Stephan Heibel-Kolumne 31.01.2013 11:45:00

Der sichere Hafen Gold ist überfüllt

Kolumne

Seit 2001 habe ich Gold ununterbrochen empfohlen und befinde mich damit in der schönen Position, nicht auf die letzten Prozente spekulieren zu müssen. Damals gab es ganz grundsätzliche Überlegungen, warum einmal wieder Gold stärker in den Fokus rücken sollte: Es war in Vergessenheit geraten, und nach der Aktienhausse zur Jahrtausendwende war alles Geld im Aktienmarkt, nichts im Gold. Von Euro-Schuldenkrise, von Finanzkrise oder von 9/11 war damals nichts zu sehen. Im Gegenteil, es gab unzählige Beweise dafür, warum Gold eine minderwertige Anlageform darstellt.

Heute ist es genau umgekehrt: Es gibt unzählige Beweise, warum das Gold weiter steigen "muss", denn die Politik ist nicht in der Lage, Probleme zu lösen, die Probleme werden nur verschoben. Inflation ist bei der Spendierfreude aller Notenbanken unserer Welt nur eine Frage der Zeit, nun wird sogar über einen Abwertungswettlauf debattiert. Und inzwischen haben selbst die Notenbanken erkannt, wie wichtig die Goldreserven eines Landes sind. Es wird inzwischen seitens der Notenbanken jährlich so viel zugekauft wie zur Jahrtausendwende verkauft wurde.

Und die Deutsche Bundesbank holt endlich einen Teil ihrer Goldreserven nach Deutschland zurück. Die Hälfte des Deutschen Goldes soll in Frankfurt gelagert werden. Dazu wird das Lager in Paris aufgelöst, und in London und New York wird ein Teil abgezogen. Der Goldpreis ist in Folge dieser Meldung ...

... nein, nichts. Der Goldpreis hat nicht auf diese Meldung reagiert. Als vor vierzig Jahren Frankreich seine Goldreserven aus den USA abzog, folgte eine fulminante Goldpreisrallye. Damals stand die Goldpreisrallye noch am Anfang. Heute hingegen steht sie an ihrem Ende. Und so ist zu erklären, dass dieser Schritt der Deutschen Bundesbank keine Beachtung mehr findet.

Wenn Sie den Boden für den Aktienkurs eines Unternehmens bestimmen wollen, dann achten Sie darauf, wann der Kurs trotz einer schlechten Meldung nicht mehr weiter fällt. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Aktie ausreichend ausgebombt ist. Im Umkehrschluss vermag eine bullische Meldung wie die Rückholung der Goldreserven dem Goldpreis nur dann nicht mehr zu einer neuen Rallye zu verhelfen, wenn der Goldpreis bereits ausgereizt ist. Die ganze Welt hat bereits Gold als sicheren Hafen akzeptiert. Wer sollte nun aufgrund der Meldung der Deutschen Bundesbank noch panikartig kaufen?

Das war’s. Ich habe mit 2001 eine Richtschnur zurechtgelegt: Gold kaufen bis 2012, dann folgen fünf turbulente Jahre, in denen es schwer wird, eine nachhaltige Richtung zu bestimmen. Und ab 2017 sollte Gold bei jeder Gelegenheit verkauft werden. Wenn Sie schwache Nerven haben, dann sollten Sie heute schon aussteigen. Wer spekulieren möchte, der kann dies gerne weitere vier Jahre tun. Ich erwarte heftige Schwankungen im Goldpreis, die ordentlich Profite abwerfen, wenn Sie richtig liegen.

In meinem Börsenbrief Heibel-Ticker habe ich die Hälfte der Goldposition verkauft, um das Engagement zu verringern. War das Gold zuvor mit zehn Prozent eine der größten Positionen im Portfolio, so ist es nun mit fünf Prozent nicht mehr so dominant. Für einen sicheren Hafen sollten große Rückschläge unwahrscheinlich sein, doch das trifft inzwischen nicht mehr für das Gold zu. Daher sollten auch Sie zumindest die Gewichtung des Goldes in Ihrem Vermögensportfolio überdenken.

Stephan Heibel ist Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes und Betreiber der Finanzinformationsdienste Aktien-Meldungen und animusX. Seine Kunden sind Privatanleger, die mit einem vertretbaren Zeitaufwand ihre Anlageentscheidungen selber treffen möchten.
Mit dem Heibel-Ticker wird Hintergrundwissen über die Börsen vermittelt sowie aus einer Vielzahl an Informationen das für Privatanleger Wesentliche herausgefiltert. Stephan Heibel sagt dazu: "Die Heibel-Ticker Kundschaft fluktuiert kaum, sie wächst stetig."

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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