21.01.2013 11:17:00
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Renditejagd: Anleger kommen wieder aus der Deckung
Die Finanzmärkte haben im vergangenen Jahr einer Reihe von Stürmen standgehalten – von der Unsicherheit der «Fiskalklippe» in den USA und den Turbulenzen in Europa bis zur «Occupy Wall Street»-Bewegung und dem Hurrikan Sandy.
Die Aktienmärkte dürften uns angesichts der Fortsetzung ihrer Jahresendrally auch im neuen Jahr weiter in Atem halten. Bei einer anhaltenden US-Konjunkturerholung spricht einiges dafür, dass die Risikobereitschaft 2013 deutlich zunehmen wird.
Die Aktienmärkte haben den Schwung zum Jahresende 2012 aufrechterhalten und das neue Jahr mit einem Kursfeuerwerk begonnen. Dies ist erstaunlich: Die US-Politiker zögern wichtige Entscheidungen hinaus, so dass die Problematik der «fiskalischen Klippe» weiterhin ungelöst bleibt. Die Diskussionen über die US-Staatsausgaben werden nun noch zwei weitere Monate anhalten. Ein weiteres Problem, das angesichts der Kluft zwischen Demokraten und Republikanern ebenfalls schwer zu lösen sein wird, ist die Ausweitung des Verschuldungsrahmens – zur Jahreswende stießen die USA an die Schuldenobergrenze von 16,4 Billionen US-Dollar. Ein Mangel an weiteren potenziellen Störfaktoren besteht nicht: das zu hohe Schuldenniveau der Industrieländer, ungünstige demografische Entwicklungen, potenzielle Inflationsgefahren infolge der Politik der Zentralbanken und mögliche Unruhen in der Eurozone aufgrund der Sparmaßnahmen, um nur einige zu nennen.
Den Notenbanken kommt weiterhin die Rolle der Feuerwehr zu. Die Währungshüter stellen unbegrenzt Liquidität zur Verfügung und, wichtiger noch, reduzieren das systemische Risiko in erheblichem Maße. Indem sie die Zinsen nahe der Null halten, zwingen sie die Investoren sukzessive, sich aus schwach verzinslichen Barbeständen und Staatsanleihen «sicherer Häfen» zu verabschieden. Eine weitere wichtige Triebfeder für die Finanzmärkte ist der bessere Zustand der Weltwirtschaft. In den Schwellenländern, vor allem in China, beginnt sich der positive Effekt der niedrigen Zinsen und der Konjunkturprogramme bemerkbar zu machen. Die US-Wirtschaft ist ungeachtet der verfahrenen Situation im Hinblick auf die «Fiskalklippe» erstaunlich widerstandsfähig, was auf einer Belebung des Häusermarkts und umfangreichen Investitionen im Energiebereich in Verbindung mit der Gewinnung von Schieferöl und -gas beruht.
2013 - das Jahr der Risikobereitschaft?
Was bedeutet dies nun für die Investoren? Ihre Situation lässt sich wohl am besten mit dem Begriff «Anlagenotstand» beschreiben: Angesichts einer geringeren Volatilität und einer beständigen Wertentwicklung sogenannter risikoreicher Anlageklassen wächst der Druck auf Investoren mit hohen Bargeldbeständen, ihr unproduktives Kapital einzusetzen, oder mit anderen Worten, Risiken einzugehen. Die Priorität könnte sich folglich von «Kapitalrückführung» auf «Kapitalrendite» verlagern und 2013 das Jahr sein, in dem die Anleger ihren «Jagdinstinkt» wiederentdecken.
Die Veränderung des Anlegerverhaltens – weg vom Schutzgedanken und der Risikoaversion hin zu einer stärkeren Risikoneigung – wird allerdings graduell verlaufen. Die Kreditmärkte, insbesondere hochverzinsliche Unternehmensanleihen und Schuldpapiere der Schwellenländer, profitierten 2012 stark. Diese Entwicklung dürfte sich im ersten Halbjahr 2013 fortsetzen. Sollten sich die Anlagemuster jedoch tatsächlich ändern, hätte dies weitreichende Konsequenzen. Es sei daran erinnert, dass die Zuflüsse in sogenannte «sichere» Anlagen, wie etwa den Staatsanleihen der USA, Deutschlands und der Schweiz sowie in Gold oder den Schweizer Franken, seit 2008 ungeahnte Ausmaße angenommen haben.
Es ist noch nicht abschätzbar, inwiefern Aktien vom Beginn einer groß angelegten Umschichtung aus sicheren Anlagen profitieren könnten. Die Grundvoraussetzung für eine solche Entwicklung, die wir momentan noch als eher wenig wahrscheinlich ansehen, wäre ein Anziehen der US-Wirtschaft. Sollte die US-Konjunktur im zweiten Halbjahr 2013 an Momentum gewinnen, die Arbeitslosigkeit deutlich sinken und die US-Notenbank ihre außergewöhnlichen Liquiditätsmaßnahmen («QE3») und ihre Nullzinspolitik aufgeben, könnte die große, 30-jährige Hausse bei Staatsanleihen zu Ende gehen. Möglicherweise nimmt der Goldpreis größere Veränderungen des Anlegerverhaltens vorweg: Er hat zuletzt auf die Lockerung der Geldpolitik in den USA und in Japan kaum noch reagiert.
Wir haben die Portfolios im Dezember weitgehend unverändert gelassen. Eine Ausnahme war Gold: Angesichts der sich verschlechternden Diversifikationseigenschaften des Edelmetalls und einer mangelnden Preisdynamik haben wir unsere Position halbiert. Zudem haben wir Anfang Januar nach einer eindrucksvollen Entwicklung unserer japanischen Aktienposition teilweise Gewinne mitgenommen. Im Gegenzug haben wir neu mexikanische Staatsanleihen gekauft und damit unser Engagement in auf Lokalwährung lautenden Schuldtiteln von Schwellenländern erhöht. Unserer Ansicht nach bietet der mexikanische Markt gute Aussichten.
Wir verfügen über signifikante Barreserven, um Chancen zu nutzen, die sich vor den anstehenden Verhandlungen über die «Fiskalklippe» ergeben könnten. Nach wie vor sind wir bestrebt, vielversprechende Anlagemöglichkeiten zu identifizieren, wobei der Kapitalerhalt oberste Priorität genießt.
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