Goldpreis
Experten-Einschätzung |
30.12.2019 22:15:00
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Goldpreis 2019 auf Rekordniveau - Die Bullen sind erwacht
"In irgendeiner Währung steigt Gold immer, aber heuer ist es in jeder Währung gestiegen", sagte Stöferle, Managing Partner der Incrementum AG und Autor des jährlich erscheinenden Goldreports "In Gold we Trust", im Gespräch mit der APA. "Auf Dollar-Basis war es ein Plus von 15 Prozent, in Euro sogar von 20 Prozent." Auch in der klassischen Safe-Haven-Währung, dem Schweizer Franken, habe Gold heuer um 15 Prozent zugelegt, im australischen Dollar 18 Prozent und im kanadischen Dollar 12 Prozent. "Das ist schon eine Entwicklung, die wirklich unglaublich ist, die aber von den Marktteilnehmern kaum wahrgenommen wird, weil die meisten nur auf den Dollarpreis schielen."
Entscheidend für diese Entwicklung sei unter anderem die komplette Kehrtwende seitens der US-Notenbank gewesen, die Zinserhöhungen für 2019 ausgeschlossen und erklärt habe, das "Quantitative Tightening", also die Rückführung der Geldmengen-Inflationierung, vorerst zu beenden. "Nun haben wir bereits drei Zinssenkungen gesehen, Quantitative Tightening ist beendet und die Federal Reserve hat schon wieder mehr als 300 Milliarden in den Markt gepumpt. Das war für mich der ganz wesentliche Faktor, wieso Gold nun auch auf Dollar-Basis ausgebrochen ist."
Damit sei für ihn klar: "Wir befinden uns in einem neuen Bullenmarkt", so Stöferle. Gold gehöre schon allein aus dem Aspekt der Absicherung in jedes Portfolio, "zumindest fünf bis zehn Prozent sollten es allemal sein". Kurzfristig gesehen werde jetzt die weitere Entwicklung der Realzinsen entscheidend sein. "Bei sinkenden Renditen ist Gold der klassische sichere Hafen. Ich glaube, dieser Trend wird sich fortsetzen - vor allem, weil wir Signale sehen, dass die steigende Preisinflation wieder zum Thema werden könnte", wenngleich derzeit "nicht wirklich die großen Inflationsrisiken" zu erkennen seien. Allerdings sei es das erklärte Ziel der Notenbanken und der Politik, die Inflation zu erhöhen, und auch der Trend der De-Globalisierung sei inflationssteigernd.
Stöferle rechnet damit, dass 2020 verstärkt fiskalische Anreize gesetzt werden, etwa schuldenfinanzierte Infrastrukturprojekte, "aber auch Maßnahmen, die in Richtung Helicopter Money oder QE for the People gehen. Das waren vielleicht früher noch extreme Ideen von Ökonomen, mittlerweile sind die aber im Mainstream angekommen und werden immer öfter zitiert." Solche Maßnahmen würden sich schneller und direkter inflationstreibend auswirken, glaubt Stöferle.
Dazu komme, dass derzeit 14 Billionen Euro an Anleihen - vor allem Staatsanleihen - negativ rentiert seien, "die sind quasi, wenn man sie bis zum Ende hält, ein garantierter Verlust". Das entspreche etwa der gesamten Wirtschaftsleistung von Japan, Indien, Deutschland und Großbritanniens. "Wenn jetzt Inflation zum Thema werden sollte, dann muss man sich die Frage stellen, wo dieses Geld noch hinfließen könnte. Ich glaube, da wäre Gold einer der großen Profiteure dieser Entwicklung."
Und schließlich gebe es viele Hinweise auf eine Abschwächung der Wirtschaftsleistung und eine mögliche Rezession wäre ein sehr positives Umfeld für den Goldpreis, erklärt Stöferle. "Wieso? Weil natürlich bei einer Rezession die Notenbanken und die Politiker nicht einfach tatenlos zuschauen, sondern mit fiskalischen Maßnahmen und in Form von Zinssenkungen eingreifen." Wobei es für Zinssenkungen speziell in der Eurozone "nicht mehr wahnsinnig viel Spielraum" gebe.
Der Performance-Vergleich von Gold mit Aktien sei nur bedingt sinnvoll, so Stöferle. "Denn mit Gold erwerbe ich eine Währung, die ich vergleichen sollte mit dem Euro oder mit dem Dollar, da sind natürlich die Zinsen ganz essenziell - je höher die Zinsen, desto attraktiver ist eine Währung. Deshalb sind die auch die Opportunitätskosten bei Gold derzeit so gering." Aktien seien zwar im Gegensatz zu Gold Produktivkapital, dort gebe es aber konjunkturelle Risiken, Managementrisiken, Produktrisiken oder politische Risiken. "Aber meiner Meinung nach gehören Gold und Aktien in jedes Portfolio."
Wenn man die bisherige Performance von Gold ansehe, komme es sehr darauf an, welche Zeiträume man betrachte, sagte Stöferle. "Wir schauen uns grundsätzlich immer die Preisentwicklung seit 1971 an. Seitdem wird Gold frei gehandelt, bis August 1971 gab es ja noch die Goldpreis-Deckung des US-Dollars. Seitdem beläuft sich die jährliche Performance auf knapp 10 Prozent." Die 1970er Jahre seien für den Goldpreis fantastisch gewesen, die 80er und 90er eher schwach bzw. "seitwärts" und seit dem Jahr 2000 sei es wieder deutlich besser.
In welcher Form man Gold kaufen sollte, hänge immer von der Motivation des Käufers ab, sagt Stöferle. "Will man auf den Worst Case vorbereitet sein, dann sollte man physisch kaufen und sich um die Lagerung Sorgen machen. Das ist dann Sicherheitsgold zur Absicherung gegen monetäre Großevents wie hohe Inflationsraten, Währungsreform, finanzielle Repression etc." Wolle man hingegen in Gold investieren, weil man sich einen Preisanstieg erwarte, dann sei es auch legitim "Performance-Gold" zu erwerben, etwa in Form von Minenaktien, Derivaten, Futurs oder ETFs (börsengehandelte Fonds, Anm.).
In der EU sei Anlage-Gold von der Mehrwertsteuer befreit und beim Verkauf falle keine Vermögenszuwachssteuer an. "Wenn man länger als ein Jahr hält, ist es grundsätzlich steuerfrei."
APA
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