Fonds-Handel: Lieber global als lokal

Frankfurt (www.fondscheck.de) - Aktienfonds sind wieder begehrt: Nach dem Durchhänger in der vorletzten Woche haben zahlreiche wichtige Börsenindices, darunter auch der DAX, in den vergangenen sechs Handelstagen nämlich einen großen Satz nach oben gemacht, so die Deutsche Börse AG.

"Das war eine positive, fast fantastische Woche", kommentiere Anja Deisenroth-Boström von der Baader Bank. Mittlerweile habe das deutsche Börsenbarometer einen Großteil seiner seit Mitte März erlittenen Verluste wieder wettgemacht. Am heutigen Dienstag notiere der Dax bei 7.926 Punkten und sei damit nicht mehr weit von der wichtigen 8.000 Punkte-Marke entfernt. "Neben der Regierungsbildung in Italien sorgt vor allem die Hoffnung auf eine Zinssenkung der EZB am Donnerstag für gute Laune."

Deisenroth-Boström zufolge würden Anleger allerdings vor allem auf international investierende Aktienfonds setzen, während Produkte mit Anlageschwerpunkt in Deutschland oder Europa eher abgegeben würden. Im DWS Deutschland , im Allianz Europe Equity Growth (Allianz Europe Equity Growth - AT - EUR) und im Allianz Nebenwerte Deutschland (Allianz Nebenwerte Deutschland A (EUR)) überwögen daher die Abflüsse, lediglich im Spängler Quality Growth (Spängler Quality Growth Europe (RT)) die Zuflüsse.

Beliebt seien der Händlerin zufolge immer noch international ausgerichtete Fonds wie der DWS Top Dividende (DWS Top Dividende LD) und der M&G Global Dividend (M&G Global Dividend Fund EUR-Klasse A acc), nur vom BL-Equities Dividend (BL-Equities Dividend A) würden sich Investoren meist trennen. Der globale Ansatz komme nicht von ungefähr: Internationale Fonds hätten die in hiesigen Regionen anlegenden Produkte in den vergangenen Monaten von der Rendite her deutlich abgehängt.

Frank Wöllnitz von ICF Kursmakler habe zwar Gewinnmitnahmen im Franklin US Opportunities (Franklin U.S. Opportunities Fund A (Ydis) EUR) beobachtet. "Das war aber kein breiter Trend, offenbar hat nur ein großer Kunde Kasse gemacht." Der auf wachstumsstarke US-Werte aus dem Russell 3000 setzende Fonds könne seit Jahresanfang ein Kursplus von 12,5 Prozent aufweisen.

Daneben stünden, wie üblich, Mischfonds in der Gunst der Anleger weit oben. Wöllnitz berichte von Zuflüssen im M&G Optimal Income (M&G Optimal Income Fund EUR-Klasse A-Hedged Acc), im Flossbach von Storch Multiple Opportunities (Flossbach von Storch SICAV - Multiple Opportunities R) und im Carmignac Patrimoine (Carmignac Patrimoine A EUR acc). "Der wurde - nach längerer Zeit mit Zurückhaltung - massiv gekauft", melde der Händler mit Blick auf den Carmignac Patrimoine. Allerdings schneide der Fonds, der bereits im vergangenen Jahr hinter vielen Konkurrenten zurückgeblieben sei, auch im laufenden Jahr nicht gut ab: Mit einer Wertentwicklung von 3,8 Prozent liege er klar hinter dem M&G Optimal Income mit 4,1 Prozent und dem Flossbach von Storch mit 6,2 Prozent. So mancher Anleger kaufe daher auch gleich den reinen Carmignac-Rentenfonds, den Carmignac Sécurité (Carmignac Sécurité A EUR acc).

Fonds mit asiatischen Aktien würden derzeit weniger interessieren, wie Deisenroth-Boström feststelle. "Käufe und Verkäufe halten sich hier die Waage", erkläre die Händlerin und nenne den Aberdeen Global Asian Smaller Companies (Aberdeen Global - Asian Smaller Companies Fund A2) auf der Kauf- und den DWS Top 50 Asien (ISIN: DE0009769760/ WKN 976976) sowie den Baring Hong Kong China (Baring Hong Kong China Fund (USD)) auf der Verkaufsseite.

Etwas in den Hintergrund geraten sei das Thema Gold. Der Preis für das Edelmetall, der Mitte April innerhalb weniger Tage auf rund 1.330 USD eingebrochen sei, habe sich wieder etwas erholt. Mit aktuell 1.473 USD je Feinunze liege er aber immer noch weit unter dem Jahreshoch bei knapp 1.700 und ganz weit unterhalb des historischen Rekordstands bei über 1.900 USD.

Anleger würden unterdessen offenbar mit wieder anziehenden Kursen von Goldminenfonds rechnen: Wie Deisenroth-Boström erkläre, werde etwa der Earth Gold Fund (Earth Gold Fund UI (EUR R)) und der Craton Capital Precious Metal (Craton Capital Precious Metal Fund A) gekauft. Der Kurs des Earth Gold Fund habe sich zwar zuletzt etwas stabilisiert, auf Sicht von drei Monaten lägen die Verluste aber immer noch bei 34 Prozent, auf Sicht von sechs Monaten sogar bei 43 Prozent.

Nicht viel mit bekämen die Händler von dem in der Presse kolportierten Run auf Immobilienfonds. "Bei uns ist nicht viel los", meine Wöllnitz. Wie das "manager magazin" berichte, würden viele Sparkassen- und Volksbankberater ihren Kunden im Moment empfehlen, noch schnell in offene Immobilienfonds einzusteigen, bevor am 21. Juli die Reformen der Bundesregierung greifen würden. Das Geld, das nach diesem Stichtag in die Fonds fließe, könnten Anleger nämlich erst nach einer Haltedauer von 24 Monaten und einer Kündigungsfrist von mindestens zwölf Monaten wieder abheben. Wer hingegen bis dahin investiere, für den gelte die jetzige Regelung: Bis zu 30.000 Euro dürfe im Halbjahr abgehoben werden. (30.04.2013/fc/a/f)