Goldpreis
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29.12.2023 17:39:00
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Goldexperte Stöferle: "Gold riecht schon, dass die Zinsen sinken"
Trotz der rückläufigen Inflationsraten und trotz der stark gestiegenen Zinsen habe sich Gold in den letzten Monaten überraschend gut gehalten, sagte Stöferle im Gespräch mit der APA. Ein wesentlicher Grund dafür sei die extrem starke Gold-Nachfrage der Notenbanken. "Wir haben letztes Jahr ein Allzeithoch gesehen bei der Notenbank-Nachfrage mit 1.100 Tonnen. Heuer schaut es so aus, als könnten wir das sogar noch übertreffen." Vor allem die Notenbanken der Schwellenländer würden massiv Gold zukaufen, allen voran China, aber auch Singapur und Polen sowie Russland hätten zuletzt zugekauft.
Vieles spricht dafür, dass der Goldpreis in nächster Zeit weiter steigen wird, glaubt Stöferle. "2.300 Dollar, das wäre das nächste größere Ziel. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass wir im Laufe der nächsten ein, zwei Jahre in Richtung 2.700 gehen." Dafür könnte sprechen, dass mit dem Allzeithoch auf Dollar-Basis auch die Investoren-Nachfrage nach Gold anspringt - also die Nachfrage seitens der ETFs (Exchange-Traded Funds = börsengehandelte Fonds), aber auch die Nachfrage nach Goldmünzen und -barren. Dämpfend auf die Goldnachfrage hätten sich zuletzt die realen Zinsen etwa auf Sparbücher ausgewirkt. Ein wesentlicher treibender Faktor sei jetzt aber die erwartete Zinswende. "Ich glaube, Gold riecht quasi schon, dass die Zinsen sinken."
Auf dem Anleihenmarkt könnten die Anleger nach drei schwachen Jahren nun wieder ansprechende Renditen erzielen, schilderte Stöferle das Umfeld für Investoren. Auf den Aktienmärkten hätten die großen Technologie-Unternehmen alles in den Schatten gestellt, während der breite Aktienmarkt in den USA mehr oder weniger seitwärts gegangen sei. "Was global gesehen, also nicht nur in Österreich, immer mehr zu bröckeln beginnt, ist das Betongold, sprich Immobilien." Das sei ein Faktor, der ebenfalls die Goldnachfrage stärken könnte.
Diktiert werde der Goldpreis mittlerweile nicht mehr von der westlichen Welt. "Es sind ganz klar die Emerging Markets, die mittlerweile für einen Großteil der Nachfrage verantwortlich sind." China und Indien würden heute mehr als 50 Prozent der Nachfrage stellen. "Der Goldpreis wird immer mehr von Shanghai, von Mumbai und Dubai diktiert."
Die Bedeutung kurzfristiger geopolitischer Entwicklungen sollte man nicht überbewerten, meint Stöferle. Krieg bedeute zwar meistens Inflation, niedrigere Zinsen und mehr Schulden, sei aber nicht der zentrale Preistreiber für Gold. "Die Motivation Gold zu kaufen sollte nicht sein, dass man auf Kriege spekuliert."
Als "digitales Gold" wird oft die Kryptowährung Bitcoin bezeichnet, deren Preis seit Jahresbeginn auf das Zweieinhalbfache gestiegen ist. "Wir gehören zu den wenigen, die sowohl Gold als auch Bitcoin propagieren", verweist Stöferle auf seine Anlage- und Vermögensverwaltungsgesellschaft Incrementum AG mit Sitz in Liechtenstein. "Wir kombinieren in zwei von unseren Fonds Gold und Bitcoin - 75 Prozent Gold und 25 Prozent Bitcoin", erklärte Stöferle. Diese Kombination sei wegen der geringen Korrelation der beiden Assets sinnvoll.
Bitcoin und Gold hätten ähnliche Eigenschaften. "Der wesentliche Punkt ist die Stock-to-Flow-Ratio - ein hoher Bestand steht einer geringen jährlichen Inflation gegenüber." Derzeit sei die jährliche Inflation von Gold und Bitcoin etwa gleich bei 1,5 oder 1,6 Prozent, aber im nächsten Jahr werde die Inflationsrate von Bitcoin durch das "Halving" fallen, Bitcoin werde dann sogar härter sein als Gold.
Der Begriff "Halving" bezieht sich auf den Vorgang, bei dem die Belohnung für das Mining eines Bitcoin-Blocks ungefähr alle vier Jahre halbiert wird. Es ist eine Kernkomponente des zugrunde liegenden Algorithmus von Bitcoin und soll die Inflation gering halten. Beim Start von Bitcoin im Jahr 2009 betrug die Belohnung für das Mining eines Blocks 50 Bitcoins, beim dritten Halving im Mai 2020 wurde die Belohnung auf 6,25 Bitcoins reduziert.
Das Halving dürfte für den Bitcoin-Preis ebenso ein wesentlicher Treiber werden wie die für Anfang Jänner erwartete Zulassung von Bitcoin-ETFs - Anleger könnten dann Anteile an solchen ETFs kaufen und verkaufen, ähnlich wie sie Aktien handeln. Die ETFs würden die Preisbewegungen von Bitcoin nachvollziehen, ohne dass die Anleger direkt Bitcoin kaufen und sich Sorgen über die sichere Aufbewahrung machen müssten. "Dann wird Bitcoin plötzlich einer komplett neuen und sehr, sehr großen Anlegerschaft zugänglich gemacht." Durch ETFs von großen Fondsmanagement-Gesellschaften wie Blackrock oder Fidelity werde das Potenzial um ein Vielfaches größer. "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir bei Bitcoin auf Sicht der nächsten eineinhalb Jahre auch in Richtung neuer Allzeithochs gehen."
(APA
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