Hart umkämpfter Markt |
08.10.2014 07:00:00
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Eisenerz - Weltmarktführer fluten den Markt und drücken die Preise
Die psychologisch wichtige 80-Dollar-Marke für eine Tonne Eisenerz wurde Ende September nach unten durchbrochen. An der Börse Singapur sei die Tonne zur Lieferung nach China um 78,60 Dollar gehandelt worden - ein Jahr davor hatte die gleiche Menge im Schnitt noch 135 Dollar gekostet, berichtet orf.at.
"Der Eisenerzmarkt ist mitten in einem Wandel wie man es in der jüngsten Vergangenheit noch nicht erlebt hat", heißt es in dem Bericht unter Verweis auf ein Statement der australischen Bank Macquarie.
In nur drei Jahren haben die drei größten Minenunternehmen der Welt die Produktion von rund 700 auf mehr als 800 Mio. Tonnen hinaufgeschraubt - in den nächsten Jahren soll diese auf 1 Mrd. Tonne weiter wachsen. Parallel dazu verdreifachte die Nummer vier auf dem Weltmarkt, das australische Unternehmen Fortescue, den Output von 41 auf 124 Millionen Tonnen.
Hinzu kommen Mieneneröffnungen wie etwa das 8 Mrd. Dollar schwere Projekt Minas-Rio in Brasilien des britischen Rohstoffkonzerns Anglo American. Ab 2016 sollen dort 26,5 Mio. Tonnen Eisenerz abgebaut werden.
Die Branchenführer können auch bei weiter fallenden Preisen noch Gewinne machen - zwischen 45 und 50 Dollar pro Tonne produzieren sie laut Experten der Schweizer Großbank UBS noch kostendeckend. Die kleinen Anbieter geraten aber bereits beim derzeitigen Preisniveau in Turbulenzen.
Erst Ende September räumte London Mining ein, sich das Betreiben seiner einzigen Mine in Marampa in Sierra Leone nicht mehr leisten zu können. Die Aktie des Unternehmens sackte daraufhin laut Bericht auf orf.at um 59 Prozent ab. Auch die britische African Minerals, ebenfalls in Sierra Leone tätig, kämpfe mit dem Preisverfall.
Mittlerweile seien rund 85 Millionen Tonnen Eisen vom Markt verdrängt worden - weitere 125 Milllionen Tonnen würden noch bis Jahresende folgen, sagte der Chef von Rio Tinto, Sam Walsh, zur "Financial Times". "Hier passiert eine Anpassung."
Der mit Abstand größte Abnehmer für die geförderten Eisenerz-Massen ist China. Derzeit gehen zwei Drittel des weltweit abgebauten Eisenerzes in chinesische Stahlwerke, die den Bauboom in dem Land bedienen. "Während bisher die Überproduktion der Hauptpreissenker war, könnte zukünftig eine einbrechende Nachfrage zum Problem werden", so Colin Hamilton, Analyst bei Macquarie.
Erste Vorboten gibt es bereits: Im August entwickelte sich der Verbrauch in China laut Eisen- und Stahlverband (CISA) erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2000 rückläufig. Im August sank die Rohstahlmenge im Jahresabstand um 1,9 Prozent auf 61,9 Millionen Tonnen. Mit gröberen Einbrüchen rechnen Experten aber frühestens in den nächsten fünf Jahren - lohnende Alternativmärkte zu China könnten dann Indien und Afrika sein.
kre/kan
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