Gas-Streit mit Russland |
16.10.2014 12:34:32
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Energie-Stresstest offenbart Abhängigkeit von russischem Gas
Im schlimmsten Szenario wurde geprüft, welche Folgen ein kompletter Lieferstopp für ein halbes Jahr haben würde. Das Ergebnis: Neben den genannten drei Ländern würden auch Rumänien und den übrigen Ländern des Baltikums mindestens 40 Prozent des Energiebedarfs fehlen.
EU-Energiekommissar Günther Oettinger sagte, er rechne nicht mit so einer dramatischen Entwicklung. Die EU müsse aber für den Fall der Fälle vorbereitet sein. Ein wahrscheinlicheres Szenario ist aus Sicht Oettingers, dass die Ukraine bei einer eigenen Knappheit Erdgas aus der Pipeline für sich abzweigt, statt es in den Westen weiterzuleiten. Erdgas fließt zu großen Teilen über das Staatsgebiet der Ukraine in die Europäische Union.
Es ist das erste Mal, dass die EU in einem Stresstest die Folgen von Lieferunterbrechungen simuliert. Mit dem nahenden Winter wachsen die Sorgen, denn die Ukraine und Russland haben sich immer noch nicht auf einen Gasliefervertrag und die Begleichung der ukrainischen Altschulden geeinigt.
Der russische Gasmonopolist Gazprom hatte schon einmal am 16. Juni die Lieferung an die Ukraine eingestellt. Lieferstopps gab es auch schon in den Jahren 2006 und 2009. Damals bekamen auch die Länder der EU im tiefsten Winter nicht mehr ausreichend Gas. Vergangenes Jahr bezogen sie 39 Prozent ihrer Gas-Importe von Gazprom, die Hälfte davon fließt in Pipelines durch die Ukraine.
Die EU-Kommission betonte, das Ausmaß einer Krise würde auch davon abhängen, wie stark sich die Mitgliedsstaaten in einer Krise gegenseitig unterstützen würden, indem sie eigene Vorräte und Gas-Bezüge mit Nachbarländern teilen.
"Wenn wir zusammenarbeiten, solidarisch sind und die Empfehlungen dieses Berichts umsetzen, muss kein Haushalt in der EU kalt bleiben im Winter", sagt Oettinger bei der Vorstellung der Ergebnisse.
Ein Großteil der Fehlmengen könnte durch Importe von verflüssigtem Erdgas (LNG) ausgeglichen werden, heißt es in dem Bericht. Das würde allerdings erhebliche Mehrkosten bedeuten, denn auch Asien kauft LNG auf dem Weltmarkt.
Liefern könnte das verflüssigte Erdgas beispielsweise das Emirat Katar. Europas größter Lieferant Norwegen könnte etwas mehr in den Süden pumpen. Die Folgen eines Gaslieferstopps könnten auch verringert werden, wenn die Gasspeicher in der EU gut gefüllt sind.
Dow Jones & Company, Inc.- - 06 04 AM EDT 10-16-14
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