Lage angespannt |
03.04.2022 14:49:00
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Ölpreise mit "neuer Volatilität": So könnte es weitergehen
• Ölembargo schwierig für EU
• Biden-Administration auf der Suche nach Alternativen
Der Ölpreis werde sich nicht von seinem hohen Niveau wegbewegen, da er bereits vor dem Krieg in der Ukraine durch die weltweite Versorgungslage nach oben getrieben wurde, heißt es in einem CNBC-Bericht. Dem Portal zufolge könne es allerdings auch zu massiven Ausschlägen in beide Richtungen kommen. Von einer neuen Volatilität ist die Rede, von massiven Schwankungen innerhalb kurzer Zeiträume, die zur neuem Normalität werden könnten.
Zum Zeitpunkt der russischen Invasion in der Ukraine war der Ölpreis aufgrund der steigenden Nachfrage bereits auf einem hohen Niveau. Der Ausfall von russischem Öl setzt den Markt weiter unter Druck. Dass es bald zu einer Beendigung der russischen Invasion in der Ukraine und damit zu einem Preiseinbruch bei Öl kommen wird, halten Experten wie die Analystin der RBC, Helima Croft, für unwahrscheinlich. Sie betont gegenüber CNBC, sie bleibe weiterhin optimistisch für Öl, da es kein schnelles Ende des Krieges in der Ukraine geben werde und eine Verhandlungsbereitschaft Putins nicht realistisch sei. Daniel Pickering, Chief Investment Officer von Pickering Energy Partners, weist im Interview mit CNBC ebenfalls darauf hin, dass der Markt auch weiterhin auf die Angst vor dem Ausbleiben russischer Öllieferungen reagieren werde und die Rally für den Ölpreis noch nicht zu Ende sei.
Ölembargo: Möglicher Boykott von russischem Öl und Gas
Angebotssorgen werden durch einen zuletzt diskutierten möglichen Importstopp der EU für russisches Öl und Gas weiter angeheizt. Der Druck auf die europäischen Länder, einem solchen Embargo zuzustimmen, nehme zu, so Branchenexperten. Die Forderung von US-Präsident Biden, russisches Gas und Öl mit einem Boykott zu belegen, stößt aber in der EU und vor allem in Deutschland bislang auf Widerstand, während die Vereinigten Staaten und Großbritannien den Stopp der Öllieferungen bereits vollzogen haben. Die Abhängigkeit der EU von russischem Öl und Gas lässt Branchenexperten wie Croft daher eher skeptisch bleiben, dass die europäischen Länder, allen voran Deutschland, dem Embargo zustimmen werden.
Versorgungsengpässe in den USA
Auch für US-Amerikaner ist der Boykott russischen Öls nicht folgenlos. "Auf dem Markt macht man sich erneut Sorgen, dass wir noch mehr russisches Öl verlieren könnten", sagte John Kilduff, Partner bei Again Capital, gegenüber Reuters bereits Mitte März. Der Plan der US-Ölproduzenten, bereits in diesem Jahr die Fördermenge massiv zu erhöhen, werde die Nachfrage nicht bedienen, heißt es bei CNBC. Die Biden-Administration ist derzeit auf der Suche nach alternativen Lieferanten, um die weltweite Versorgungslage zu verbessern. Selbst die Wiederbelebung der Beziehungen zu Staaten auf der schwarzen Liste, wie Venezuela und Iran, werde in Betracht gezogen, sagte Daniel Yergin, IHS Markit, gegenüber der New York Times.
Weitere Belastungsfaktoren für den Ölmarkt
In Saudi-Arabien haben in den vergangenen Tagen Huthi-Rebellen aus Jemen Anlagen des saudi-arabischen Konzerns Aramco angegriffen, dies hatte sich zuletzt als zusätzlicher Belastungsfaktor für den Ölmarkt erwiesen. Laut Deutscher Presse-Agentur erklärten die Rebellen, sie hätten neben einer Raffinerie weitere "wichtige Einrichtungen" in der Hauptstadt Riad mit Raketen und Drohnen beschossen.
Experten wie John Kilduff weisen darüber hinaus auf die zuletzt angespannten Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und der Biden-Administration hin, unabhängig von den letzten Rebellenangriffen. "Die Weigerung Saudi-Arabiens, das Angebot zu erhöhen, verschärft das Preisproblem für die Verbraucher auf der ganzen Welt", so Kilduff gegenüber CNBC. Saudi-Arabien, führendes Mitglied der OPEC+ und Partner Russlands, hat noch nicht auf die letzten Gespräche auf höchster Ebene mit Großbritannien und den USA reagiert. Auch die OPEC+ hat sich auf ihrer letzten Sitzung nicht zu einer möglichen Erhöhung der Fördermenge geäußert, was sich massiv in den Preisen niederschlagen kann.
Für den Ölpreis bedeutet die aktuelle Gemengelage daher voraussichtlich weiterhin hohe Volatilität. Ein deutlicher Preisrückgang dürfte zunächst nicht zu erwarten sein.
Redaktion finanzen.at
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