Goldpreis
Nach dem Flash-Crash |
17.08.2021 23:40:00
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Goldpreis im Fokus: Warum Anleger nun weiterhin sehr vorsichtig sein sollten
• Goldpreis bricht ein
• Schlechtes Umfeld für Gold
Der Goldpreis erlebte einen wahren Flash-Crash: Erstmals seit mehr als vier Monaten fiel der Preis für eine Feinunze Gold (rund 31,1 Gramm) unter die Marke von 1.700 Dollar und zeitweise sogar unter 1.690 Dollar. Auslöser war ein überraschend gut ausgefallener Arbeitsmarktbericht, der an den Finanzmärkten die ohnehin schon zirkulierenden Spekulation hinsichtlich eines Ausstiegs aus der extrem lockeren Geldpolitik durch die US-Notenbank Fed noch verstärkte.
Starker US-Arbeitsmarkt
Die US-Wirtschaft hat im Juli erneut mehr Jobs geschaffen als erwartet. Mit 943.000 neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft wurde der höchste Wert seit fast einem Jahr erreicht. Daneben fiel die Arbeitslosenquote von 5,9 Prozent im Juni auf nun 5,4 Prozent und damit deutlicher als von Volkswirten im Vorfeld prognostiziert.
Ferner stiegen auch noch die Stundenlöhne stärker als erwartet. Laut "Reuters" sehen sich Unternehmen derzeit gezwungen ihre Löhne zu erhöhen, da infolge eines akuten Arbeitskräftemangels derzeit eine Rekordzahl von 9,2 Millionen Stellen unbesetzt ist. "Sich verdichtende Hinweise auf eine Lohn-Preis-Spirale könnte die Fed hingegen kaum auf die leichte Schulter nehmen", wird LBBW-Analyst Matthias Krieger hierzu zitiert.
Konjunkturerholung
Angetrieben wird der US-Jobmotor zum einen von der Impfkampagne. Diese ermöglicht es zum einen, dass die Geschäfte wieder öffnen und zum anderen, dass die Menschen wieder mehr ihr Zuhause verlassen, um einkaufen zu gehen oder Restaurants zu besuchen.
Stützend wirken zudem staatliche Konjunkturhilfen. Nach verschiedenen Konjunkturpaketen mit einem Volumen von rund drei Billionen Dollar im vergangenen Jahr hat der US-Kongress dieses Frühjahr ein zusätzliches Corona-Hilfspaket in Höhe von rund 1,9 Billionen Dollar verabschiedet.
Doch damit nicht genug: Gerade erst im August 2021 hat der US-Senat abermals ein gewaltiges Infrastrukturpaket über rund 550 Milliarden Dollar verabschiedet. Somit kommt also auch von dieser Seite weitere Unterstützung für die US-Wirtschaft, was wiederum Gold, das als sicherer Hafen in Krisenzeiten gilt, in Zukunft zusätzlich belasten könnte.
Kurswechsel der Fed?
Um der Corona-Krise zu begegnen stellt zudem die Fed massenhaft billiges Geld zur Verfügung. Bisher lieferte sie auch keine Hinweise, dass sie davon bald abrücken wird. Stattdessen betont sie immer wieder, dass sie die derzeitige starke Inflation nur für ein vorübergehendes Phänomen hält.
Doch angesichts der jüngsten starken Arbeitsmarktdaten wächst bei vielen Marktteilnehmern trotz aller Beteuerungen der Währungshüter die Sorge vor einer geldpolitischen Wende der US-Notenbank. Schließlich scheinen die jüngsten Daten ein weiterer Beleg dafür zu sein, dass sich die US-Wirtschaft klar auf Erholungskurs befindet. Die Aussicht, dass die Fed deshalb möglicherweise ihren Leitzins erhöht während die Europäische Zentralbank gleichzeitig ihren ultralockeren Kurs beibehält, lässt den Dollar steigen und verteuert damit das meist in Dollar gehandelte Gold für Käufer außerhalb des Dollarraums, was wiederum die Nachfrage nach dem gelben Edelmetall dämpft.
Schlechte Stimmung für Gold?
Diese Spekulationen über mögliche schnellere Zinserhöhungen der US-Fed haben auch Folgen für den Anleihemarkt: Weil künftige Anleihen dann mit einem höheren Zinssatz ausgestattet würden als derzeitige Papiere, sinken die Kurse der "alten" US-Anleihen und steigen im Gegenzug deren Renditen kräftig. Dies macht die Staatsanleihen für Anleger attraktiver und entsprechend sinkt dann das Interesse an Gold.
Beachtlich ist dabei, dass der jetzige Renditeanstieg zwar Gold belastete, der Goldpreis jedoch umgekehrt nicht davon hatte profitieren können, dass die Renditen im vergangenen Monat nachgegeben hatte. Dies könnte ein Hinweis auf eine allgemein schlechte Stimmung hinsichtlich des gelben Edelmetalls sein.
Hierfür spricht auch, dass das Interesse an physisch gedeckte Gold-Indexfonds (ETFs), bei denen die Indexanbieter für verkaufte ETF-Anteile eine entsprechende Goldmenge im Tresor hinterlegen, in diesem Jahr deutlich nachgelassen hat.
Redaktion finanzen.at
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