1.500 Tonnen Gold im Fokus 28.11.2014 17:34:00

Goldpreis vor Referendum in der Schweiz unter Druck

An diesem Wochenende könnte der begehrte Rohstoff eine ganze Nation entzweihen - und sich auch zum Härtetest für das ganze Geldsystem entwickeln. Aber der Reihe nach: Am Sonntag stimmen die Eidgenossen darüber ab, ob die Schweizer Notenbank den Goldanteil in ihrer Bilanz massiv ausbauen soll. Der Ausgang des Referendums ist offen.

Es geht dabei um 1.500 Tonnen Edelmetall - und möglicherweise um ein Misstrauensvotum gegen das weltweite Finanzsystem, das auf Papiergeld basiert. Im Moment hält die Schweizer Notenbank annähernd sieben Prozent ihrer Vermögenswerte in Gold. Die "Gold-Initiative" will, dass die Notenbank diesen Anteil auf 20 Prozent erhöht. Außerdem wollen die Initiatoren des Referendums, dass die Notenbank anschließend ihr Gold nicht mehr wieder verkauft. Alle Gold-Bestände sollen zukünftig in der Schweiz gelagert sein. So will die "Gold-Initiative" einem Wertverfall des Schweizer Franken entgegenwirken. Der Wahlspruch der Initatoren lautet entsprechend: "Papier zerfällt, Gold hält".

Die Schweiz ist in Aufruhr, einige Medien im Land sprechen von einem verordneten Goldrausch, der die Notenbank in der Schweiz in Schwierigkeiten bringen könnte. Die Bilanz der eidgenössischen Notenbank umfasst annähernd 520 Milliarden Franken, aber nur rund 40 Milliarden Franken entfallen davon auf Goldbestände. Das sind etwa 1.040 Tonnen plus Forderungen aus Goldgeschäften. Die Notenbank müsste also Gold im Wert von 65 Milliarden Franken nachkaufen. Erst dann könnte sie die Anforderungen der Initiative erfüllen. Klar, dass dieses ernome Volumen Auswirkungen auf den Goldpreis hätte.

Thomas Jordan, Chef der Schweizerischen Nationalbank, fürchtet, dass die Nationalbank handlungsunfähig wird. Falls die Eidgenossen für die Initiative stimmen, müsste die Notenbank ständig Gold kaufen. Finanzexperten bringen dieses zwiespältige Vorhaben auf den Punkt: Was bringt es, so viel Gold zu haben, wenn es im Krisenfall nicht verkauft werden dürfte?

Für einige Experten bewirken die Initiatoren deshalb genau das Gegenteil ihres Ziels: Ein solch massiver Goldankauf mache das Finanzsystem in der Schweiz nicht stabiler, sondern erhöhe die Geldentwertung, also die Inflation. Die Schweiz würde so abhängiger vom Ausland. Angeblich bringen sich Spekulanten bereits in Stellung, die gegen die Euro-Kopplung des Franken wetten.

Goldspekulanten glauben derzeit offensichtlich nicht daran, dass die Schweizer für die "Gold-Initiative" stimmen. Am Freitag vor dem Referendum steht der Goldpreis jedenfalls unter Druck, die Zeichen der Anleger stehen auf "Verkaufen". Für die Feinunze müssen vor dem Wochenende weniger als 1.180 Dollar bezahlt werden. Am Vortag notierte der Goldpreis noch bei 1.200 Dollar pro Feinunze. Die seit Anfang November gesehene Erholung für Gold könnte damit schon wieder vorbei sein. Jetzt gehen die Blicke der Goldanleger in die Schweiz. Sollten die Eidgenossen für die Initiative stimmen, könnte sich der Wert für Gold nachhaltig verändern.


Von Markus Gentner

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