dem Meeresboden ab und erkalten dort. Vor allem an den Kontinentalplatten sind solche verfestigten Schlammmassen zu finden. In dem Unterwassergestein schlummern oft größere Metall­mengen als an Land. Allein der Gold­anteil ist bis zu 20 Mal so hoch.

El Dorado für Rohstofffirmen
Staaten und Unternehmen wittern ein Milliardengeschäft. Vor Papua-Neuguinea hat die kanadische Bergbaufirma Nautilus Minerals begonnen, ein Feld Schwarzer Raucher nach Rohstoffen zu durchforsten. Dabei wird das Gestein zunächst unter Wasser zertrümmert und anschließend auf ein Schiff gepumpt. Anders verläuft der Abbau von Manganknollen: Raupenartige, von selbst fahrende Kollektoren sammeln die Knollen am Meeresboden auf und pumpen sie über einen Verbindungsschlauch an die Wasseroberfläche. Der hohe Wasserdruck, eiskalte Temperaturen und Dunkelheit stellen die Unternehmen jedoch vor technische und finanzielle Herausforderungen.

Die nordrhein-westfälische Bergbaufirma Aker Wirth hat deshalb zwischen 2009 und 2012 gemeinsam mit der BGR eine Wirtschaftlichkeitsstudie für den Abbau von Manganknollen durchgeführt. Das Ergebnis: Angesichts der aktuellen Rohstoffpreise und der zu erwar­tenden Preisentwicklungen wäre der kommerzielle Abbau wirtschaftlich sinnvoll. Bis die Knollen aber ­tatsächlich im industriellen Maßstab abgebaut werden, vergehen wohl noch fünf bis zehn Jahre, so die Gutachter.

Was bislang fehlt, ist ein gesetz­licher Rahmen auf internationaler Ebene, der den Abbau der Tiefseeschätze regelt - vor allem wenn es um eine ökologisch nachhaltige Rohstoffförderung geht. Wenn die Explorationsschiffe der BGR unterwegs sind, arbeiten an Bord auch immer Biologen und Meeresforscher mit. Sie untersuchen die möglichen Folgen der Rohstoffausbeutung.

Der maritime Bergbau ist umstritten. Umweltschützer befürchten, dass die bislang mit dem Abbau einhergehende großflächige Durchkämmung des Meeresbodens das Ökosystem empfindlich stören könnte. Gefahren sehen sie, weil durch die Förderung Schadstoffe aus dem Boden gelöst werden könnten, die das Wasser verunreinigen. Zudem werden Flora und Fauna auf dem Meeresboden zerstört. Diese sind Nahrungsgrundlage für zahl­reiche Tierarten.

Im Koalitionsvertrag hat sich die Regierung verpflichtet, zum Schutz der Meere "klare Regeln für Tiefseebergbau" zu erlassen. Werden Technologien entwickelt, die einen umweltverträglichen und effizienten Abbau ermöglichen, könnte das zumindest zu etwas Glanz führen: in den Augen der Investoren. 

Investor-Info

Nautilus Minerals
Heiße Wette auf Meeresschatz
Das kanadische Explorationsunternehmen will mit spezieller Technik Metallschätze vom Meeresboden bergen. 2014 soll es vor der Küste Papua-Neuguineas so weit sein. Nautilus Minerals besitzt darüber hi­naus noch 19 weitere Lizenzen in anderen Gebieten. Bislang macht die Firma keine Gewinne, immerhin hat sie aber die Verluste pro Aktie reduzieren ­können. Ein Investment, das sich daher nur für sehr spekulative Anleger empfiehlt. Limitiert ordern!
ISIN: CA6390971043

Robeco SAM Smart Materials
Erfolgreiche Alternative
Wem ein Einzelwert wie Nautilus zu riskant ist, der kann mit einem breit ausgerichteten Rohstofffonds wie dem Robecosam Smart Materials auf den Rohstoffmarkt setzen. Der Fonds investiert weltweit in Unternehmen, die Technologien oder Dienstleistungen zum Abbau und effizienten Umgang von Rohstoffen anbieten. Derzeit machen US-Titel fast die Hälfte des Fondsvermögens aus. Seit 2009 hat sich der Kurs mehr als verdoppelt - und das trotz fallender Rohstoffpreise im vergangenen Jahr.
ISIN: LU0175575991

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