06.04.2021 14:20:38
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ROUNDUP 2: Hedgefonds-Debakel kostet Credit Suisse Milliarden - Manager gehen
(neu: Weitere Belastungen im 2. Quartal zu erwarten, Aktienkurs)
ZÜRICH (dpa-AFX) - Der Ausfall eines Hedgefonds aus den USA kommt die Credit Suisse (Credit Suisse (CS)) teuer zu stehen. Die Belastung dürfte sich im ersten Quartal auf etwa 4,4 Milliarden Schweizer Franken (rund 4 Mrd Euro) belaufen, teilte die Großbank am Dienstag in Zürich mit. Insgesamt rechnet das Management dadurch für das erste Jahresviertel vor Steuern mit einem Verlust von etwa 900 Millionen Franken. Investmentbank-Chef Brian Chin und Risikochefin Lara Werner verlieren ihre Jobs. Die Konzernleitung um Bankchef Thomas Gottstein verzichtet auf Boni. Zudem setzt die Bank den Rückkauf eigener Aktien aus und will die Dividende kappen.
An der Börse wurden die Nachrichten nicht schlecht aufgenommen. Nachdem die Credit-Suisse-Aktie infolge der Gewinnwarnung der Bank vergangene Woche fast ein Fünftel an Wert verloren hatte, lag sie am frühen Dienstagnachmittag mit rund einem halben Prozent im Plus. Dennoch gehörte sie damit zu den schwächeren Werten im schweizerischen Leitindex SMI.
Die Credit Suisse hatte bereits Anfang vergangener Woche vor hohen Verlusten gewarnt, da ein bedeutender US-Hedgefonds den Nachschussforderungen der Credit Suisse und anderer Geldhäuser nicht nachgekommen sei. Nach Informationen von dpa-AFX und anderen Medien handelt es sich dabei um den Archegos-Fonds des Investors Bill Hwang, mit dem auch mehrere andere Banken im Geschäft waren.
Allerdings dürfte das Hedgefonds-Debakel die Credit Suisse so schwer getroffen haben wie kaum ein anderes Geldhaus. So hatte der japanische Finanzkonzern Nomura vor möglichen Belastungen in Höhe von etwa zwei Milliarden Dollar (1,8 Mrd Euro) gewarnt. Die Deutsche Bank kam nach eigenen Angaben hingegen aus ihren Geschäften mit Archegos ohne Verluste heraus.
Insidern zufolge dürfte der Schaden für die Credit Suisse mit der Belastung im ersten Quartal noch nicht ausgestanden sein. So habe die Bank in dieser Woche Aktien im Wert von etwa 2,3 Milliarden US-Dollar (knapp 2 Mrd Euro) verkauft, die Archegos als Sicherheiten hinterlegt hatte, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person. Dabei entstandene Verluste sowie Belastungen aus dem Abbau weiterer Positionen dürften erst im zweiten Quartal verbucht werden.
Der milliardenschwere Ausfall bei Archegos ist für die zweitgrößte Bank der Schweiz bereits der zweite Fehlschlag in diesem Jahr. Zuvor hatte die Pleite des britisch-australischen Finanzkonglomerats Greensill Capital die Credit Suisse getroffen. Derzeit versucht die Bank, möglichst viel Geld zugunsten der Anleger mehrerer Lieferketten-Finanzierungsfonds zu retten, die sie gemeinsam mit Greensill aufgelegt hatte.
Der erhebliche Verlust durch den Zusammenbruch des Hedgefonds sei "inakzeptabel", sagte Gottstein. Zusammen mit der angekündigten Auflösung der Lieferketten-Finanzierungsfonds habe dies die "Stakeholder erheblich verunsichert". Beide Angelegenheiten würden eingehend untersucht, und die Bank werde daraus ihre Lehren ziehen, versicherte er.
Jetzt sollen die Anteilseigner bei der Hauptversammlung am 30. April nicht wie bisher geplant über die Entlastung von Verwaltungsrat und Konzernleitung abstimmen. Das Institut will mit diesem Anliegen erst an die Anteilseigner herantreten, wenn die Untersuchung der Vorgänge abgeschlossen ist.
Personelle Konsequenzen zieht die Credit Suisse bereits. Investment-Bank-Chef Chin muss den Posten abgeben. Seinen Job übernimmt ab 1. Mai Christian Meissner. Für die Aufgaben der abtretenden Risiko- und Compliance-Chefin Warner gibt es eine Übergangslösung: Risikochef wird vorerst Joachim Oechslin, der zuletzt als Chefberater und Stabschef von Gottstein fungierte. Compliance-Chefs wird übergangsweise Thomas Grotzer, Chefjurist der Credit Suisse Schweiz.
Der Mitteilung zufolge soll die Konzernleitung um Bankchef Gottstein keinen kurzfristigen Bonus für 2020 und keinen langfristigen Bonus für 2021 erhalten. Verwaltungsratschef Urs Rohner verzichtet auf 1,5 Millionen Franken. Doch auch die Aktionäre sollen kürzer treten: Sie sollen einer Kürzung der Dividende um rund zwei Drittel auf 10 Rappen je Papier zustimmen. Und eigene Aktien will das Institut bis auf Weiteres nicht mehr zurückkaufen, um seine Kapitalquote wieder aufzubessern./stw/mis/jha/
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