WTI
Nach Preiskrieg |
02.04.2020 22:32:00
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Ölwerte Profitieren: Saudi-Arabien und Russland wollen laut Trump Ölproduktion verringern - Russland dementiert
Kremlsprecher Dmitri Peskow wies Trumps Darstellung zurück. Bisher sei kein Gespräch mit dem saudischen Kronprinzen geplant, sagte Peskow der staatlichen Nachrichtenagentur Interfax.
Saudi-Arabien rief unterdessen zu einem Dringlichkeitstreffen der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und verbündeten Ländern wie Russland (OPEC+) auf. Ziel sei, die "erwünschte Balance der Ölmärkte mit einer fairen Vereinbarung" wiederherzustellen, teilte Saudi-Arabien der Nachrichtenagentur SPA zufolge mit.
"Diese Einladung ist Teil der ständigen Bemühungen des Königreichs, die Weltwirtschaft in diesen außergewöhnlichen Umständen zu unterstützen", hieß es weiter aus Riad. Die Einladung erfolge auch in Anerkennung der Bitten Trumps sowie der Verbündeten der USA. Zu der angeblichen Einigung auf eine Absenkung der Produktionsmengen äußerte sich Saudi-Arabien zunächst nicht.
Die Ölpreise haben nach den Aussagen Trumps deutlich zugelegt. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni sprang kurzzeitig bis auf 36,29 US-Dollar. Zuletzt fiel der Preis auf 30,32 Dollar zurück. Das sind aber immer noch 5,58 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI kletterte um 5,04 auf 25,34 Dollar. Kurzzeitig war er bis auf 27,39 Dollar gestiegen. Vor allem das Dementi aus Russland dürfte die Euphorie an den Märkten etwas gebremst haben.
Gestützt wurden die Ölpreise auch durch Meldungen aus China. Das Land wolle die aktuell niedrigen Ölpreise nutzen, um die staatlichen Ölreserven aufzustocken, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Kreise.
Der Ölpreis war zuletzt wegen eines Preiskriegs zwischen Russland und Saudi-Arabien sowie wegen der niedrigeren Nachfrage wegen der Coronavirus-Pandemie drastisch gesunken. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni hatte am Donnerstagmorgen nur knapp 27 US-Dollar gekostet. Bei solch niedrigen Preisen können viele Produzenten in den USA nicht mehr gewinnbringend produzieren. Die USA haben sich in den vergangenen Jahren zu einem der weltgrößten Ölproduzenten entwickelt.
Erholungsrally beim Ölpreis beflügelt auch US-Ölaktien
Eine Erholungsrally bei den Ölpreisen hat am Donnerstag zahlreiche US-Ölaktien mächtig ins Plus gehievt. In den großen Indizes versammelten sich die Branchenwerte unter den Anführern einer marktbreiten Erholung, nachdem der jüngste Verfall bei den Preisen für das "schwarze Gold" mit einer deutlichen Gegenreaktion gestoppt wurde.
Chevron und ExxonMobil kletterten im Dow letztlich um 11,03 Prozent auf 76,12 US-Dollar respektive 7,65 Prozent auf 40.40 US-Dollar. Im S&P rückten die Papiere von ConocoPhillips zum Handelsende um 14,31 Prozent auf 33,86 US-Dollar und jene von Occidental Petroleum sogar um 18,90 Prozent auf 12,77 US-Dollar vor. Papiere des Industriedienstleisters Schlumberger sprangen dort außerdem letztlich um 10,25 Prozent auf 13,88 US-Dollar hoch.
Als Treiber beim Ölpreis und damit auch den Sektorwerten fungierte zunächst, dass China nach Angaben von Insidern seine Pläne zur Aufstockung der staatlichen Ölreserven weiter vorantreibt. Richtig beflügelt wurde der Ölmarkt dann aber von einer Äußerung des US-Präsidenten Donald Trump, wonach dieser sich Hoffnung auf Förderkürzungen durch Saudi-Arabien und Russland macht.
Trump schrieb, er habe mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman gesprochen. Er erwarte und hoffe, dass Russland und Saudi-Arabien die Ölproduktion um 10 oder sogar möglicherweise 15 Millionen Barrel senken würden. Der Kronprinz habe zuvor mit Russlands Präsident Wladimir Putin gesprochen. Kremlsprecher Dmitri Peskow wies diese Darstellung jedoch umgehend zurück.
Es blieb auch unklar, ob es sich bei den Angaben um ein tägliches Volumen handelt, aber die Aussage reichte, um beim Rohöl eine Erholungsrally in Gang zu setzen, die allerdings auch wieder abflachte. Am Markt hieß es, wenn täglich 10 Millionen Barrel vom Markt genommen werden, entspreche dies etwa 10 Prozent der weltweiten Ölnachfrage zu Normalzeiten noch vor dem Coronavirus. Einem Experten zufolge ist dies aber wohl immer noch nicht ausreichend, um eine vollständige Entlastung herbeizuführen.
WASHINGTON/MOSKAU/RIAD (dpa-AFX)
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Rohstoffe in diesem Artikel
Ölpreis (Brent) | 72,52 | -0,58 | -0,79 | |
Ölpreis (WTI) | 68,47 | -0,61 | -0,88 |