"Super-Contango" 01.05.2020 21:46:00

Ölpreis-Crash dürfte ETF-Anleger teuer zu stehen kommen

Ölpreis-Crash dürfte ETF-Anleger teuer zu stehen kommen

• Große Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage am Ölmarkt
• Corona-Krise verschärft die Lage
• Privatanleger wollen profitieren - und tappen in eine Falle

Die Ölpreise werden schon seit geraumer Zeit von einem hohen Angebot und einer schwachen Nachfrage belastet. Darum beschloss erst vor kurzem das Ölkartell OPEC mit seinen Kooperationspartnern erdölexportierender Länder, der OPEC+, eine weitere Produktionskürzung. Doch auch diese Förderkürzung konnte nicht verhindern, dass es zu einem Einbruch der Ölpreise kam. Dieser führte wiederum bei manchen ETF-Anlegern zu einem bösen Erwachen.

Einbruch der Ölpreise schockt die Märkte

Vergangene Woche, am Montagabend, kam es zu einem regelrechten Crash am Ölmarkt. Zum ersten Mal seit Beginn des Future-Handels fiel der Preis für einen Mai-Kontrakt auf amerikanisches Leichtöl, WTI, in den negativen Bereich. Die Futures für das US-Rohöl fielen zeitweise um mehr als 300 Prozent auf fast minus 55 US-Dollar. Hier kamen zwei Dinge zusammen: Zum einen gibt es derzeit eine große Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage am Ölmarkt und zum anderen verfiel am darauffolgenden Dienstag der Mai-Terminkontrakt auf US-Rohöl.

Am vergangenen Mittwoch traf es dann auch die europäische Sorte Brent, die zeitweise auf ein 21-Jahres-Tief fiel. Dass die Ölpreise anschließend wieder etwas stiegen - wenn auch auf niedrigem Niveau - war einer Drohung von US-Präsident Trump in Richtung Iran geschuldet.

"Super-Contango" - geringe Nachfrage und hohes Angebot

Kontrakte werden in den meisten Terminmärkten, je weiter sie in der Zukunft liegen, aufgrund der Lagerkosten, teurer. Die Futures-Kurve ist also nach oben gerichtet, der Terminmarkt ist in "Contango". Auch beim Öl werden die Kontrakte, je weiter die physische Auslieferung des Öls in der Zukunft liegt, aktuell immer teurer. Marktteilnehmer sprechen aufgrund der deutlich höheren Preise für Öllieferungen derzeit sogar von einem "Super-Contango". Dies kann auf eine besonders geringe Nachfrage oder ein sehr hohes Angebot hinweisen - was aktuell beides der Fall ist. Die ohnehin schon geringe Nachfrage, welche durch die Förderkürzungen wieder etwas ausgeglichen werden sollte, wird nun durch die Corona-Krise, die die Weltwirtschaft ins Stocken bringt, zusätzlich gedämpft und die Lagerkapazitäten gehen somit allmählich zur Neige.

United States Oil Fund bricht ein

ETFs werden häufig von institutionellen Anlegern oder professionellen Händlern genutzt, um bestimmte Anlagen leer zu verkaufen oder auf sinkende Preise zu wetten. Nun glauben aber einige ETF-Experten, wie MarketWatch berichtet, dass der größte Öl-ETF, der United States Oil Fund (USO), aufgrund seiner breiten Verfügbarkeit auf Broker-Plattformen und seiner Beliebtheit bei einem der größten Robo-Berater der Branche, in der jüngsten Vergangenheit viele Privatanleger angezogen haben könnte, die zum Kassapreis kaufen und von in Zukunft steigenden Ölpreisen profitieren wollten. Auf diese könnte ein böses Erwachen gewartet haben.

Der United States Oil Fund LP gab MarketWatch zufolge am vergangenen Montag um 12 Prozent nach. Am Dienstag sei es für den USO um weitere 30 Prozent abwärts gegangen - den Verlust im Laufe seines 14-jährigen Bestehens habe er auf etwa 96 Prozent ausgebaut.

Die Spanne zwischen den Verträgen für den Front-Monat und den weiter entfernten Monaten sei durch den Zusammenbruch der kurzfristige Nachfrage nach Öl enorm groß geworden, was bedeute, dass Investoren, die irgendwann auf den nächsten Vertrag wechseln werden, draufzahlen müssen und womöglich Geld verlieren werden. Daher seien solche Anlageprodukte nicht als langfristige Kauf- und Halte-Vehikel gedacht.

Strengere Regulierung für ETFs, die Future-Produkte enthalten?

Das Problem dabei sei, dass viele Privatanleger fälschlicherweise glaubten, dass der United States Oil Fund ein Stellvertreter für die Investition in den Kassapreis für Öl sei, berichtet CNBC. Der Zweck des USO bestünde allerdings darin, den Öl-Futures Kontrakt des Vormonats und nicht den Kassakurs so genau wie möglich zu verfolgen. Daher sei es für Anleger, wenn sie investieren, so wichtig, zu wissen, was sie mit ihrer Investition besitzen.

Da der Handel mit Terminkontrakten auf Ölpreise normalerweise nur Anlegern mit einer Genehmigung möglich ist, argumentiert Dave Nadig, CIO und Director of Research bei ETF Database, laut MarketWatch, dass Anleger nicht in den United States Oil Fund "investieren sollten, wenn sie nicht in die zugrunde liegenden Vermögenswerte investieren dürfen". Und weiter: "Der Weg, um dieses Problem zu lösen, besteht darin, den Zugang zu öffnen. FINRA sollte Sie dazu bringen, die gleichen Formulare auszufüllen, die Sie ausfüllen müssen, wenn Sie einen Terminmarkt eröffnen. Es tut mir leid für diejenigen, die nicht verstanden haben, in was sie investieren. Wir sollten den Zugang zu diesen Produkten so regeln, wie wir den Zugang zum Basiswert regeln. Wenn meine Mutter USO kaufen möchte, sollte sie dieselben Papiere ausfüllen müssen, die sie ausfüllen muss, um Futures zu handeln", gibt CNBC Nadig wieder.

Redaktion finanzen.at

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Ölpreis (WTI) 69,57 0,33 0,48