WTI
Kritik an OPEC |
05.12.2021 14:44:00
|
IEA-Chef sieht hohen Ölpreis in "künstlicher Verknappung" begründet
• Länder haben es versäumt, zur Beruhigung der Situation beizutragen
• Analystin sieht "neue und unerforschte Art von Preiskampf" auf dem Ölmarkt
Die Ölpreise konnten seit Jahresbeginn kräftig zulegen und mehrjährige Höchststände erreichen. In diesem Jahr stieg der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent um fast 35 Prozent auf 69,78 US-Dollar (Stand: 2. Dezember 2021). Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) kletterte um rund 37 Prozent auf 66,46 US-Dollar. Am 26. Oktober kletterte Brent auf ein 52-Wochen-Hoch bei 86,40 US-Dollar, während WTI bei 84,65 seinen Höchststand erreichte. Die starke Rally der Ölpreise hat den ein oder anderen sogar dazu verleite, eine Rückkehr zu 100 US-Dollar pro Barrel Öl zu prognostizieren.
Woher kommen die hohen Ölpreise?
Der Chef der Internationalen Energieagentur IEA, Fatih Birol, macht laut CNBC für die hohen Preise auf dem Ölmarkt unter anderem einige Länder verantwortlich, die es versäumt hätten, eine Position einzunehmen, die zur Beruhigung der steigenden Öl- und Gaspreise beigetragen hätte, und kritisierte die "künstliche Verknappung" auf den Energiemärkten. "[Ein] Faktor, den ich als Grund für diese hohen Preise hervorheben möchte, ist die Position einiger der großen Öl- und Gaslieferanten, und einiger der Länder, die unserer Meinung nach in diesem Zusammenhang keine hilfreiche Position eingenommen haben", zitiert CNBC Birol aus einem Presse-Webinar. Laut Birol könnten einige der wichtigsten Belastungen auf den heutigen Märkten als künstliche Verknappung betrachtet werden, da die wichtigsten Produzenten auf den Ölmärkten, die OPEC-Länder, über freie Produktionskapazitäten von fast sechs Millionen Barrel pro Tag verfügen würden.
USA wollen Öl aus strategischen Reserven freigeben
Wie CNBC berichtet, hat die OPEC+ in den letzten Monaten wiederholt Forderungen der USA nach einer Erhöhung des Angebots und Preissenkungen zurückgewiesen. Daraufhin hatten die USA versprochen, Öl aus strategischen Reserven freizugeben, um den steigenden Preisen entgegenzuwirken. Im ersten Schritt dieser Art habe US-Präsident Joe Biden eine koordinierte Ölfreigabe zwischen den USA, Indien, China, Japan, Südkorea und Großbritannien angekündigt. So wollen die USA 50 Millionen Barrel aus der Strategic Petroleum Reserve freigeben - von denen 32 Millionen Barrel in den nächsten Monaten ausgetauscht würden, während 18 Millionen Barrel zur Beschleunigung eines zuvor genehmigten Verkaufs dienten.
Laut Birol habe die IEA die Ankündigung der USA parallel zu anderen Ländern anerkannt und eingestanden, dass die steigenden Ölpreise die Verbraucher auf der ganzen Welt belastet hätten. Allerdings wolle der IEA-Chef laut CNBC klarstellen, dass dies keine kollektive Antwort der IEA sei. Die Internationale Energieagentur zapfe Lagerbestände laut Birol nur im Falle einer größeren Versorgungsunterbrechung an.
Neue Art von Preiskampf
Louise Dickson, Senior Oil Market Analyst bei Rystad Energy, erklärte kürzlich in einer Research-Mitteilung, dass sich auf dem Ölmarkt "eine neue und unerforschte Art von Preiskampf" zusammenbraue. "Die größten Ölverbraucher der Welt haben eine beispiellose und relativ umfangreiche Freigabe strategischer Reserven auf den Markt versprochen, um die hohen Ölpreise inmitten der Erholung der Pandemie zu dämpfen", gibt CNBC Dickson wieder.
Rystad Energy betrachtet die Freigabe strategischer Reserven jedoch kritisch. Sollte das Öl aus den USA, China, Indien, Japan, Südkorea und Großbritannien bereits Mitte Dezember freigegeben werden, könnte dies bereits im nächsten Monat ausreichen, um die Rohölnachfrage zu übertreffen. "Dies wirft die Frage auf, wie strategisch das Timing von Biden, Xi und anderen ist, wenn im ersten Quartal 2022 bereits eine grundlegende Begnadigung vor der Tür steht", so Dickson. Die Veröffentlichung könnte ihrer Meinung nach "ein Fall von zu viel und zu spät sein, da der Ölmarkt im September am angespanntesten war und eine Angebotserleichterung benötigte".
Zudem befinden sich die Ölpreise in den vergangenen Tagen infolge des Omikron-Schocks auf Talfahrt. Anleger befürchten neue Beschränkungen im Kampf gegen die Ausbreitung der Pandemie und einen damit einhergehenden Rückgang der Nachfrage nach Rohöl. Innerhalb von einem Monat fiel der Preis für ein Barrel der Sorte WTI um rund 16 Prozent, während der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent um rund 14 Prozent eingebrochen ist.
Redaktion finanzen.at
Weitere Links:
Rohstoffe in diesem Artikel
Ölpreis (Brent) | 72,91 | 0,24 | 0,33 | |
Ölpreis (WTI) | 69,57 | 0,33 | 0,48 |