04.04.2016 22:42:47

MÄRKTE USA/Billiges Öl und Zinsängste drücken Aktienkurse

   NEW YORK (Dow Jones)--Die Aktienkurse an der Wall Street haben nach der guten Entwicklung zum Wochenschluss am Montag im Minus geschlossen. Da die Indizes nahe ihren Jahreshochs handelten, sei die Luft sehr dünn geworden, sagten Händler. Als Belastung erwiesen sich zudem wieder die Ölpreise, die nach unten absackten. Und schließlich wartete Boston-Fed-Präsident Eric Rosengren mit einer eher unfreundlichen Botschaft auf. Er sagte, die Wahrscheinlichkeit baldiger Zinserhöhungen sei angesichts der widerstandsfähigen Konjunktur größer als der Markt erwarte.

   Der Dow-Jones-Index verlor 0,3 Prozent auf 17.737 Punkte, der S&P-500 gab 0,3 Prozent auf 2.066 Punkte ab und der Nasdaq-Composite fiel um 0,5 Prozent auf 4.892 Punkte. Umgesetzt wurden 823 (Freitag: 984) Millionen Aktien. Auf 822 (1.500) Kursgewinner entfielen 2.284 (1.617) -verlierer, unverändert schlossen 79 (81) Titel.

Berichtssaison gibt weitere Richtung vor Auch die kommende Woche startende US-Berichtssaison sorgte für Vorsicht bei den Anlegern. Alcoa macht wie stets den Anfang zu Wochenbeginn. Im weiteren Verlauf folgen dann noch die vielbeachteten Ergebnisse der US-Großbanken JP Morgan, Wells Fargo und Citigroup. Viele Teilnehmer sind skeptisch. "Ich denke, es gibt einen Schwall kaltes Wasser auf die bullishen Märkte", sagt Erik Davidson, CIO von Wells Fargo Private Bank.

   Positive Faktoren wurden darüber in den Hintergrund gedrängt. So blieb der Dollar zum Euro vergleichsweise billig, was für US-Aktien spräche. Auch die Aussicht auf eine anziehende US-Konjunktur, wie zuletzt durch gute Daten manifestiert, bilde eigentlich ein vorteilhaftes Umfeld für Aktien, hieß es.

   Das einziges Konjunkturdatum des Tages reihte sich zwar nicht in die jüngste gute Serie ein. Denn der Auftragseingang für Februar fiel mit minus 1,7 Prozent etwas schwächer aus als die prognostizierten minus 1,6 Prozent. Doch die Daten lieferten kaum einen Impuls.

Ölpreise geben wieder nach Die Ölpreise stabilisierten sich nur vorübergehend. Nach dem Einbruch zum Wochenausklang ging es nochmals deutlich nach unten. Die schwindenden Hoffnungen in Bezug auf eine Reduzierung der Fördermenge hatten den Preisen für das "schwarze Gold" am Freitag kräftig zugesetzt und für den höchsten Tagesverlust seit rund fünf Wochen gesorgt. Nun hat der iranische Ölminister Bijan Zanganeh am Sonntag die Forderung Saudi-Arabiens nach einer Begrenzung der Ölförderung zurückgewiesen. Damit scheint mehr als fraglich, ob sich die Ölförderländer überhaupt auf eine Mengenbegrenzung einigen werden, um eine Erholung der drastisch gesunkenen Ölpreise zu ermöglichen.

   Mit seinen Äußerungen reagierte Zanganeh auf Meldungen vom Freitag, wonach der weltgrößte Ölexporteur Saudi-Arabien seine Produktion nur dann begrenzen würde, wenn auch der Iran seine Förderung einschränkte. "Alle Hoffnungen für das Treffen am 17. April sind damit zerstört und der Ölpreis könnte nun bis auf 35 Dollar fallen", sagte Rohstoff-Analyst Bjarne Schieldrop von SEB Markets. Ein Barrel der Sorte WTI kostete zum Settlement 35,70 Dollar, ein Minus von 3 Prozent.

   Auch der Goldpreis setzte seine Abwärtstendenz fort. Die Investoren sorgten sich, dass mit den US-Arbeitsmarktdaten und den neuen Aussagen von Eric Rosengren die Chancen auf eine Zinserhöhung in den USA in naher Zukunft gestiegen sind. Der Preis für die Feinunze fiel um 0,6 Prozent auf 1.215 Dollar.

   Am Devisenmarkt tendierte der Euro gegen den Dollar nach einer Achterbahnfahrt in etwa auf dem Niveau vom späten Freitag. Die Gemeinschaftswährung ging mit 1,1393 Dollar um, nach 1,1389 Dollar im späten Handel in New York am Freitag. Übergeordnet wird der Greenback weiter von den jüngst taubenhaften Aussagen von US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen belastet. Sie hatten mit dazu beigetragen, dass die an den Finanzmärkten eingepreiste Wahrscheinlichkeit für die nächste US-Zinserhöhung im Juni deutlich gesunken ist.

   Die US-Anleihen stießen auf Kaufinteresse, so dass die Renditen der zehnjährigen Treasurys auf den niedrigsten Stand seit 1. März fielen. Käufer fühlten sich noch immer von den Aussagen der Fed-Chefin Janet Yellen aus der Vorwoche ermutigt, als sie eine geldpolitisch lockere Position vertreten hatte. Die Rendite zehnjähriger Papiere stieg um 3 Basispunkte auf 1,78 Prozent.

Sunedison brechen weiter ein Die Aktien des in Schieflage befindlichen Solarenergieunternehmens SunEdison setzten ihre Talfahrt fort. Nachdem es bereits am Freitag um gut 20 Prozent abwärts gegangen war, fiel der Kurs nun um weitere 51 Prozent. Das Unternehmen steht offenbar kurz vor der Pleite. Das US-Solarenergieunternehmen wolle Gläubigerschutz nach US-Konkursrecht beantragen, berichteten mit dem Vorgang vertraute Personen. Gleichzeitig führe das Unternehmen, dessen Marktwert im Juli 2015 noch bei rund 10 Milliarden US-Dollar lag, Verhandlungen mit zwei Banken, um den Betrieb während des Insolvenzfalles zu finanzieren.

   Für die Tesla-Aktie ging es weitere 4 Prozent nach oben und damit auf den höchsten Stand seit September. Für das künftige Model 3 des Elektroautoherstellers haben sich bereits mehr als eine Viertelmillion Interessenten gemeldet. CEO Elon Musk sagte am Samstag, das für 2017 geplante Modell habe bereits 273.000 Reservierungen erhalten.

   Schlumberger gewannen 0,7 Prozent. Credit Suisse ist trotz eines Rückgangs des Rohölpreises um 12 Prozent seit Mitte März für den Ölausrüster zuversichtlich. Die Analysten haben die Aktie wieder in ihre Beobachtung aufgenommen und votieren mit "Outperform". Nach Einschätzung der Experten wird der US-Ölausrüstungssektor im zweiten Quartal die Talsohle erreichen. Für Schlumberger spreche die sehr gute Aussicht auf Zugewinne von Marktanteilen.

   Natus Medical brachen um knapp 20 Prozent ein. Schon zum zweiten Mal warnt der Medizinprodukte-Hersteller in diesem Jahr, dass es den angestrebten Umsatz nicht erreichen wird. Schuld seien dieses Mal verspätete wichtige Bestellungen. Der Aktienkurs war bereits im Januar mit einer ersten Umsatzwarnung ins Taumeln geraten.

   Der US-Netzwerkspezialist Brocade Communications baut sein WLAN-Geschäft mit einer Milliardenübernahme in der Heimat aus. Das Unternehmen kauft Ruckus Wireless laut Mitteilung vom Montag für rund 1,2 Milliarden US-Dollar. Aktionäre von Ruckus sollen 6,45 Dollar je Aktie in bar und 0,75 Anteile von Brocade je Titel erhalten. Brocade-Anleger waren wenig begeistert: die Aktie verlor 13,6 Prozent. Dagegen rückten Ruckus um 32 Prozent vor.

   Virgin America sprangen um 42 Prozent nach oben. Die Alaska Air Group wird die Fluglinie für 2,6 Milliarden Dollar übernehmen. Für Alaska Air Group ging es 3,8 Prozent nach unten.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 17.737,00 -0,31 -55,75 1,79 S&P-500 2.066,13 -0,32 -6,65 1,09 Nasdaq-Comp. 4.891,80 -0,46 -22,75 -2,31 Nasdaq-100 4.511,70 -0,45 -20,38 -1,78

ANLEIHEN Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 7/8% 2-jähr. 100 8/32 +1/32 0,748% -1,6BP 1% 3-jähr. 100 11/32 +1/32 0,879% -1,6BP 1 1/4% 5-jähr. 100 4/32 +3/32 1,224% -1,8BP 1 1/2% 7-jähr. 99 22/32 +4/32 1,545% -2,0BP 1 5/8% 10-jähr. 98 19/32 +3/32 1,779% -1,2BP 2 1/2% 30-jähr. 97 22/32 +5/32 2,611% -0,9BP

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8.29 Fr, 18.00 Uhr % YTD EUR/USD 1,1392 +0,03% 1,1388 1,1380 +4,9% EUR/JPY 126,82 -0,00% 126,82 127,56 -0,6% EUR/CHF 1,0928 +0,09% 1,0918 1,0913 +0,5% GBP/EUR 1,2522 +0,27% 1,2488 1,2483 -7,8% USD/JPY 111,32 -0,05% 111,38 112,08 -5,2% GBP/USD 1,4264 +0,29% 1,4223 1,4203 -3,3%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 35,62 36,79 -3,18 -1,17 -10,9% Brent/ICE 37,72 38,67 -2,46 -0,95 -6,9%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.215,31 1.222,30 -0,6% -6,99 +14,6% Silber (Spot) 14,94 15,05 -0,8% -0,11 +8,1% Platin (Spot) 941,30 954,61 -1,4% -13,31 +5,6% Kupfer-Future 2,14 2,16 -1,0% -0,02 +0,0% === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

   DJG/DJN/raz

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   April 04, 2016 16:12 ET (20:12 GMT)

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