US-Angebot im Fokus 01.01.2024 14:44:00

Ölpreis-Prognose: Warum Goldman Sachs seinen Ölpreis-Ausblick für 2024 nach unten anpasst

Ölpreis-Prognose: Warum Goldman Sachs seinen Ölpreis-Ausblick für 2024 nach unten anpasst

• Goldman Sachs senkt Ölpreis-Prognose für 2024
• Analysten der Bank rechnen mit geringerer Volatilität
• Höheres US-Ölangebot dürfte Preisauftrieb begrenzen

Im Jahr 2023 war am Ölmarkt eine hohe Volatilität zu sehen. Besonders zwischen Juni und September sorgte eine Angebotsverknappung von Saudi-Arabien und Russland bei einer gleichzeitig schwachen Nachfrage für eine deutliche Hausse, der Preis für ein Barrel Brent-Rohöl kratzte kurzzeitig an der 95-US-Dollar-Marke. 2024 jedoch könnte es hinsichtlich der Schwankungen bei den Ölpreisen deutlich ruhiger werden, meinen Goldman Sachs-Analysten.

Goldman Sachs senkt Ölpreisziel

Die US-Investmentbank schraubte ihren Preisziel-Korridor für ein Barrel Brent-Rohöl um 10 US-Dollar nach unten - die aktualisierte Ölpreis-Prognose für 2024 liegt nun zwischen 70 und 90 US-Dollar (zuvor: 80 bis 100 US-Dollar). In diesem Korridor werde sich der Brent-Rohölpreis überwiegend bewegen; die Preisschwankungen werden nach den letzten drei turbulenten Jahren 2024 somit abnehmen, mutmaßen die Goldman Sachs-Banker. "Wir rechnen weiterhin mit einer Preisspanne und nur mäßiger Preisvolatilität im Jahr 2024. Erhöhte Kapazitätsreserven zur Bewältigung von Verknappungsschocks dürften Preisschwankungen nach oben begrenzen", zitiert "Reuters" aus der Mitteilung.

Goldman Sachs sieht verbesserte Angebotssituation - vor allem wegen den USA

Die Prognose besagt konkret, dass Brent-Öl im Juni 2024 seinen höchsten Stand bei 85 US-Dollar je Barrel erreichen wird. Im Durchschnitt werde der Preis 2024 und 2025 zwischen 80 und 81 US-Dollar pendeln. Zuvor war die US-Investmentbank noch von einem durchschnittlichen Preis von 92 US-Dollar ausgegangen. Die Anpassung der Vorhersage nach unten hänge mit der verbesserten Angebotssituation vonseiten der Nicht-OPEC-Mitglieder zusammen. Besonders in den USA werde die Produktion des schwarzen Goldes in den kommenden Monaten deutlich ansteigen.

Analysten gehen laut Reuters im Durchschnitt davon aus, dass die US-Rohölproduktion in den Lower 48-Staaten (ohne Alaska, Hawaii und den Golf von Mexiko) im vierten Quartal 2024 11,4 Millionen Barrel pro Tag erreichen wird. Zum Vergleich: Im Oktober 2023 lag die tägliche Produktion der Lower 48-Staaten bei 10,77 Millionen Barrel, wie einem Bericht der US-Energiebehörde "U.S. Energy Information Administration (EIA)" zu entnehmen ist. Zudem erhöhten Analysten die Wachstumsprognose für das gesamte US-Flüssiggasangebot im Jahr 2024 auf 0,9 Millionen Barrel pro Tag von zuvor 0,5 Millionen Barrel pro Tag.

Diese Faktoren könnten für Aufwärtspotenzial sorgen

Es gibt jedoch auch mehrere Faktoren, die das Abwärtsrisiko des Ölpreises begrenzen. Die Goldman Sachs-Analyse betont hierbei vier Entwicklungen. Erstens werde die Entscheidung der OPEC-Staaten rund um Saudi-Arabien, ihre Ölproduktion zu drosseln, das Angebot insgesamt relativ knapp und die Preise stabil halten. "Es ist unwahrscheinlich, dass Saudi-Arabien den Markt im Jahr 2024 'durchspülen' wird", so die Goldman Sachs-Analysten, und fügten hinzu: "Wir erwarten eine vollständige Verlängerung der im April 2023 angekündigten OPEC+-Kürzungen (1,7 Millionen Barrel pro Tag) bis 2025 und des zusätzlichen Pakets von 2,2 Millionen Barrel pro Tag bis zum zweiten Quartal 2024."

Zweitens sorge die konjunkturelle Erholung des globalen Wachstumsmotors China für eine wieder steigende Energienachfrage. Drittens werden die Lagerbestände in den USA aufgestockt - deshalb flute nicht die gesamte US-Ölproduktion den Weltmarkt. Schließlich sehen die Goldman Sachs-Banker nur ein geringes Rezessionsrisiko, sodass die Nachfrage nach Öl robust bleiben dürfte.

2024er-Öl-Prognosen gehen weit auseinander

Die Ölpreis-Prognosen für 2024 gehen allgemein weit auseinander, was angesichts der großen geopolitischen Turbulenzen - allen voran auch in dem Erdöl-Produktionshotspot Naher Osten - und des unsicheren Konjunkturausblicks nicht allzu sehr verwundert.

Ähnlich wie die Goldman Sachs-Experten rechnet Darwei Kung, Head of Commodities and Natural Resources der Deutsche Bank-Tochter DWS, 2024 mit einer Stabilisierung am Ölmarkt. Angebot und Nachfrage werden sich in den kommenden Monaten ausgleichen, prognostiziert Kung. Erst in der zweiten Jahreshälfte könnte die Energienachfrage dank einer Konjunkturerholung wieder ansteigen, was dem Ölpreis grundsätzlich Auftrieb verleihen dürfte.

Max Layton, globaler Leiter der Rohstoffforschung bei der Citigroup, teilt Kungs Ansicht nicht. Er sieht vielmehr enorme Abwärtsrisiken mit einem potenziellen Einbruch des Ölpreises um bis zu 50 Prozent. Dieser Fall werde eintreten, wenn die OPEC-Staaten ihre Produktionskürzungen aufgeben. Allgemein rechnet Layton 2024 mit einer schwachen Energienachfrage, die nicht ausreichen werde, das aktuelle "Überangebot" an Öl abzubauen.

Einige Öl-Bullen schätzen die Lage jedoch ganz anders ein. So sehen die Bank of America-Rohstoffexperten ein gewaltiges Aufwärtspotenzial, sofern sich die Lage im Nahen Osten verschärfe. "Wir haben kürzlich vier Szenarien für den Ölmarkt skizziert und gehen davon aus, dass die Preise 150 US-Dollar pro Barrel oder mehr erreichen, wenn ein sich ausweitender regionaler Konflikt zu Schäden an der Energieinfrastruktur im Nahen Osten führt", wie Kitco aus der entsprechenden Studie zitiert.

Auch Investorenlegende Warren Buffett scheint derzeit eher mit einer Aufwärts- als mit einer Abwärtsbewegung an den Ölmärkten zu rechnen: Das "Orakel von Omaha" kaufte mittels seines Investmentvehikels Berkshire Hathaway kürzlich weitere 10,5 Millionen Aktien des US-amerikanischen Ölkonzerns Occidental Petroleum im Wert von 588,7 Millionen US-Dollar.

Redaktion finanzen.at

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