03.12.2007 12:07:58

Indienfonds unter der Lupe

München (aktiencheck.de AG) - Indien wächst jährlich um 8%, monatlich werden 6 Millionen Handyverträge abgeschlossen und täglich erblicken 36.000 Inder das Licht der Welt, so die Experten von "Morningstar".

Neben China sei Indien der gefragte Dauerbrenner unter den Emerging Markets. Mit einer Bevölkerung von über 1,1 Milliarden, einem seit 2003 durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 8% und einem Markt mit einer Kaufkraft von 4.000 Mrd. US-Dollar sei Indien ein beliebtes Ziel ausländischer Unternehmen und Investoren. Der Leitindex Sensex habe Ende 2002 bei 3.900 Zählern gestanden, heute habe er die 20.000er Marke im Blick. Innerhalb der letzten drei Jahre habe er dabei seinen Wert verdreifacht. Das bedeute, hätte man vor drei Jahren 100 Euro in einen ETF auf den indischen Leitindex investiert, wären dies jetzt 300 Euro. Das entspreche einer jährlichen Rendite von 44%.

Der indische Markt gelte mit einem KGV von über 25 als ambitioniert bewertet. Zum Vergleich: Der deutsche Markt habe derzeit ein KGV von 13, das des französischen betrage 14. Das hohe KGV resultiere aus den hohen Wachstumserwartungen der Unternehmensgewinne.

Indien habe allerdings nicht nur seine positiven Seiten. Heruntergekommene Straßen, ein marodes Schienennetz und große Unterkapazitäten an den internationalen Flug- und Seehäfen seien der Flaschenhals der Volkswirtschaft. Das Entladen einer Frachtmaschine auf dem Flughafen von Neu Delhi dauere im Schnitt 15 Tage (zum Vergleich: Der internationale Durchschnitt betrage 12 Stunden). 60% der indischen Firmen würden eigene Generatoren besitzen, da es ständig zu Stromausfällen komme.

Laut der zuständigen Behörden müsste Indien in den kommenden 10 Jahren ungefähr 1.400 Milliarden Euro in Infrastrukturobjekte investieren. Als Lösung sollten private ausländische Beteiligungen (Private Public Partnerships) angestrebt werden. Die Umsetzung laufe allerdings schleppend, da ausländische Investitionen noch sehr stark von der indischen Regierung reglementiert würden.

Ein ausländischer Investor habe zwei Möglichkeiten, um sich in Indien zu engagieren: Entweder lasse er sich in einem aufwendigen Prozess als Foreign Institutional Investor (FII) registrieren oder er kaufe sich mittels Participation Notes (P-Notes) ein. Registrierte FIIs dürften insgesamt nicht mehr als 24% der Anteile an einem indischen Unternehmen halten. Diese Grenze könne bis auf 49% ausgeweitet werden. Ein einzelner ausländischer Investor könne nicht mehr als 10% erwerben.

P-Notes seien Derivate auf Finanztitel, die entweder von registrierten FIIs oder von indischen Brokern ausgegeben würden. Diesen Weg würden vor allem Hedgefonds nutzen, um sich nicht namentlich registrieren lassen zu müssen. Indien plane jedoch, diese Möglichkeit deutlich einzuschränken. Das habe am 16. Oktober einen Einbruch des Leitindexes um 5% ausgelöst. Anleger würden befürchten, dass dadurch Liquidität in hohem Maße aus dem indischen Markt abgezogen werde. Außerdem sollten keine P-Notes auf Optionen und Futures mehr ausgegeben werden. Bestehende Positionen sollten innerhalb von 18 Monaten aufgelöst werden. Investmentfonds internationaler Herkunft müssten auch als FII registriert sein oder P-Notes erwerben.

Indien-Fonds sollten ein höheres Risiko aufweisen als europäische Blue-Chip-Portfolios. Anleger würden hier einen Single-Country-Fonds kaufen, der zudem ein Schwellenland abbilde. Alternativen dazu seien Emerging Market Fonds, Südostasienfonds oder BRIC Fonds. All diese Regionen- und Themenfonds würden indische Aktien enthalten. Der Vorteil: Man sei breiter diversifiziert und nicht von einem Land abhängig.

Die meisten Indien-Fonds würden es nicht schaffen, den MSCI India auf langer Sicht zu schlagen. Wer dennoch einen reinen Indien-Fonds in Betracht ziehen möchte, habe die Auswahl zwischen einem ETF und zahlreichen aktiv verwalteten Fonds.

Der Lyxor ETF MSCI India (ISIN FR0010361683/ WKN LYX0BA) sei ein ETF auf den indischen Aktienmarkt, der zur Hälfte aus Industriewerten bestehe. Mit 16% sei Reliance Industries Ltd. mit Abstand der größte Wert. Infosys Technologies und die ICICI Bank (jeweils 9%) seien weitere Schwergewichte im Index. Der Dienstleistungssektor sei mit 33%, die Informations- und Technologiebranche mit 17% im Portfolio vertreten. In den vergangenen drei Jahren habe der MSCI India eine jährliche Performance von 49% erzielen können. 2005 seien es allein 59%, 2006 immerhin 35% gewesen. Der ausgabeaufschlagsfreie Lyxor ETF MSCI India biete mit einer Verwaltungsgebühr von 0,85% eine günstige Anlagemöglichkeit.

Ein Haus mit einem traditionell langen Engagement in Indien sei die HSBC. Der HSBC GIF Indian Equity (ISIN LU0066902890/ WKN 974873) werde seit seiner Auflage 1996 von Fondsmanager Sanjiv Duggal gemanagt. Mit einem Fondsvolumen von 7 Milliarden Euro sei er ein Schwergewicht am indischen Aktienmarkt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Fonds investiere das Team vorwiegend in Industrietitel (56% des Fondsvolumens) und setze dabei auf das große Wachstumspotenzial der noch unterentwickelten indischen Industrie.

Vor allem Industriematerialen würden mit 32% den Löwenanteil ausmachen. Dagegen seien der Informations- und der Dienstleistungssektor gegenüber dem MSCI India untergewichtet. Der Fonds sei mit 154 Titeln breit gestreut. Zu den Top-Werten würden Stahl- und Energietitel wie Jinda Steel & Power Ltd. (9%), Wipro Ltd. (5%) und Cairn Energy (4%) zählen. In den vergangenen drei Jahren habe der HSBC Indian GIF Equity eine jährliche Rendite von 45% erzielen können. Zwar liege er damit um fast 4% unter der Wertentwicklung des MSCI India, jedoch sei er um 2% besser als die Fonds seiner Vergleichskategorie gewesen. Für das laufende Jahr betrage die Rendite 36%. Der maximale Ausgabeaufschlag für diesen Fonds belaufe sich auf 5,54%, die Managementgebühr 1,5% pro Jahr. Für das Jahr 2006 habe sich eine TER von 1,9% ergeben.

Der Amerikaner Robert Kalin manage seit 2003 den DWS India Fund (ISIN LU0068770873/ WKN 974879) aktiv. Auch dieser Fonds habe es in den vergangenen Jahren nicht geschafft, den MSCI India zu schlagen. Im Drei-Jahresvergleich sei er seiner Benchmark um 5% hinterhergehinkt. Die Fonds seiner Vergleichskategorie habe er jedoch im selben Zeitraum um 1% schlagen können und zähle somit zu den besseren Indien-Fonds. Im laufenden Jahr habe der Fonds mit einer Wertentwicklung von 37% seinen Index nicht schlagen können. Dieser sei um fast 4% besser gewesen. Der DWS India fokussiere sich ebenfalls auf Industriewerte. Jedoch seien diese mit 41% im Vergleich zum MSCI India (49%) untergewichtet.

Dienstleistungstitel seien neutral gewichtet. Übergewichtet seien Anteile von Unternehmen aus dem Informations- und Telekommunikationssektor. Mit 77 Werten im Portfolio sei der DWS India nicht so stark diversifiziert wie der HSBC GIF India. 55% des Portfolios würden die Top 10 Holdings ausmachen, was der Gewichtung der Top-10-Werte des MSCI India etwa entspreche (51%). Die Schwergewichte im Portfolio seien mit fast 10% Reliance Industries Ltd., mit 7% Infosys Technologies Ltd. und mit 6% Anteile der ICICI Bank.

Mit einem Ausgabeaufschlag von 5% liege der Fonds im mittleren Bereich. Jedoch würden pro Jahr 2% Managementgebühren dem Fondsvolumen angerechnet. Die TER habe im Jahr 2006 2,06% betragen. (Ausgabe vom 30.11.2007) (03.12.2007/fc/a/m)

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