Defizit am Ölmarkt |
27.01.2022 22:47:00
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Prognose für 2023: Goldman Sachs sieht Ölpreis bei 105 US-Dollar
• Knappes Angebot bei robuster Nachfrage - Ölpreise auf Höhenflug
• Goldman Sachs mit bullisher Ölpreisprognose
Die Ölpreise befinden sich derzeit auf Höhenflug. Die Nordseesorte Brent erreichte erst kürzlich erneut einen siebenjährigen Höchststand und kostete zeitweise über 89 US-Dollar. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg zwischenzeitlich bis auf 87,65 US-Dollar. Ein Hinweise darauf, dass sich der Ölmarkt von den Sorgen um die neue Omikron-Variante des Coronavirus gelöst hat. Wie CNN berichtet, hat sich US-Rohöl innerhalb von nur sieben Wochen gegenüber seinem Tiefststand vom 1. Dezember von 65,57 US-Dollar je Barrel um 30 Prozent erholt.
Überraschend großes Defizit am Ölmarkt
Der Grund für den Anstieg der Ölpreise in den vergangenen Wochen ist vor allem das knappe Angebot bei einer robusten Nachfrage - trotz der aktuell grassierende Omikron-Variante. Die nachlassende Feuerkraft der OPEC und ihrer Verbündeten und das überraschend große Defizit am Ölmarkt nennt auch die US-Großbank Goldman Sachs als Gründe für ihre bullishe Ölpreisprognose.
Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, bleibt die OPEC+ teils deutlich hinter ihren selbst gesteckten Produktionszielen zurück. "Das Produktionsniveau der OPEC+ liegt inzwischen 790.000 Barrel pro Tag unter dem vereinbarten Niveau", gibt die dpa Analysten der Commerzbank wieder. "Man könnte also sagen, die OPEC+ liegt mittlerweile zwei Monate hinter ihrem Zeitplan." Die Förderländer wollten ihre Tagesproduktion seit Sommer eigentlich um 400.000 Barrel ausweiten.
Den Experten von Goldman Sachs zufolge dürften die Lagerbestände der OECD bis zum Sommer auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2000 fallen, während die Reservekapazitäten der OPEC+ auf ein historisch niedriges Niveau von rund 1,2 Millionen Barrel pro Tag sinken dürften.
Goldman Sachs-Strategen: Ölpreis 2023 bei 105 US-Dollar
Aufgrund dieser Entwicklungen geht man bei der US-Großbank Goldman Sachs davon aus, dass der Ölpreis noch in diesem Jahr bis auf 100 US-Dollar und 2023 sogar bis auf 105 US-Dollar steigen wird. Die Strategen erwarten, dass der Brent-Preis die wichtige Benchmark von 100 US-Dollar pro Barrel im dritten Quartal dieses Jahres erreichen wird - zuvor hatten die Experten noch einen Preis von 80 US-Dollar prognostiziert. Für 2023 hatte Goldman Sachs zuvor einen Preis von 85 US-Dollar angesetzt, statt den inzwischen prognostizierten 105 US-Dollar je Barrel.
"Wichtig ist, dass wir nicht prognostizieren, dass Brent über 100 $/bbl handeln wird, weil das Öl ausgeht, da die Schieferressourcen immer noch groß und elastisch sind", zitiert CNN die Strategen von Goldman Sachs. Allerdings ist man bei Goldman Sachs der Meinung, dass Schieferöl "wahrscheinlich ständig steigende Ölpreise erfordern wird, angesichts der Zurückhaltung, während der Energiewende in Öl zu investieren" und der allmählichen Erschöpfung der Schieferkapazität im Laufe der Zeit.
U.S. Energy Information Administration weniger bullish
Die Ölpreisprognose der Goldman Sachs-Strategen steht jedoch im Gegensatz zur Prognose der U.S. Energy Information Administration (EIA). Diese erwartet, dass ein Barrel Brent in diesem Jahr durchschnittlich 75 US-Dollar kosten wird. Für 2023 geht die EIA von einem durchschnittlichen Brent-Preis von 68 US-Dollar aus. Daneben hat laut CNN auch die Citigroup kürzlich einen "radikalen Rückgang" der Energiepreise vorausgesagt, der den Brent-Preis bis Ende 2023 auf 54 US-Dollar drücken wird.
Die EIA weist jedoch darauf hin, dass die Entwicklung der Ölpreise stark von der globalen wirtschaftlichen Entwicklung und einigen Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie abhängt. Diese könnten die Ölpreise stärker ansteigen lassen oder auch unter die eigene Prognose drücken. Als einige dieser entscheidenden Faktoren nennt die EIA potenzielle neue Corona-Varianten, die Entwicklung des Ölverbrauchs im Zuge der Pandemie, die Reaktion der Zentralbanken auf die Inflation, die Dauer und Einhaltung der OPEC+-Produktionsziele und die Reaktion der US-Schieferindustrie auf die jüngst relativ hohen Ölpreise.
Ob die Goldman Sachs-Strategen mit ihrer Prognose Recht behalten, hängt wohl davon ab, wie sich einige dieser entscheidenden Faktoren weiterentwickeln und ob neue Nachrichten bezüglich der Corona-Pandemie womöglich künftig noch größere Auswirkungen auf die Ölpreise - in die eine oder andere Richtung - haben werden.
Redaktion finanzen.at
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